Freier Segler-Verband

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Der Freie Segler-Verband (FSV) war seit seiner Gründung 1901 im Deutschen Kaiserreich für die Arbeiter-Seglervereine in Berlin und seit 1924 in ganz Deutschland der Verband für Arbeitersportvereine für das Segeln zuständig. 1933 erfolgte im Rahmen der Machtergreifung durch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei die Gleichschaltung der deutschen Segelverbände mit der Zwangsauflösung des Freien Segler-Verbands. Neben dem Deutschen Segler-Verband und dem Deutschen Segler-Bund war er einer der drei großen Seglerverbände nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte: Berliner Wettsegel-Verband 1889–1892[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Segelvereinen, die Personen aus einfachen Verhältnissen aufnahmen, und Arbeiter-Segelvereinen, war im Deutschen Kaiserreich die Mitgliedschaft und Teilnahme an Wettbewerben in einem „bürgerlichen“ Segelverband wie dem 1888 gegründeten Deutschen Segler-Verband verwehrt. Damit ergaben sich Probleme beim Erstellen von Regeln und der notwendigen Vermessung beim Regattasegeln.

Bereits 1889 gründete der proletarisch-kleinbürgerliche Verein Berliner Segler (VBS) zusammen mit dem bürgerlichen Berliner Yacht-Club (BYC) und dem ebenfalls bürgerlichen Zeuthener Segel-Verein (ZSV) den Berliner Wettsegel-Verband (BWV). Der BYC war hierzu aus dem erst 1888 gegründeten Deutschen Segler-Verband (DSV) ausgetreten. 1892 löste sich der Berliner Wettsegel-Verband wieder auf; der BYC fand zurück zum DSV.[1][2]

Neugründung des Berliner Wettsegel-Verbandes 1901[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1901 erfolgte die Neugründung des Berliner Wettsegel-Verbandes durch die Freie Vereinigung der Tourensegler Grünau (heute TSG 1898 und SC Brise) und den Segelclub Fraternitas.[3][4][5] Ziel war es, einen regionalen Verband für die Organisationen von Segelregatten unter den Arbeitervereinen zu haben.

Erweiterung und Umbenennung in Freier Segler-Verband 1924[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1924 wurde diese Aufgabe auf überregionale Vereine ausgedehnt und es erfolgte zu Beginn des Jahres eine Umbenennung in Freier Wettsegel-Verband, um wiederum am Ende des Jahres in Freier Segler-Verband umbenannt zu werden. Ab 1925 wurden Vereine aus ganz Deutschland aufgenommen und man wurde Mitglied der Zentralkommission für Sport und Körperpflege, eine Mitgliedschaft im Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB) wurde aber abgelehnt.[3]

Als Mitteilungsblatt gab der Freie Segler-Verband ab 1925 den Freien Segler heraus.[6]

1931 gehörten zum FSV 42 Vereine als Mitglied mit 2663 Mitgliedern und 1465 Booten.

Auflösung 1933[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Machtergreifung durch die NSDAP wurde im Jahre 1933 der Freie Segler-Verband zwangsweise aufgelöst. Die Mitgliedsvereine, teilweise unter Änderung des Namens, mussten Mitglied im Deutschen Segler-Verband oder Deutschen Segler-Bund werden.[5] Damit gab es Anfang der 1930er-Jahre in Deutschland drei große Segelverbände. Neben dem Freien Segler-Verband und dem Deutschen Segler-Verband war es der ebenfalls 1934 durch die Nationalsozialisten aufgelöste Deutsche Segler-Bund. Der Deutsche Segler-Verband ist seitdem der einzige Dachverband für Segler in Deutschland.

