Francis Donald Klingender

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Francis Donald Klingender (* 1907 in Goslar; † 9. Juli 1955 in Manchester) war ein britischer Soziologe und Kunsthistoriker. Klingender galt als Marxist und früher Vertreter der Kunstsoziologie im englischen Sprachraum.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Francis Klingenders Vater, Louis Henry Weston Klingender, war ein aus Liverpool gebürtiger Tiermaler, der ab 1881 in Düsseldorf bei dem Tier- und Jagdmaler Carl Friedrich Deiker seinen Beruf erlernt und dort bis Anfang der 1890er Jahre ausgeübt hatte.[1] Seine Mutter war Florence Hoette († 1944), die Tochter des Düsseldorfer Beigeordneten Theodor Emil Friedrich Hoette (1831–1917) und dessen britischer Ehefrau Emily, geborene Scelton (1835–1917). Nach der Hochzeit im Jahr 1894 zogen die Klingenders nach Kronberg im Taunus, wo der Vater der Kronberger Malerkolonie angehörte. 1902 zogen sie nach Goslar im Harz, wo Francis Klingender 1907 geboren wurde und in Georgenberg aufwuchs. Klingender war Asthmatiker und zeitlebens von schlechter Gesundheit.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde sein Vater vorübergehend unter dem Verdacht der Spionage für England interniert und in ein Lager in der Nähe von Berlin verbracht. Francis Klingender besuchte das Goslarer Gymnasium, das er 1925 mit dem Abitur abschloss. Am 28. Mai 1926 zog er nach London.

Im Oktober 1928 folgten ihm seine Eltern nach England. Die inzwischen aus der Mode gekommenen Bilder des Vaters ließen sich auch dort kaum verkaufen, so dass allein der Sohn zum Lebensunterhalt beisteuerte. Er arbeitete tagsüber in einer Werbeagentur und besuchte abends die London School of Economics and Political Science, wo er sich auf Soziologie konzentrierte. Nach seinem Hochschulabschluss 1930 nahm er bis 1932 an dem von Sir Hubert Llewellyn Smith (1864–1945) ins Leben gerufene Sozialforschungsprojekt New Survey of London Life and Labour (NSLLL)[2] teil, das den Zweck hatte, Änderungen in den Lebensbedingungen der Arbeiterklasse seit der Pionierarbeit von Charles Booth 40 Jahre zuvor herauszuarbeiten.

1934 schloss Klingender seine Dissertation über das Leben der Londoner Arbeitskraft ab und publizierte 1935 seine Condition of Clerical Labour in Britain. Seine unpopulären Ansichten erschwerten ihm, eine akademische Anstellung zu finden. Er gab Privatunterricht und wurde Mitglied im Executive Committee der Artists’ International Association (AIA).

John Grierson beauftragte ihn, den finanziellen Unterbau der britischen Filmindustrie zu prüfen. Sein Buch Money Behind the Screen („Geld hinter der Filmleinwand“) erschien 1937 und war bei Kritikern umstritten.

Ab Anfang der 1930er Jahre, wenn nicht früher, war Klingender aktives Mitglied der Kommunistischen Partei Großbritanniens (CPGB). Trotzdem waren es gesundheitlichen Gründe, warum er 1939 nicht zum Militärdienst eingezogen wurde; während des Krieges untersuchte er die Auswirkungen der industriellen Revolution auf die bildende Kunst in England. Als Ergebnis veröffentlichte er 1947 Art and the Industrial Revolution („Kunst und die Industrielle Revolution“). Im darauf folgenden Jahr erschien Goya in the Democratic Tradition (Goya in der demokratischen Tradition), eine weitere Arbeit, die er bereits während des Krieges zu recherchieren begonnen hatte.

Ab 1948 kam Klingender als Dozent für Soziologie an der University of Hull unter, wo er sich auf britische arbeitsrechtliche Fragen konzentrierte. Hier lernte er Winifred Margaret Kaye kennen, die er 1951 heiratete. Obwohl er 1953 und 1954 auch über Ikonographie, Altarbilder und paläolithische Kunst publizierte, vollendete er kurz vor seinem Tod das Manuskript für Animals in Art and Thought (Tiere in Kunst und Gedanken), was er als sein Hauptwerk ansah und das posthum von der Ehefrau des Kunsthistorikers Friedrich Antal herausgegeben wurde.

1955 starb Francis Klingender im Alter von erst 48 Jahren an einem Asthmaanfall.

Klingender war auch Kunstsammler, seine Kollektion politischer Karikaturen und satirischer Kunst wurde posthum teilweise vom British Museum aufgekauft.[3] 1968 überarbeitete und redigierte Sir Arthur Elton (1906–1973) Klingenders Art and Industrial Revolution und publizierte es neu.

Bibliografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The Black-coated Worker in London, 1934 (Dissertation).
  • Condition of Clerical Labour in Britain, 1935.
  • Money Behind the Screen, 1937.
  • Marxism and Modern Art: An approach to social realism, 1943 (online abrufbar)
  • Art and Industrial Revolution, 1947.
  • Goya in the democratic tradition, 1948.
    • deutsch Goya und die demokratische Tradition Spaniens.
  • Animals in art and thought, 1955.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grant Pooke: Francis Klingender 1907-1955: A Marxist Art Historian Out of Time, ISBN 0955723906.
  • Arthur Elton: Francis Donald Klingender 1907-1955. In: Art and Industrial Revolution. Augustus M. Kelley Verlag, New York, 1968, Seiten vii-xi.
  • Nachruf: Dr. F. D. Klingender. The Times (London) 12. Juli 1955, Seite 11 und Addendum von J. S. H. Dr. F. D. Klingender. The Times (London), 18. Juli 1955, Seite 11.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich Schaarschmidt: Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst, insbesondere im XIX. Jahrhundert. Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Verlag August Bagel, Düsseldorf 1902, S. 347, (online)
  2. New Survey of London Life and Labour, 1929–1931, Objektdatenblatt im Portal discover.ukdataservice.uk, abgerufen am 21. November 2017
  3. Trefferliste zu Klingender im Portal britishmuseum.org, abgerufen am 21. November 2017