Flughafen-S-Bahn Hamburg

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Flughafen-S-Bahn Hamburg
Strecke der Flughafen-S-Bahn Hamburg
Streckennummer (DB):1239
Kursbuchstrecke (DB):101.1
Streckenlänge:2,637 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:Stromschiene, 1200 V =
Höchstgeschwindigkeit:80 km/h
Zugbeeinflussung: PZB S-Bahn Hamburg
Zweigleisigkeit:durchgehend
geplante Verlängerung zur Alsternordbahn
14,339 Streckenende
14,210 Hamburg Airport (Flughafen)
Alster
11,811 Ende Flughafentunnel
ehem. Strecke von Ochsenzoll
11,573 Alstertalbahn von Poppenbüttel
Überführgleis der Hochbahn
11,201 Hamburg-Ohlsdorf (S-Bahn)
S-Bahn nach Hauptbahnhof

Quellen: [1][2]

Die Flughafen-S-Bahn Hamburg ist eine 2,637 Kilometer lange Strecke des Hamburger S-Bahn-Netzes. Sie wurde am 11. Dezember 2008 eröffnet.

Verkehrslage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Flughafen-S-Bahn verbindet den Flughafen Fuhlsbüttel über den Bahnhof Ohlsdorf mit der Hamburger Innenstadt. Die Strecke ist mit Ausnahme eines kurzen Teilstücks nördlich von Ohlsdorf durchgehend unterirdisch trassiert. Die Tunnelrampe liegt unmittelbar vor der Station Klein Borstel der U-Bahn-Linie U1. Der Tunnel liegt aufgrund geologischer Gegebenheiten in einer Tiefe von bis zu 30 Metern unter der Erdoberfläche. Er unterquert dabei die Alster sowie ein größeres Wohngebiet in Fuhlsbüttel.

Für den öffentlichen Verkehr im Tunnelbahnhof existieren nur die Bahnsteiggleise 3 und 4.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke wird von der Linie S1 bedient. Die aus Richtung Innenstadt kommende Züge werden hierzu im Bahnhof Ohlsdorf geflügelt. Der vordere Zugteil verkehrt weiter zum Flughafen, der hintere Teil des Zuges auf der bisherigen Strecke der S1 nach Poppenbüttel. Stadteinwärts werden die Züge entsprechend zusammengekuppelt. Die Fahrtzeit vom Hauptbahnhof zum Flughafen beträgt 24 Minuten, in Gegenrichtung 25 Minuten.[3] Der Flughafen wird in einem 10-Minuten-Takt an die Innenstadt angebunden, in den Randstunden am frühen Morgen und am späten Abend wird ein ausgedünnter 20-Minuten-Takt angeboten.

Die Strecke wird von einem elektronischen Stellwerk in Ohlsdorf aus betrieben und überwacht. Das Stellwerk (Bezeichnung: Ofs) wurde im September 2008 nur wenige Monate vor Eröffnung der Flughafenstrecke in Betrieb genommen.[4] Ferner wurde die Strecke mit neuen Ks-Signalen und Anlagen für digitalen Zugfunk ausgestattet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnsteig des Flughafenbahnhofs einen Monat vor Aufnahme des Fahrgastbetriebs
Bahnsteig in Betrieb

Die Anbindung des Flughafens an eine Schnellbahn wurde seit den 1960er Jahren diskutiert. Bis Ende Mai 1974 wurde der Flughafen durch die Linie 9 der Hamburger Straßenbahn mit der Innenstadt verbunden. Die Planungen berücksichtigten bereits für die ursprünglich geplante U-Bahn-Linie U4 die Möglichkeit einer Verlängerung bis zum Flughafen, die Ende der 1970er Jahre zur Verfügung hätte stehen können. Nach Aussetzung des Baus der U4 blieb der Flughafen jedoch weiterhin ohne Schnellbahnanschluss. Der weitere Planungsfortschritt verlief deshalb schleppend, weil bis in die 1980er Jahre der Bau eines neuen Großflughafens bei Kaltenkirchen geplant war, der den bisherigen Hamburger Flughafen hätte ersetzen können. Mit der Perspektive auf baldige Aufgabe Fuhlsbüttels bestand keine dringende Notwendigkeit zum Anschluss.[5]

Erst nachdem die Planungen für den neuen Flughafen nicht weiter verfolgt wurden, wurde Ende der 1980er Jahre erneut ein Schnellbahnanschluss untersucht, aufgrund von Finanzierungsproblemen kamen die Konzepte jedoch nicht über Projektstudien hinaus. Gleichwohl wurde bereits 1991 ein Teil der Station am Flughafen im Rohbau errichtet. Der entscheidende Impuls zum Anschluss ging von der Entscheidung des Senates zum Ausbau des Flughafens im Jahr 1998 aus.

Aufgrund von Anwohnerklagen gegen das Vorhaben konnten die Bauarbeiten erst nach einer rund zweijährigen Verzögerung am 11. April 2001 begonnen werden. Die Fertigstellung war nach optimistischen Schätzungen und unter Berücksichtigung der klagebedingten Verspätungen bereits für 2005,[6] nach Wassereinbrüchen während der Bauarbeiten im Jahr 2004 für 2007 vorgesehen und erfolgte tatsächlich am 12. Dezember 2008. Bereits am Tag vor der Aufnahme des Regelbetriebs wurden jedoch kostenlose Kennenlernfahrten zur Station angeboten.

Erweiterungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Konzept „Flugzug“ sollte die S-Bahn-Strecke zum Flughafen in nördliche Richtung bis zur Strecke der AKN beziehungsweise der Alsternordbahn verlängert werden. Verbunden mit einem Ausbau der AKN-Stammstrecke zwischen Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen sollte damit eine Bahnlinie Kiel – Flughafen Hamburg – Hamburg Hauptbahnhof eingerichtet werden, unter anderem, um weiten Teilen Schleswig-Holsteins eine bessere ÖPNV-Anbindung an den Hamburger Flughafen zu bieten.

