Franz Richard Maria Joseph Gattermann

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Exlibris mit Wappen von Franz Richard Maria Joseph Gatterman

Franz Richard Maria Joseph Gattermann (* 13. Februar 1753 in Schweich; † 14. März 1830 in Trier) war ein deutscher Richter und Beamter.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gattermann war der Sohn des kurtrierschen Rats und Schultheißen Friedrich Franz Gattermann (1725–1780) und dessen Ehefrau Maria Dorothea geb. Armbruster (1720–1782). Er besuchte die philosophische Fakultät der Universität Trier und wurde 1776 dort Baccalaureus. Danach arbeitete er als Advokat in Trier. 1778 wurde er Hochgerichtsschöffe beim kurfürstlichen Hofgericht. Am 27. November 1779 wurde er durch Kurfürst Clemens Wenzeslaus zum Amtmann im Amt St. Wendel ernannt. Er war in Personalunion dort auch Amtskeller und Spezialeinnehmer. In der Stadt St. Wendel war er Stadtschultheiß und Ratsmitglied. Neben der Aufgabe als Amtmann in St. Wendel war er ab dem 1. August 1788 auch Wirklicher Hofrat beim Appellhof in Trier.

Mit der Einnahme des linken Rheinufers durch französische Revolutionstruppen wurde auch das Amt St. Wendel am Neujahrstag 1794 französisch besetzt und später annektiert. Gattermann befand sich zu diesem Zeitpunkt in Trier. Er konnte in der Franzosenzeit nicht mehr nach St. Wendel zurückkehren, wurde aber in Kurtrier bis 1797 formell als Amtmann geführt. Faktisch war er in verschiedenen Funktionen für den Kurfürsten tätig. Nach dem Frieden von Campo Formio war klar, dass das Amt St. Wendel französisch bleiben würde. Gattermann trat in französische Dienste, passte seinen Nachnamen in „Aussprache und Schreibweise […] den politischen Gegebenheiten“ an (François-Richard-Marie-Joseph Gatterman)[1] und wurde im Jahr XII (l’an XII) des französischen Revolutionskalenders, demnach 1803/04, Generalprokurator am Kriminalgerichtshof Koblenz.[2] Der „Kriminal-Prokurator zu Koblenz, Herr Gattermann“, wurde nach dem Ende der französischen Herrschaft (1814) mit Datum 4. Mai 1820 per Kabinettsordre zum Landgerichtsrat beim Landgericht Trier ernannt.[3] Als solcher trat er am 24. November 1827 in den Ruhestand.[4]

Gattermann gehörte 1808 zu den Gründungsmitgliedern der Koblenzer Casino-Gesellschaft,[5] der später auch seine Söhne Christian und Johann Gerhard beitraten.[6]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehefrau

Am 31. Juli 1782 heiratete er in St. Wendel Maria Elisabetha Christina Bibiane Josepha (* 18. Juli 1757 in Ehrenbreitstein; † 1. Februar 1842 in Trier), die Tochter des Hofrates und späteren Professors Eschermann und seiner Ehefrau Auline Anna Maria Reuland.

Kinder
  • Maria Anna Gerharda Gattermann (* 17. Juli 1783 in St. Wendel; † 24. Januar 1845 in Trier)
  • Maria Barbara Irmine Josepha Gattermann (* 19. Dezember 1784 in St. Wendel; † 20. Januar 1835 in Koblenz)
  • Johann Gerhard Jacob Franz Wendelin Gattermann (* 25. Mai 1786 in St. Wendel; † 1823)
  • Joseph Christian Hermengild Gattermann (1788–1860) (preußischer Landrat)[7]
  • Wilhelm Maria Jacob Wendelin Gattermann (* 29. Oktober 1789 in St. Wendel; † 1867)
  • Stephanie Francisca Xaveria Gattermann (* 10. Juni 1791 in St. Wendel; † kurz darauf)
  • Anna Karolina Franzisca Xaveria Gattermann (* 22. Juli 1793 in Rhaunen; † 22. August 1872 in Trier[8])
  • Peter Josef Gattermann (* 25. Mai 1796 in Trier; † 18. Mai 1797 in Trier)
  • Lothar Friedrich Jacob Gattermann (* 25. Mai 1796 in Trier; † 1849)

