Franz Jäger (Architekt, 1781)

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Franz Jäger jun., Gemälde von Josef Ziegler 1830
Franz Jäger jun.

Franz Jäger (Franz Seraphim, * 5. Juli 1781[1] in Wien; † 20. Dezember 1839 ebendort[2]) war ein bürgerlicher und Hofsteinmetzmeister, Architekt und Kunstsammler.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz Jägers Großvater Jacob Jäger war aus Tirol nach Wien zugewandert. Er verheiratete sich 1732 und wurde Steinmetzmeister der Wiener Bauhütte. Vater Franz Jäger (sen.) heiratete 1778 Marianna Schwindlerin; 1780 wurde er Hofsteinmetzmeister. Franz jun. wurde 1781 geboren, der ältere Bruder Anton 1779, weiters die Brüder Joseph 1783 und Karl 1784.

Franz Jäger heiratete im Juni 1811 Josepha Fischer,[3] Witwe des Kapellmeisters Anton Friedrich Fischer,[4] geborene Steiger. Aus dieser ersten Ehe kam Tochter Eleonore (Maria Anna) Fischer. Sie heiratete den Architekten Joseph Kornhäusel.[5]

Steinmetzmeister der Wiener Bauhütte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits mit acht Jahren begann Franz das Steinmetzhandwerk beim Vater zu lernen, 1795 erfolgte die Freisprechung zum Gesellen. Er meldete sich bei der Innung der Bau- und Steinmetzmeister 1802 zur Meisterprüfung an, bestand diese 1810 und erhielt eine Stelle als bürgerlicher Steinmetzmeister. Der Vater war 1809 gestorben. In der Nachfolge übernahm er das Hofamt des Vaters als Hofsteinmetzmeister.

Mauritius-Kirche Kremsier/Tschechien, Hochaltar Franz Jäger jun., Zeichnung Anton Petter
Atelierturm, Kornhäuselturm
Baden Villa Jäger 1842

Steinbruchbesitzer bei Wöllersdorf in Niederösterreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Österreichischen Enzyklopädie:[6]

„Die ausgedehnteste Steinmetzwerkstätte ist wohl die des tätigen, kunstsinnigen und wissenschaftlich gebildeten Franz Jäger, der auch Besitzer des Steinbruchs bei Wöllersdorf ist.“

Steinmetzarbeiten 1835

Deutschlandreise 1822[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz Jäger war nachweislich in der Pfalz, studierte dort gotische Bauten und sammelte wahrscheinlich auch Baurisse. Darunter ist das „hervorragend schön gezeichnete“ Blatt 239/1 mit Maßwerkstudien für die Memorie des Mainzer Domkreuzganges. Diese Blätter gelangten erst durch ihn als Sammler nach Wien.[7]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franzensburg im Schlossteich Laxenburg

Der Entwurf der Franzensburg stammte vom Schlosshauptmann Michael Riedl und Hofsteinmetzmeister Franz Jäger, dem Vater. Ab 1798 entstand unter Mitarbeit des Sohnes auf einer künstlichen Insel im Schlossteich die Nachahmung einer mittelalterlichen Burg. An der Franzensburg, Beispiel der romantischen klassizistischen Neugotik, wurde 40 Jahre gebaut.[1]

St. Mauritius-Kirche Kremsier, Mähren

Er leitete die Restaurierungsarbeiten. Gotischer Altar mit Anton Petters Gemälde (1808/1809) in der Mauritiuskirche zu Kroměříž von Franz Jäger, im Museum für angewandte Kunst, Wien[2]

Palais Schönburg Wien Wieden

Das barocke Palais Schönburg wurde 1705 in der Vorstadt Wieden nach Plänen von Johann Lucas von Hildebrandt erbaut. Der neue Besitzer Joseph Nepomuk Graf Keglevich de Buzin beauftragte 1811 den Architekten Franz Jäger jun. das Gebäude im damaligen Empirestil ausbauen, um Platz für seine Bücher- und Gemäldesammlung zu schaffen.[8]

Maria am Gestade Wien

Die gotische Maria-am-Gestade-Kirche wurde 1786 entweiht und gesperrt; 1809 war sie Pferdestall der französischen Truppen. 1812 befahl Kaiser Franz I. die Wiederherstellung. Franz Jäger war als Mitarbeiter seines Vaters bei dessen Arbeiten mit den Formen der Gotik konfrontiert worden. Er arbeitete 1817–1820 bei der Restaurierung mit, lieferte das zur gesamten Bauführung nötig gewesene Steinmaterial und schuf einen Entwurf für den Hauptaltar, der aber nicht ausgeführt wurde.[9][10]

Wiener Wohnhaus Franz Jäger – Josef Kornhäusel 1824/1825

Das Haus Judengasse 14, Fleischmarkt 1B, Seitenstettengasse 2 kauften 1824 der k.k. Hof- und Steinmetzmeister Franz Jäger und der Architekt Josef Georg Kornhäusel. Nach Plänen Kornhäusels wurde es 1825 bis 1827 von Jäger neu erbaut, wobei an der Rückseite der markante Atelierturm errichtet wurde. Nach Fertigstellung übersiedelten sie mit ihren Familien in das Haus im 1. Bezirk, Judengasse 14.