Die Idee einer Verlängerung der Flughafenstrecke zur AKN-Stammlinie wurde 2007 von der AKN aufgegriffen und in einer Machbarkeitsstudie untersucht.[7] Auch ist sie Teil des sogenannten Drei-Achsen-Konzepts, das das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium im Februar 2008 vorstellte.[8]

Streckendaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke ist für eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h[9] ausgelegt und mit einer Stromschiene für den Betrieb mit den Gleichstrom-S-Bahn-Zügen elektrifiziert. Die Tunnelrampe weist eine Neigung von 40 Promille auf. Der Bahnhof Hamburg Airport (Flughafen) erhielt einen 140 Meter langen Mittelbahnsteig und ist damit für Züge in Vollzuglänge geeignet. Die Gesamtkosten des Projekts betragen (Stand: 2008) etwa 280 Millionen Euro, die der Bund mit 60 % und die Stadt Hamburg mit 40 % übernommen haben.[9] Die Hansestadt Hamburg hat ihren Anteil allerdings bis heute nicht vollständig bezahlt, weil bislang eine Endabrechnung der Deutschen Bahn fehlt.[10]

In der Anfangszeit wurde mit etwa 13.500 Fahrgästen pro Tag gerechnet.[3] Die S-Bahn Hamburg beförderte nach eigenen Angaben im Jahr 2009 rund 4,1 Millionen Fahrgäste auf dem Streckenabschnitt, im Jahr 2014 waren es 6,3 Millionen. 2016 wurden 7,2 Millionen Menschen befördert.[11] Mit einem Anteil per Bahn zum Flughafen anreisender Menschen 34,5 Prozent sei Anfang November 2014 ein Spitzenwert in Deutschland erreicht worden. Unter den Fluggästen liege der Anteil bei knapp 30 Prozent.[12]

Diskussion um den Stationsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis September 2008 war vorgesehen, dass die neue Station lediglich Hamburg Airport heißen sollte. Mit der kurzfristigen Ergänzung um die deutsche Bezeichnung reagierte der Senat auf einen gemeinsamen Antrag von Abgeordneten von CDU und GAL, der um eine Umbenennung in Flughafen (Hamburg Airport) bat.[13] Der Vorschlag richtete sich gegen die von den Antragstellern als negativ empfundene Verwendung von Anglizismen.[14] Bereits wenige Tage nach Einreichung des Antrages distanzierten sich die federführenden Abgeordneten jedoch vom Vorschlag, da bei der vollständigen Änderung hohe Mehrkosten zu erwarten wären, die beispielsweise beim Neudruck von Fahrplänen, Kursbüchern und Reiseplänen entstünden, die zum Zeitpunkt der Antragsstellung bereits aufgelegt waren. Kritiker des Vorschlags wendeten außerdem ein, dass ein international orientierter Ort wie der Flughafen eine englische Bezeichnung tragen sollte.[15] Gleichwohl wird an den S-Bahn-Stationen der größten deutschen Verkehrsflughäfen Frankfurt und München sowie an allen anderen deutschen Flughafenbahnhöfen die deutschsprachige Bezeichnung verwendet. Heute lautet die Beschriftung auf den Stationsschildern „Hamburg Airport (Flughafen)“.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: S-Bahnhof Hamburg Airport – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DB Netze - Infrastrukturregister
  2. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  3. a b Hamburger Morgenpost: Am 11. Dezember geht's los!
  4. Bild Hamburg: Kollege Computer stellt die Weichen (Memento vom 7. März 2009 im Internet Archive)
  5. Ralf Heinsohn: Schnellbahnen in Hamburg – Die Geschichte von S-Bahn und U-Bahn 1907–2007. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2006
  6. Wolfgang Pischek, Jan Borchers, Martin Heimann: Die Hamburger S-Bahn – Mit Gleichstrom durch die Hansestadt. GeraMond-Verlag. München 2002
  7. „Mit der AKN zum Flughafen“, Hamburger Abendblatt / Norderstedter Zeitung vom 19. Dezember 2007, abgerufen am 22. November 2008
  8. Archivlink (Memento vom 29. Oktober 2009 im Internet Archive) "Verkehrsminister Austermann legt „Drei-Achsen-Konzept“ vor: Neue Bahntrassen nach Hamburg sollen bis 2015 fertig werden", Seite des Ministeriums für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, abgerufen am 22. November 2008
  9. a b S-Bahn Hamburg GmbH: Pressepräsentation mit Fahrplanauszug (Memento vom 2. Dezember 2008 im Internet Archive)
  10. Noch sind Rechnungen für den Bau offen. NahverkehrHAMBURG, 16. November 2011, abgerufen am 2. April 2017.
  11. Drucksache 21/10999 der Hamburgischen Bürgerschaft
  12. DB Mobility Logistics AG (Hrsg.): Sechsmillionster Fahrgast der Flughafen S-Bahn am Airport begrüßt. Presseinformation vom 3. Dezember 2014.
  13. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg: Drucksache 19/1026
  14. Hamburger Abendblatt (Hrsg.): Politiker wollen lieber „Flughafen“ statt „Airport“. In: Hamburger Abendblatt vom 10. September 2008. URL: http://www.abendblatt.de/daten/2008/09/10/934597.html, abgerufen am 10. September 2008
  15. Hamburger Abendblatt (Hrsg.): Rolle rückwärts zum „Airport“. In: Hamburger Abendblatt vom 12. September 2008. URL: http://www.abendblatt.de/daten/2008/09/12/935897.html, abgerufen am 12. September 2008