Ferdinand-Olivier Petitpierre

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Ferdinand-Olivier Petitpierre (* 23. August 1722 in Couvet; † 14. Februar 1790 in Neuenburg) war ein Schweizer evangelischer Geistlicher.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ferdinand-Olivier Petitpierre war der Sohn von Henri-David Petitpierre (* 1683 in Couvet; † 23. Mai 1761 in La Chaux-de-Fonds)[1], Gerichtsherr und Bürgermeister von Les Verrières[2] und dessen Ehefrau Susanne-Marie (* 1686 in Couvet; † Dezember 1764 in Neuenburg), Tochter des Gerichtsherrn Claude Petitpierre (1640–1686); er hatte noch zwölf Geschwister, zu diesen gehörte unter anderem

Seit 1772 war er mit Susannah Mary (geb. Egly) verheiratet.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ferdinand-Olivier Petitpierre erhielt ab 1740 eine Ausbildung zum Pfarrer bei Jean-Frédéric Ostervald in Neuenburg; 1746 erfolgte seine Ordination.

Von 1747 bis 1749 war er Prädikant in Cornaux, darauf von 1749 bis 1755 Diakon in Valangin und seit 1755 Pfarrer in Les Ponts-de-Martel. Nachdem er 1759 Pfarrer in La Chaux-de-Fonds geworden war, wurde er am 6. August 1760 seines Amtes enthoben[4], weil er seit 1754 wiederholt in seinen Predigten behauptete hatte, dass die Höllenstrafen, aufgrund der Gnade Gottes, nicht ewig dauern würden; 1762 wanderte er wegen des Streits nach England aus. 1777 kehrte er wieder zurück.

Geistliches und berufliches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ferdinand-Olivier Petitpierre behauptete in seinen Predigten, dass die Höllenstrafen nicht ewig dauern würden, weil Gott zwar die Sünde hasste, aber nicht den Sünder. Hierbei kam es zu einem Streit mit Charles-Daniel Prince (1689–1762), Pfarrer in La Sagne, und Georges-Louis Liomin (1724–1784)[5], Pfarrer in Péry, die Verfechter der Lehre von der Unendlichkeit der Höllenstrafen waren. Georges-Louis Liomin publizierte hierzu auch 1760 die Schrift Préservatif contre les opinions erronées qui se répandent au sujet de la durée des peines de la vie à venir[6].

Er erhielt in dieser Frage zwar Unterstützung durch Jean-Frédéric Ostervald[7], Samuel Meuron (1703–1777)[8], Generalkommissar des Fürstentums Neuenburg, das der Verwaltung des preussischen Königs Friedrich II. unterstand, sowie durch George Keith (1693–1778)[9], preussischer Gouverneur des Fürstentums[10]. Er zeigte sich jedoch reuig und wurde darauf zum Pfarrer in La Chaux-de-Fonds gewählt[11]. Weil er die Behauptung jedoch weiterhin wiederholte, wurde er in diesem kirchlich-politischen Konflikt[12] von der Compagnie des pasteurs seines Amtes enthoben und des Landes verwiesen[13]. Er emigrierte daraufhin nach London und konnte auf dem Weg dorthin noch einige Zeit bei dem Arzt und Naturforscher Abraham Gagnebin wohnen[14]. Nach seiner Rückkehr nach Neuenburg 1777 entwarf er eine Neuorganisation des Theologiestudiums, die jedoch nicht umgesetzt wurde.

Ferdinand-Olivier Petitpierre war unter anderem befreundet[15] mit dem Uhrmacher Pierre Jaquet-Droz (1721–1790).

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Family tree of Henri David Petitpierre. Abgerufen am 28. Mai 2021 (englisch).
  2. Historisches Familienlexikon der Schweiz - Personen. Abgerufen am 28. Mai 2021.
  3. Toni Cetta, Barbara Erni: Louis-Frédéric Petitpierre. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. Dezember 2009, abgerufen am 27. Mai 2021.
  4. Nadir Weber: Lokale Interessen und große Strategie: Das Fürstentum Neuchâtel und die politischen Beziehungen der Könige von Preußen (1707–1806). Böhlau Verlag Köln Weimar, 2015, ISBN 978-3-412-22451-6 (google.com [abgerufen am 29. Mai 2021]).
  5. Philippe Froidevaux, Christoph Neuenschwander: Georges-Louis Liomin. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 23. Juni 2006, abgerufen am 28. Mai 2021.
  6. Georges Louis Liomin: Préservatif contre les opinions erronées qui se répandent au sujet de la durée des peines de la vie à venir. chez le Sr. Fréderic Louis Liomin, 1760 (google.bj [abgerufen am 28. Mai 2021]).
  7. La Suisse Libérale 25. Juni 1881 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Mai 2021.
  8. Eric-André Klauser, Ernst Grell: Samuel Meuron. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 22. Mai 2008, abgerufen am 28. Mai 2021.
  9. Eric-André Klauser, Eva Johner: George Keith. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 13. August 2007, abgerufen am 28. Mai 2021.
  10. Gerhard Dick 6. Februar 2021 um 20:17: Schotten in Brandenburg und in Preußen. In: Potsdam. 24. Januar 2021, abgerufen am 29. Mai 2021 (deutsch).
  11. E. Bloesch: Geschichte der schweizerisch-reformierten Kirche: Band II. BoD – Books on Demand, 2015, ISBN 978-3-7340-0766-8 (google.com [abgerufen am 29. Mai 2021]).
  12. Martin Fontius, Helmut Holzhey: Schweizer im Berlin des 18. Jahrhunderts: Internationale Fachtagung, 25. bis 28. Mai 1994 in Berlin. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2015, ISBN 978-3-05-007229-6 (google.com [abgerufen am 29. Mai 2021]).
  13. Die Wiederbringung aller Dinge. Abgerufen am 28. Mai 2021 (deutsch).
  14. Pour une histoire de l’Eglise. In: Cercle d'Études historiques - Société jurassienne d’émulation. Juni 2007, abgerufen am 28. Mai 2021.
  15. Sebastian Klotz: Kombinatorik und die Verbindungskünste der Zeichen in der Musik zwischen 1630 und 1780. Walter de Gruyter, 2014, ISBN 978-3-05-008137-3 (google.com [abgerufen am 29. Mai 2021]).