Finailhof

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Der Finailhof
Die vier Gebäude des Hofes mit dem Similaun links im Hintergrund

Der Finailhof (früher auch Fineilhof geschrieben) ist ein Bergbauernhof in der Gemeinde Schnals im Vinschgau in Südtirol (Italien). Das Wohngebäude steht unter Denkmalschutz.[1]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hof liegt auf 1973 m s.l.m. Höhe im Schnalstal und gehört zur Fraktion Unser Frau der Gemeinde Schnals. Er war bis 1967 der höchstgelegene bewirtschaftete Kornhof Europas.[2] Der Wanderweg 7 führt von Vernagt über den Tisenhof und Raffeinhof zum Finailhof. Hinter dem Hof zieht sich das Finailtal bzw. Fineiltal nordwärts hinauf zu den Hochgipfeln des Schnalskamms.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 1290 gehörte der Hof Hiltpolt von Montalban, der ihn dem Landesfürsten verkaufte.[3] 1416 sollen die Bauern des Hofs Herzog Friedrich IV. mit der leeren Tasche auf der Flucht Schutz gewährt haben.[4][5] Der Bauer soll ihn zu seinem Schutz als Knecht mit dem Hüten der Schafe beschäftigt haben.[2][6] Auf dem Hof wird ein Becher verwahrt, der angeblich ein Geschenk des Herzogs war, jedoch ist der in den Boden eingelassene Zürcher Taler jünger und in den Becher ist die Jahreszahl 1567 eingraviert.[2]

Gaststube des Finailhofs

Der Hof besteht aus vier Holzbauten.[7] Der Holzblockbau des Wohnhauses stammt aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Es hat eine gewölbte Küche. Die Stube ist bemalt und mit Feldergetäfel ausgestattet. Hier findet sich die Jahreszahl 1854. Die Pfettenköpfe sind mit Schnitzwerk verziert.[1]

Er wird von der Familie Gurschler bewirtschaftet und dient auch als Hofschank.[8]

1981 wurde das Wohngebäude des Hofs unter Denkmalschutz gestellt.[1]

Finailhof mit Garten und Blick auf den Vernagt-Stausee

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde auf dem Hof Getreide angebaut. Der Bau des Vernagt-Stausees veränderte möglicherweise die mikroklimatischen Bedingungen, der Acker wurde zur Wiese. 2010 wurde von Schülern der Grundschulen aus Karthaus und Katharinaberg mit Unterstützung des Teams vom Projekt „Apfelliebe“ erstmals wieder Winterroggen gesät.[9][10]

Der Hof in Literatur und Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herman Schmid verarbeitete in seinem Roman aus der Tiroler Geschichte Friedel und Oswald (Berlin 1866) das Geschehen um Friedrich mit der leeren Tasche literarisch. Darin weist ihm Moidele auf seiner Flucht den Weg vom Niederjochferner zum Finailhof: „‚Hier ist das End‘, sagte sie, ‚dort unten liegt der Finailhof, Du kannst nicht mehr fehlen, Herr: Dort wartet der Knecht auf Dich, der Dich [...] hinausführt in’s Vinschgau und sicher nach Landeck bringt. [...]‘“[11]

Der deutsche Eugeniker und Anthropologe Walter Scheidt, der unter dem Pseudonym Berchtold Gierer auch Belletristik schrieb, ging in seinem 1938 erschienenen Roman Die Geige mehrfach auf den Hof ein: „Das war schon ein Hof, der Finailhof, für Leute, die gern so weit von den Menschen ab gingen wie der Sepp Spechtenhauser.“[12] Der Finailhof hatte „seine vier schweren, klotzigen Holzhäuser unter der Grawand fast wie am Ende dieser Welt in den Ausgang des Hochtales gebaut [...].“[13] Er beschrieb, wie der Hütebub des Hofs „einmal in der Woche über das Kitzköpfl zum kleinen Ferner“ ging. […][14]

Der deutsche Schriftsteller Hellmut von Cube veröffentlichte 1961 die Südtirol-Satire Mein Leben bei den Trollen, die auf seinen Erlebnissen während eines Urlaubs auf dem Finailhof basiert. Die Schnalstaler nahmen ihm die Überzeichnung des Lebens auf dem Hof, auf dem es damals noch keine Toilette mit Wasserspülung gab, und der beschriebenen Personen, wie der ledigen Schwester des Bauern, übel.[15] Das Werk erschien erneut 1981 und 2008.[16]

2009 war der Hof einer der Drehorte für die Sendung „Mein Advent in Südtirol“ des deutschen Fernsehsenders ZDF.[17]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Finail – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Der Finailhof im Verzeichnis der Baudenkmäler in Südtirol
  2. a b c Helmut Dumler: Südtirol 2. Bergverlag Rother, München 1989, ISBN 3-7633-3305-3, S. 156 (Digitalisat)
  3. Kurt Scharr: Leben an der Grenze der Dauersiedlung. Wagner, Innsbruck 2001, ISBN 3-7030-0356-1, S. 41 (Digitalisat)
  4. Carl Sonklar: Reiseskizzen aus den Alpen und Karpathen. L. W. Seidel, Wien 1857, S. 204 (Digitalisat) und S. 266(Digitalisat)
  5. Gottfried Kompatscher: Volk und Herrscher in der historischen Sage. Zur Mythisierung Friedrichs IV. von Österreich vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. (=Beiträge zur europäischen Ethnologie und Folklore. Reihe A, Texte und Untersuchungen 4). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1995, S. 154ff.
  6. Franz Prinz zu Sayn-Wittgenstein: Südtirol und das Trentino. Prestel Verlag, München 1969, S. 192 (Digitalisat)
  7. Finailhof im Schnalstal. (Memento vom 8. April 2016 im Internet Archive) In: Meraner Stadtanzeiger
  8. Almen & Hütten im Schnalstal & Pfossental. (Memento vom 21. März 2015 im Internet Archive) Auf schnalstal.com
  9. Finail: Das Korn kehrt zurück.@1@2Vorlage:Toter Link/www.schnalstal.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2015. Suche in Webarchiven) In: schnalstal.com, 16. September 2010
  10. Apfelliebe.com (Memento vom 17. August 2013 im Internet Archive)
  11. Herman Schmid: Friedel und Oswald. Ein Roman aus der Tiroler Geschichte. S. 100–101 (Digitalisat, Volltext in der Deutschen Roman-Zeitung, Berlin 1985 Volltext, S. 3–33)
  12. Berchtold Gierer: Die Geige. Propyläen, Berlin 1938, S. 402 (Digitalisat)
  13. Berchtold Gierer: Die Geige. Propyläen, Berlin 1938, S. 402 (Digitalisat)
  14. Berchtold Gierer: Die Geige. Propyläen, Berlin 1938, S. 351 (Digitalisat)
  15. Anton Unterkirchner: Rezensionen 2008: Hellmut von Cube, Mein Leben bei den Trollen auf der Seite der Universität Innsbruck
  16. Hellmut von Cube: Mein Leben bei den Trollen@1@2Vorlage:Toter Link/www.raetia.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2015. Suche in Webarchiven) bei der Edition Raetia
  17. Filmland Schnalstal. In: Der Vinschger. Nr. 30, 2. September 2009 (dervinschger.it).

Koordinaten: 46° 44′ 29,3″ N, 10° 49′ 29,3″ O