Fondation Surpierre

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Die Fondation Surpierre ist eine Stiftung mit Sitz in Vaduz (Liechtenstein).[1] Sie ist Eigentümerin der privaten Kunstsammlung von Marisol Corboud und ihres verstorbenen Ehemanns Gérard Corboud. Teile dieser Sammlung befanden sich mehrere Jahre als Dauerleihgabe im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud in Köln. Der Abzug dieser Sammlung steht im Zusammenhang mit dem Erweiterungsbau des Museums, dessen Realisierung sich über viele Jahre verzögerte, was zu erheblichen Differenzen zwischen dem Sammlerpaar und der Stadt Köln führte.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schweizer Unternehmer Gérard Corboud hatte zusammen mit seiner aus Köln stammenden Frau Marisol eine mehr als 170 Werke umfassende Kunstsammlung zusammengetragen und rechtlich in der Fondation Corboud zusammengefasst. Diese Sammlung befindet seit 2001 als vertraglich zugesicherte „ewige Leihgabe“ im Kölner Wallraf-Richartz-Museum. Das Museum firmiert seither als Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, was teilweise kritisierte wurde.[2] in von der Stadt für das Museum geplanter Erweiterungsbau soll dazu beitragen, einen Grossteil der Werke der Fondation Corboud dauerhaft öffentlich zeigen zu können. Der Baubeginn und entsprechend die Fertigstellung des Neubaus verzögert sich jedoch um viele Jahre.[3]

Darüber hinaus hat das Sammlerpaar weitere rund 40 Gemälde erworben, die in die private Fondation Surpierre überführt wurden.[4] 19 Gemälde dieser privaten Sammlung befanden sich zeitweilig ebenfalls als Leihgabe im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud. Dazu gehörten beispielsweise die Gemälde Sur le seuil von Charles Angrand, La Seine à Vernon von Pierre Bonnard, Le jet d’eau von André Léveillé, La Bastide-du-Vert und Enfant dans les bras d’une femme à Chapeau von Henri Martin, La rivière d’Auray von Maxime Maufra, Paysage à l’arbre round von Jean Metzinger, Paysage aux environs de Banyuls von George-Daniel de Monfreid, Paysans sur les berges de la prairie von Pierre Eugene Montézin, Moret-sur-Long, en hiver von Francis Picabia, La cueillette des roses trémières von Ferdinand du Puigaudeau, Environs de Bes, défilé de St.-Maurice von Felix Vallotton, Sous-bois von Louis Valtat, Maisons à Pont-Aven von Émile Bernard, Le canal Saint-Denis vu de la darse de Metz, effet de lune von Stanislas Lépine, Les meules au jardin des ètincelles à Criquebœuf von Edouard Vuillard und La Seine aux grésillons von Maximilien Luce.

Für die Öffentlichkeit war zwischenzeitlich nicht immer deutlich, welche Werke zu welcher der beiden Stiftungen der Sammler gehörten. So deklarierte das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud 2008 im Katalog zur hauseigenen Impressionismus-Sonderausstellung mehrere Gemälde als eigene Werke, obwohl sie zur Privatsammlung der Fondation Surpierre gehörten. Darunter waren die Bilder Die Brücke von Hippolyte Petitjean, Petit bras de la Seine, effet d’automne von Gustave Caillebotte und Die Seine mit der Pont de Clichy von Vincent van Gogh.[5] Auch die Royal Academy of Arts in London stellte ein Werk der Fondation Surpierre mit dem Hinweis auf das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud als Leihgeber aus. So wurde 2016 das Gemälde Pavillon mit Rosen, Gerberoy von Henri Le Sidaner in der Ausstellung Painting the Modern Garden: Monet to Matisse mit dem Vermerk „Lent by: COLOGNE, WALLRAF-RICHARTZ-MUSEUM“ ausgestellt, jedoch im Katalog bei der Provenienzangabe die Fondation Surpierre als Eigentümer vermerkt.[6]

Die Besitzverhältnisse der bis dahin im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud deponierten Werke rückten erst ins Blickfeld der Öffentlichkeit, als das Sammlerpaar Corboud 2013 im Zürcher Auktionshaus Koller Gemälde der Fondation Surpierre versteigern liess. Insbesondere das 12 Jahre im Museum ausgestellte Bild Die Seine mit der Pont de Clichy von Vincent van Gogh galt als bedeutender Verlust. So kritisierte Stefan Koldehoff in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die Sammler hätten das Museum für ihre Privatsammlung als „Wertsteigerungsmaschine“ benutzt.[7] Diese Kritik geschah auch vor dem Hintergrund der von Museumsmitarbeitern geleisteten wissenschaftlichen Arbeit zu einzelnen Werken der Sammlung der Fondation Surpierre.[8] Zu den weiteren 2013 bei Koller versteigerten Werken der Fondation Surpierre gehörten die Gemälde Petit bras de la Seine, effet d’automne von Gustave Caillebotte, A la lisière de la forêt – Les Sablons von Alfred Sisley und La Grille von Raoul Dufy.[9][10]

