Fantasia on a Theme by Thomas Tallis

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Ralph Vaughan Williams (um 1900)

Fantasia on a Theme by Thomas Tallis ist ein Werk für Streichorchester des britischen Komponisten Ralph Vaughan Williams. Es wurde 1910 komponiert und im September des Jahres in der Gloucester Cathedral beim Three Choirs Festival unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1908 reiste Vaughan Williams nach Paris, um bei Maurice Ravel Orchestrierung zu studieren. Es war eine inspirierende Erfahrung. Als er nach Hause zurückkehrte, begann für ihn eine seiner fruchtbarsten Kompositionsperioden. Er komponiert das Werk 1910; später überarbeitete er die Partitur zweimal, 1913 und 1919.

Die Aufführung des Werkes dauert etwa eine Viertelstunde. Das Werk hat seinen Namen vom Autor der Originalmelodie, Thomas Tallis (ca. 1505–1585). Tallis‘ ursprüngliches Thema ist eines von neun, die er für den Psalter von Erzbischof Matthew Parker aus dem Jahr 1567 komponierte. Vaughan Williams ließ sich oft von der englischen Renaissancemusik inspirieren. Es handelt sich um eine Fantasie im Stil der elisabethanischen Ära.

Die Fantasie ist für ein erweitertes Streichorchester geschrieben und besteht aus drei Teilen: einem Streichorchester, einem Ensemble bestehend aus beiden Gruppen und einem Streichquartett.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Uraufführung der Fantasia wurde bis auf wenige Ausnahmen allgemein gut aufgenommen: Herbert Brewer, der Organist der Kathedrale von Gloucester, beschrieb sie als „ein seltsames, verrücktes Werk eines seltsamen Kerls aus Chelsea“.  Der Rezensent der Musical Times sagte: „Es ist ein ernstes Werk, das Kraft und viel Charme der kontemplativen Art ausstrahlt, aber für das Thema erscheint es zu lang.“[1]

Andere Rezensionen waren enthusiastischer. Der Rezensent im Daily Telegraph lobte Vaughan Williams‘ Meisterschaft im Streichereffekt und fügte hinzu, dass das Werk zwar manche wegen seiner „scheinbaren Strenge“ nicht ansprechen mag, es aber „außerordentlich schön für diejenigen sei, die Ohren für die beste Musik aller Zeiten haben“.[2] Im Manchester Guardian schrieb Samuel Langford: „Die Melodie ist modal und antik im Geschmack, während die Harmonien so exotisch sind wie die von Debussy. … Das Werk zeichnet den Komponisten als jemanden aus, der ganz aus dem Trott des Alltäglichen herausgekommen ist.“

In The Times äußerte sich J.A. Fuller Maitland zu antiken und Debussy-ähnlichen Anklängen und stellte fest: „Dabei ist man sich nie ganz sicher, ob man etwas sehr Altes oder etwas sehr Neues hört. … Aber genau das macht den Hörgenuss dieser Fantasia aus: Es lässt sich keiner Zeit oder Schule zuordnen, ist aber voller Visionen, die die Seher aller Zeiten heimgesucht haben.“[3]

1954 schrieb Frank Howes in seiner Biographie: „Das Werk hat in seiner endgültigen Form die Solidität und Erhabenheit einer Kathedrale, zu der seine Werke durch eine natürliche Verwandtschaft zu gehören scheinen. Es ist in das Repertoire aller großen Orchester der Welt gelangt. Sein intensiver englischer Charakter war kein Hindernis für die internationale Verständigung, was auch immer in dieser Richtung über andere Kompositionen von Vaughan Williams gesagt werden mag.“[4]

Hörer des britischen Klassikradiosenders Classic FM haben das Stück regelmäßig in die Top 5 der „Hall of Fame“ des Senders gewählt, einer jährlichen Umfrage zu den beliebtesten Werken klassischer Musik.[5][6][7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The Musical Times (Hrsg.): The Gloucester Festival. 1. Oktober 1910, S. 650.
  2. The Musical Times (Hrsg.): The Gloucester Festival. 1. Oktober 1910, S. 7.
  3. J. A. Fuller Maitland: Musik. Hrsg.: The Times. 7. September 1910, S. 11.
  4. Frank Howes: The Music of Ralph Vaughan Williams. Oxford University Press, Oxford 1954, OCLC 459433504.
  5. Hall of Fame | Classic FM. 23. April 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. April 2014; abgerufen am 26. November 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/halloffame.classicfm.com
  6. Global Radio: Classic FM Hall of Fame 2020. Abgerufen am 26. November 2023 (englisch).
  7. Global Radio: Classic FM Hall of Fame 2023. Abgerufen am 26. November 2023 (englisch).