Frauenschach

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Frauenschach[1][2] bezeichnet die Sportart Schach, wenn sie von Frauen bei Gelegenheiten ausgeübt wird, bei denen nur Frauen die Teilnahme erlaubt ist. Das von Frauen gespielte Schach unterscheidet sich in Bezug auf das Regelwerk nicht vom Schach der Männer. Als beste Frau in der Schachgeschichte gilt die Ungarin Judit Polgár, die selbst jedoch nur dreimal an reinen Frauenwettkämpfen teilnahm. Auf der Elo-Weltrangliste der Frauen findet sich als gegenwärtig beste Frau der Welt die chinesische Schachspielerin Hou Yifan mit einer Elo-Zahl von 2632 auf Platz 1 (Stand April 2024).

Judit Polgár (links im Bild) und Zsófia Polgár auf der Schacholympiade 1988 in Thessaloniki/Griechenland
Hou Yifan (2016)

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als weltweit erster Frauenschachverein gilt „The Penelope Club“, der 1847 in Kensington (London) gegründet wurde. Der erste deutsche Damenschachverein entstand 1886 im Schachdorf Ströbeck.[3]

Am 5. August 1895 fand in Hastings (Vereinigtes Königreich) das erste Frauenschachturnier der Welt statt, das Edith Thomas gewann.[4] Ein weiteres frühes und bedeutendes Frauenturnier wurde ebenfalls im Vereinigten Königreich, und zwar 1897 mit 20 Teilnehmerinnen in London, durchgeführt. Dieses gewann Mary Rudge.[5] Den Titel Schachweltmeisterin verleiht die FIDE (Fédération Internationale des Échecs) seit 1927. Die erste Weltmeisterin war die tschechisch-britische Schachspielerin Vera Menchik. Judit Polgár, die beste Frau in der Schachgeschichte, hatte im Juli 2005 eine Elo-Zahl von 2735 und lag damit zu der Zeit auf Platz acht der für Männer und Frauen geltenden Weltrangliste.[6] Die amtierende Weltmeisterin (Stand 2024) ist Ju Wenjun aus China.

Weshalb Frauen bis auf die o. g. Ausnahme von Judit Polgár noch nicht in die Phalanx der schachspielenden Männer vordringen konnten, ist bislang nicht geklärt. Einerseits kann das kulturhistorische Gründe haben. Über Jahrhunderte wurden Frauen vom öffentlichen Leben und der ernsthaften Betätigung am Schachbrett ferngehalten – so gab es bis ins 20. Jh. Aufnahmeverbote für Frauen in Schachklubs. Andererseits ergeben sich daraus auch rein statistische Schlussfolgerungen. Gerade vier Prozent aller Schachspieler sind Frauen. Bei einer so geringen Anzahl weiblicher Spieler ist es unwahrscheinlich, dass viele, oder sogar nur einige von ihnen die Spitze erreichen können.[7]

Männern ist es nicht gestattet, an Frauenturnieren im Schach teilzunehmen, wohingegen Frauen bei Wettkämpfen mit Männern teilnehmen dürfen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johannes Fischer: Judit Polgár: Anmerkungen zu einem Phänomen. In: Karl, 3/2004, S. 38, abgerufen am 4. September 2018.
  • Regina Grünberg, Gerd Treppner: Frauen am Schachbrett. by C. Bange Verlag, 8607 Hollfeld 1991, 226 S., ISBN 3-8044-1357-9.
  • Karl, Nr. 3/2004 (mit dem Themenschwerpunkt Frauenschach).
  • Rolf Larisch: Wollen Frauen nicht Schach spielen? In: Schach, Nr. 5/2017, S. 32–36.
  • Wolfgang Pähtz: Damenschach in Ostdeutschland. Selbstverlag des Autors, 2017, 216 S., Limitierte, nummerierte und signierte 1. Auflage (70 Exemplare).
  • Harry Schaack: Interview mit Antoaneta Stefanova, der Schachweltmeisterin von 2004. In: Karl, 3/2004, S. 40 (»Ich kämpfe gerne am Brett«), abgerufen am 5. September 2018.
  • Jennifer Shahade: Chess Bitch: Women in the Ultimate Intellectual Sport. Siles Press, Los Angeles 2005.
  • Burkhard Starke: Damen gewinnen! Frauen und Schach. BuchVerlag für die Frau GmbH, Leipzig 2008, 128 S., ISBN 978-3-89798-249-9.
  • Anatol Vitouch: Das lange Warten auf Beth Harmon. Der Schachsport ist auch 2021 noch eine Männerdomäne, vor allem an der Spitze. Eine Schachweltmeisterin der offenen Klasse bleibt trotz immer mehr Schach spielender Frauen wohl weiterhin Fiktion. Warum eigentlich? In: Der Standard vom 24. Dezember 2021, S. 24.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Manfred van Fondern: Lexikon für Schachfreunde. Verlag C. J. Bucher, Luzern/Frankfurt am Main 1980, S. 112–113.
  2. Johannes Fischer: Frauen im Schach: Diskriminiert oder privilegiert? In: de.chessbase.com. 24. November 2005, abgerufen am 27. Oktober 2019.
  3. Zeitschrift Schach, 2021/11 S. 32.
  4. Alfred Diel: Das Spiel der Könige. Wissenswertes und Unterhaltsames aus der Welt des Schachs. Bamberger Schachverlag, Bamberg 1983, ISBN 3-923113-03-X, S. 33.
    Günther Berger: Relazioni. Internationales Wien. Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-631-56922-1, S. 95.
  5. Michael Dombrowsky: Mary Rudge und das Frauenturnier 1897. In: Karl. Nr. 2/2020, S. 30 f.
  6. Top 100 Players July 2005 – Archive. In: fide.com. Abgerufen am 17. Oktober 2018.
  7. Michael Ehn, Hugo Kastner: Schicksalsmomente der Schachgeschichte. humboldt, Hannover 2014, S. 240 ff., ISBN 978-3-86910-206-1.