Die im Museum verbliebenen Werke der Fondation Surpierre lagerten die nächsten Jahre im Depot. Nach dem Tod von Gérard Corboud drohte seine Witwe wiederholt mit dem Abzug der Werke, sollte es nicht deutliche Fortschritte bei der Umsetzung des Erweiterungsbaus des Museums geben.[11] Schließlich ließ Marisol Corboud 2019 die verbliebenen 19 Werke der Fondation Surpierre aus dem Museum abtransportieren.[12] Hierzu gehörten Werke wie Verger à Varengeville avec vache von Camille Pissarro und Gestalten auf einer Strasse von Georges Seurat.[13] Einige Werke der Fondation Surpierre wurden in der Folgezeit auf dem Kunstmarkt angeboten. So stand das Bild Die Brücke von Hippolyte Petitjean auf der Kunstmesse Biennale 2019 in Paris zum Verkauf[14], 2021 hat das Kölner Kunstauktionshaus Lempertz die Bilder Verger à Varengeville avec vache von Camille Pissarro und Sonniger Garten von August Macke angeboten.[15] Bei Lempertz wurde zudem im Juni 2022 das Gemälde Paysage à l’arbre rond von Jean Metzinger versteigert.[16] Im Dezember 2022 wurde ebenfalls bei Lempertz das Gemälde Straßenszene (Dans la rue) von Georges Seurat verkauft.[17]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Iris Schäfer, Caroline von Saint-George, Katja Lewerentz: Impressionismus – Wie das Licht auf die Leinwand kam. Ausstellungskatalog Köln und Florenz, Skira, Mailand 2008, ISBN 978-88-6130-611-0.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag zur Fondation Surpierre im Register LEIReg des Bundesanzeiger Verlag
  2. Peter Dittmar: "Miracle de la couleur" – Die Sammlung Corboud im Wallraf-Richartz-Museum, Artikel in Die Welt vom 17. September 2001.
  3. Markus Schwering: „Ich habe absolute Verantwortung“, Artikel im Kölner Stadtanzeiger vom 10. Juni 1920.
  4. Barbara Schaefer: Pressetext zur Ausstellung Impressionismus. Wie das Licht auf die Leinwand kam in der Wiener Albertina vom 10. September 2009.
  5. Im Katalog Iris Schäfer, Caroline von Saint-George, Katja Lewerentz: Impressionismus – Wie das Licht auf die Leinwand kam werden Petit bras de la Seine, effet d’automne von Gustave Caillebotte auf S. 90, Die Seine mit der Pont de Clichy von Vincent van Gogh auf S. 110 und Die Brücke von Hippolyte Petitjean auf S. 114 mit Wallraf-Richartz-Museum & Foundation Corboud deklartiert. Abweichend wird Die Brücke von Hippolyte Petitjean auf S. 235 mit Fondation Surpierre angegeben.
  6. Liste mit Leihgaben zur Ausstellung Painting the Modern Garden: Monet to Matisse 2016 in der Royal Academy of Art
  7. Stefan Koldehoff: Das Museum als Wertsteigerungsmaschine, Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 24. Mai 2013.
  8. Caroline von Saint-George: Vincent van Gogh, Die Brücke von Clichy, Kurzbericht zu Maltechnik und Zustand. Forschungsprojektes "Maltechnik des Impressionismus und Postimpressionismus", Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln und Fachhochschule Köln, Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS), Köln 2008 Archivlink (Memento vom 2. Mai 2016 im Internet Archive) (PDF; 1,5 MB)
  9. Katalog der Versteigerung im Auktionshaus Koller vom 21. Juni 2013.
  10. Stefan Koldehoff: Das Museum als Wertsteigerungsmaschine, Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 24. Mai 2013.
  11. Hartmut Wilmes: Marisol Corboud über den Abzug aus Köln „Dies ist für mich ein schwerer Schritt“, Artikel in der Kölnischen Rundschau vom 16. November 1918.
  12. EB: Drohung wahr gemacht: Marisol Corboud zieht 19 Bilder aus Kölner Wallraf-Museum ab, Artikel in der Kölnischen Rundschau vom 30. März 2019.
  13. Die Strassenszene wurde 2008 in einer Sonderausstellung im Wallraf-Richartz-Museum & Foundation Corboud gezeigt, siehe Iris Schäfer, Caroline von Saint-George, Katja Lewerentz: Impressionismus – Wie das Licht auf die Leinwand kam, S. 235.
  14. Das Gemälde wurde von der Londoner Kunsthandlung Stoppenbach & Delestre Ltd angeboten und im Katalog als Un pont à Paris bezeichnet, siehe Katalog der Kunstmesse Biennale 2019 Paris, S. 191.
  15. Siehe Auktion 1187, Evening Sale – Moderne und Zeitgenössische Kunst am 3. Dezember 2021: Verger à Varengeville avec vache von Camille Pissarro und Sonniger Garten von August Macke bei Lempertz.
  16. Paysage à l’arbre rond von Jean Metzinger bei Lempertz
  17. Dans la rue von Georges Seurat bei Lempertz