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gatterman (François-Richard-Marie-Joseph). In: Fastes de la Légion d’honneur. Biographie de tous les décorés accompagnée de l’histoire législative et réglementaire de l’ordre. Hrsg. von A. Lievyns, Jean-Maurice Verdot und Pierre Bégat. Bd. 5. Paris 1847, S. 353 (online bei Google Books).
  • Julius Bettingen: Geschichte der Stadt und des Amtes St. Wendel. Eigenverlag, St. Wendel 1865; unveränd. Nachdr. Neustadt an der Aisch 1997 ISBN 3-89557-078-8, S. 529 f.
  • Gatterman (François-Richard-Joseph). In: Dictionnaire historique et biographique de la révolution et de l’empire. 1789–1815. Bd. 2. Hrsg. von Jean François Robinet, Adolphe Robert und Julien Le Chaplain. Lib. historique de la révolution et de l’empire, Paris [1898], S. 22 (online bei Internet Archive).
  • Karl Zimmermann: Richard Gatterman. Der letzte kurtrierische Amtmann in St. Wendel. In: Heimatbuch des Kreises St. Wendel 5 (1953/54), S. 112–120 (online als PDF).
  • Hans-Klaus Schmitt: Die Amtmänner des kurtrierschen Amtes St. Wendel. In: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 16 (1975/76), S. 14–26, hier S. 24 f. (online als PDF).
  • Horst Romeyk: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Band 69). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-7585-4, S. 461.
  • Lutz Klinkhammer: Zur Rolle des Justizapparats auf dem linken Rheinufer. In: Erbfeinde im Empire? Franzosen und Deutsche im Zeitalter Napoleons (= Beihefte der Francia. Bd. 79). Hrsg. von Jacques-Olivier Boudon, Gabriele B. Clemens und Pierre Horn. Thorbecke, Ostfildern 2016, ISBN 978-3-7995-7470-9, S. 149–172, S. 157 mit Anm. 26, S. 166–171 (online als PDF bei Perspectivia.net).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lutz Klinkhammer: Zur Rolle des Justizapparats auf dem linken Rheinufer. In: Erbfeinde im Empire? Franzosen und Deutsche im Zeitalter Napoleons (= Beihefte der Francia. Bd. 79). Hrsg. von Jacques-Olivier Boudon, Gabriele B. Clemens und Pierre Horn. Thorbecke, Ostfildern 2016, ISBN 978-3-7995-7470-9, S. 149–172, S. 157 mit Anm. 26, S. 166–171, S. 171 (online als PDF bei Perspectivia.net).
  2. Gatterman (François-Richard-Marie-Joseph). In: Fastes de la Légion d’honneur. Biographie de tous les décorés accompagnée de l’histoire législative et réglementaire de l’ordre. Hrsg. von A. Lievyns, Jean-Maurice Verdot und Pierre Bégat. Bd. 5. Paris 1847, S. 353 (online bei Google Books).
  3. Kölnische Zeitung. Nr. 97 vom 17. Juni 1820, S. (1) (online bei zeitpunkt.nrw).
  4. Jahrbücher für die Preußische Gesetzgebung, Rechtswissenschaft und Rechtsverwaltung. Bd. 30 = Heft 59/60 (1827), S. 405 (online bei Google Books).
  5. Werner Wilhelm Weichelt: Casino Coblenz 1808–1908. Ein Gedenkbuch zur Hundertjahr-Feier. Eigenverlag, Koblenz 1908, S. 10 Nr. 27 s. v. Gattermann (online bei dilibri Rheinland-Pfalz).
  6. Werner Wilhelm Weichelt: Casino Coblenz 1808–1908. Ein Gedenkbuch zur Hundertjahr-Feier. Eigenverlag, Koblenz 1908, S. 258 s. v. Gattermann (online bei dilibri Rheinland-Pfalz).
  7. Mit falschem Vornamen Johann [!] Christian Hermengild sowie falschem Geburts- (1785) und Sterbejahr (1848) bei Karl Zimmermann: Richard Gatterman. Der letzte kurtrierische Amtmann in St. Wendel. In: Heimatbuch des Kreises St. Wendel 5 (1953/54), S. 112–120, S. 119 (online als PDF bei www.landkreis-st-wendel.de); diese fehlerhaften Angaben finden sich auch im Eintrag Gatterman Franz Richard Maria Joseph in der Datenbank Saarland Biografien (Stand: 27. September 2021).
  8. Stadtarchiv Trier, Signatur: TB31/1909 Nr. 1896.
  9. Annuaire de la légion d’honneur, pour L’an XIII (1805), le Ier. du règne de Napoléon. Rondonneau, Paris [1805], S. 309 (online bei Google Books).
  10. Jahrbücher für die Preußische Gesetzgebung, Rechtswissenschaft und Rechtsverwaltung. Bd. 31. Hrsg. von Karl Albert von Kamptz. Berlin 1928, S. 218, Abschn. 3, Nr. 2 (online bei Google Books).