Villa Jäger in Baden

Gemeinsam mit Joseph Kornhäusel plante er auch diese Villa. Er starb 1839, so baute Kornhäusel für die Witwe allein. Das Haus genießt Denkmalschutz (Listeneintrag).

Grabdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entwurfszeichnungen von Franz Jäger stellen verschiedene klassizistische Grabmäler dar, was ihn zum „Führer der damaligen Friedhofskunst“ stempelte. Er legte 1835 aufgrund der starken Nachfrage ein „Musterbuch“ von Grabdenkmälern an.[11]

Als Gotik-Spezialist (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Umgestaltung der Stephansdom die Eligiuskapelle.[12]

Akademie der bildenden Künste Wien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie Jäger gehörte zu den ältesten Wiener Kunstsammlern. Die bedeutendste Schenkung stellte die Sammlung des Franz Jäger mit 5.692 Druckgrafiken und 2.827 Handzeichnungen dar.[13] Er hatte die vom Vater aufgebaute Sammlung von Stichen und Handzeichnungen nach 1809 übernommen, weiter ausgebaut und als Legat der Akademie der bildenden Künste, deren Mitglied er war, vermacht. (→ Franz Jäger (Architekt, 1744)#Gotische Baurisse – Weltkulturerbe.) Das Verzeichnis der künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Nachlässe in Österreich. Franz Jäger (1780–1839). enthält zahlreiche Architekturzeichnungen und Aquarelle. - Sammlung von gotischen Architekturzeichnungen, umfangreiche Sammlung von Kupferstichen, u. a. von Jacques Callot, Clemens Kohl, Johann Elias Ridinger, Carl Philipp Schallhas, Franz Edmund Weirotter, Johann Georg Wille und Johann Ziegler, Architekturzeichnungen vom Vater Franz Jäger. Auch eine mittelalterliche Bauzeichnung des Kölner Domes liegt vor.[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Josef Böker: Architektur der Gotik. Bestandskatalog der weltgrößten Sammlung an gotischen Baurissen der Akademie der Bildenden Künste Wien. Anton-Pustet-Verlag, Salzburg 2005, ISBN 3-7025-0510-5 (Legat Franz Jäger).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Matriken St. Michael Wien Taufbuch 1781 Franz Seraphim, Eltern Franz Jäger, Hof- und bürgerlicher Steinmetzmeister und Maria Anna Schwaidlerin. Laimgrube 24.
  2. Matriken St. Josef ob der Laimgrube Sterbebuch 1839 k.k.Architekt, und Mitglied der k.k. Akademie der bildenden Künste, Hausinhaber, verheiratet
  3. Matriken St. Josef ob der Laimgrube, Trauungsbuch, 1811: „Franz Seraphius Jäger, ledig, k.k. Hofsteinmetzmeister, in Wien geboren, des Franz Jäger k.k. Hof- und bürgerlicher Steinmetzmeister und Anna Schwandler, dessen Ehegattin, beide selig, ehelicher Sohn. Wohnt Laimgrube 23, 30 Jahre. − Josepha Steiger, verwitwete Kapellmeisterin, geboren in Prag, des Joseph Steiger Oberleutnant sel. und Josepha, dessen Gattin eheliche Tochter. Wohnt Laimgrube 23, 27 Jahre.“ Zeugen waren Josef Reymund, Baumeister, des Äußeren Rates, zuständig für Zünfte und Franz Ritter, Hofagent.
  4. Anton Friedrich Fischer im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  5. Fischer, Anton
  6. Johann Jakob Heinrich Czikann, Franz Gräffer (Hrsg.): Oesterreichische National-Encyklopaedie, oder alphabetische Darlegung der wissenswürdigsten Eigenthümlichkeiten des österreichischen Kaiserthumes, Band 5, in Kommission der Friedrich Beck’schen Universitäts-Buchhandlung, Wien 1836, S. 115.
  7. Hans Koepf: Die gotischen Planrisse der Wiener Sammlungen, 1969
  8. Palais Schönburg. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl;
  9. Dehio Wien 1. Bezirk – Innere Stadt: Maria am Gestade-Kirche. 2003, ISBN 3-85028-366-6, S. 96.
  10. Europeana ÖNB Maria am Gestade, Hochaltarentwurf nach Stich Franz Jäger 1836
  11. Alexandra Smetana: Grabdenkmäler des Wiener Klassizismus. Ein Beitrag zur Sepulkralkultur zwischen 1788−1840. Diplomarbeit, Universität Wien, 2008.
  12. Meister Michael: Baumeister der Herzoge von Österreich, S. 241
  13. Geschichte, Akademie der bildenden Künste Wien
  14. Aufgerissen – Die mittelalterlichen Baurisse des Kölner Domes