Ferdi Hülser

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Ferdinand „Ferdi“ Hülser (* 28. Oktober 1907 in Köln; † 27. März 1995 ebenda) war ein Kölner Kaufmann, antifaschistischer Widerstandskämpfer und Friedensaktivist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hülser war schon in seinen Jugendjahren „auffällig“: Er kümmerte sich, aus der Mitte der nicht unbeträchtlichen Geschwisterschar heraus, um die Familie der früh verwitweten Mutter, und insbesondere den Jüngeren gegenüber nahm er bereits die Vaterrolle wahr. Hülser begann 1922 eine kaufmännische Lehre bei einer Baufirma, wechselte noch im selben Jahr zur Elektrogroßhandlung E. Kahle in Köln, wo er eine dreijährige Lehre absolvierte; daneben besuchte er die kaufmännische Abendhochschule.

Er wurde 1930 stellvertretender Chef der E. Kahle KG. 1934 heiratete er Eva Wolter; aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Bereits 1934 ging er in den Widerstand. Polnischen Zwangsarbeitern ließ er illegal Lebensmittel zukommen. Aufgrund der Beteiligung der Firma Kahle an der Elektrifizierung des Fliegerhorstes Wahn als „unabkömmlich“ eingestuft, wurde er 1941 auf Anraten der Widerstandsgruppe trotzdem Soldat.

Nach Einsätzen u. a. als Lkw-Fahrer für Munitionstransporte wurde er seit 1943 ins Büro des Flughafenkommandos Wahn abkommandiert; dort fälschte er Papiere, um Deserteuren das Untertauchen zu ermöglichen. Für die lokale Gruppe des Nationalkomitee Freies Deutschland besorgte er Waffen und leitete die militärische Ausbildung.[1] Im November 1944 wurde er als Mitwirkender der Widerstandsbewegung verhaftet. Zunächst im Kölner EL-DE-Haus[2] und danach im Gestapo-Gefängnis Brauweiler inhaftiert, war er Misshandlungen ausgesetzt, an deren Folgen er bis zum Lebensende zu leiden hatte. Nach der Befreiung wirkte er ab 1945 als Teilhaber am Wiederaufbau der Firma E. Kahle mit, deren alleiniger Inhaber er später wurde.

Hülser war 1947 Mitbegründer der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und in weiteren Initiativen, etwa gegen die Wiederaufrüstung, Notstandsgesetze, Atomraketenstationierung und gegen den Krieg am Golf aktiv; in der Bundesrepublik Deutschland baute er die Deutsche Friedensgesellschaft wieder mit auf. Weiterhin half er politisch Verfolgten und teilte seine Erfahrungen Kölner Schülern mit. Mit Grete Humbach und Jakob Zorn steht er im Mittelpunkt des Dokumentarfilms Widerstand und Verfolgung in Köln 1933-1945 (1976) von Dietrich Schubert.[3]

Referenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Selbst als Arbeitgeber hat er konsequent seine persönliche Überzeugung festgeschrieben, so ist er der einzige Arbeitgeber, der die 35 Stundenwoche mit vollem Lohnausgleich eingeführt hat. […]“ Deutscher Gewerkschaftsbund Kreis Köln.

„[…] Wäre sein Weltbild das eines Menschen, der Erfolg im Geschäftsleben hat; oder wäre es rundum von dem gesellschaftskritischen Eifer geprägt, den wir von einem Friedenskämpfer erwarten – im einen wie im anderen Falle hätten wir es leicht, ihn den Stereotypen zuzuordnen, die wir zur Orientierung im sozialen Leben brauchen. Aber Ferdi Hülser enttäuscht diese Erwartung. Er vereint Rollen in sich, die wir üblicherweise nicht in ein und derselben Person zusammenverkörpert finden. Diese Komplexität und Modernität ist, abstrakt gesehen, irritierend. Lernt man aber Ferdi Hülser kennen, dann verflüchtigt sich jede Irritation – vor seiner Einfachheit. Er akzeptiert ‚einfach‘ die Menschen in ihrer Widersprüchlichkeit. Die Menschen sind ihm wichtiger als ‚die Sache‘. […] Und seinen Freunden vermittelt er […] das Gefühl unerschütterlicher Zuverlässigkeit.“ Karl Otto Hondrich in Festschrift Ferdi Hülser vollendet sein 75. Lebensjahr.

Zitat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Wir sind zwar aus dem KZ befreit worden, aber nicht aus dem Widerstand.“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner e.V (Hrsg.): Ferdi Hülser vollendet sein 75. Lebensjahr – 90 Jahre Deutsche Friedensgesellschaft. Festschrift. Köln 1982. 72 S.
  • NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Hrsg.): Gegen den braunen Strom, Köln ISBN 3-89705-172-9, 2. Aufl. 2000, S. 68ff
  • 90 Jahre für den Frieden, Kölnische Rundschau, 1./2. November 1982
  • Zwei Jubiläen für den Frieden, Kölner Stadt-Anzeiger, 4. November 1982
  • Die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ wird in diesen Tagen 40 Jahre alt, Kölner Stadt-Anzeiger, 25. März 1987
  • Ferdi Hülser tritt stets für Unterdrückte ein, Kölner Stadt-Anzeiger, 27. Dezember 1988
  • Ein Leben im Widerstand – Ferdi Hülser gestorben, Kölner Stadt-Anzeiger, 4. April 1995
  • Er wird in uns weiterleben. Zum Tod von Ferdi Hülser, ZivilCourage Jg. 21 (1995) H. 2, S. 3

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fritz Bilz Widerstand für ein freies Deutschland, die tageszeitung 24. November 2004
  2. NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Hrsg.) Köln im Nationalsozialismus: ein Kurzführer durch das EL-DE-Haus, Köln: Emmons 2001, S. 46 sowie Manfred Huiskes Die Wandinschriften des Kölner Gestapo-Gefängnisses im EL-DE-Haus 1943-1945 Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, Heft 70, hier S. 60
  3. Christa Aretz, Irene Schoor Köln im Film: Filmgeschichte(n) einer Stadt Köln: Emons 2004, S. 215; vgl. auch Widerstand und Verfolgung in Koeln 1933-1945 (cpMedia) sowie Eintrag (Köln im Film) (Memento des Originals vom 29. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.koeln-im-film.de