Flagge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der FSV führte zunächst einen roten Ball auf weißem Grund als Verbandsflagge. Nachdem erste Yachten im FSV sich anschickten, die deutschen Hoheitsgewässer in Nord- und Ostsee zu verlassen, beschloss der 2. Seglertag 1926 die Änderung der Verbandsflagge dahingehend, dass diese einen roten Ball in einer weißen Raute vor rotem Hintergrund zeigte.[7]

Mitgliedsvereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem FSV gehörten als Mitgliedsvereine an:

Kreis Berlin – Gruppe Ost[8]
Kreis Berlin – Gruppe West[9]
Gruppe Niederelbe[10]
  • Bille-Wassersport-Verein Hamburg 1921[Anm. 11]
  • Freier Wassersport-Verein „Elbe“ von 1931
  • Freie Segler Süderelbe
  • Freie Segler Reiherstieg (heute Seglervereinigung Reiherstieg von 1926)[Anm. 12]
  • Wassersportverein „Nautilus“ Hamburg
Kreis Osten[11]
  • Freier Segel-Club Aeolus Danzig
  • Freier Segler Verein „Luv“ Elbing[Anm. 13]
  • Freier Segler Verein „Undine“ Königsberg
  • Wassersport-Club „Frei“ Stettin[Anm. 14]
Weitere Mitgliedsvereine[12]

Darüber hinaus gehörten natürliche Personen dem FSV als Einzelmitglieder an (1930 gab es 78 Einzelmitglieder).[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Willy Rothkamm und Willy Ternick: 30 Jahre Freier Segler-Verband : 1901–1931. Verlag des Freien Segler-Verbandes, Berlin 1931 (288 S.).
  • Eike Stiller: Der Segelsport in der Arbeitersportbewegung. Zur Geschichte des „Freien Segler-Verbandes“ (FSV) 1901–1933 (= Beiträge zur Arbeitersportgeschichte. Band 1). 1. Auflage. Trafo-Verlag, Berlin 2002, ISBN 978-3-89626-406-0 (278 S.).

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 1933 in Fahrtensegler Müggelsee umbenannt; 1949 als Sportgemeinschaft Müggelsee neugegründet.
  2. Ab 1933 Tourensegler Grünau 1898; seit 1990 Freie Vereinigung der Tourensegler Grünau.
  3. Ab 1946 Sportgemeinschaft „Brise“.
  4. 1949 neugegründet als Sektion Segeln der Bootswerft Engelbrecht, ab 1950 Betriebssportgemeinschaft Motor Grünau, Sektion Segeln, 1990 als Segelgemeinschaft Wendenschloß neugegründet.
  5. Ab 1933 Segler-Verein Miersdorf.
  6. 1950 Sportgemeinschaft Crossinsee-Wernsdorf.
  7. Ab 1933 Segel-Club Welle 1928.
  8. Ab 1931 Segel-Verein Freiheit.
  9. Ab 1933 Fahrtensegler Saatwinkel.
  10. 1934 in Nowaweser Sportfreunde umbenannt.
  11. 1934 verboten.
  12. 1933 selbstaufgelöst, neugegründet als Seglervereinigung Reiherstieg Harburg Wilhelmsburg, inzwischen Seglervereinigung Reiherstieg von 1926.
  13. Ab 1933 Segler Verein „Luv“ Elbing; ab 1936 Segel-Club „Ostland“ Elbing.
  14. Ab 1933 Verein Stettiner Fahrtensegler.
  15. Ab 1933 Seglerverein „Helios“ Brandenburg/Havel.
  16. Ab 1933 Fahrten Segler Kiel; 1948 als Freie Segler Kiel neugegründet; inzwischen Segler-Vereinigung Kiel.
  17. 1933 in Fahrtensegler Rathenow umbenannt.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stiller: Der Segelsport in der Arbeitersportbewegung. S. 11 f.
  2. Michael Krieg: Arbeiter, aufs Wasser, zur Freiheit! In: float. 17. März 2024, abgerufen am 12. April 2024.
  3. a b Willy Rothkamm und Willy Ternick: 30 Jahre Freier Segler-Verband : 1901-1931. Verlag des Freien Segler-Verbandes, Berlin 1931, S. 31–65, Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung (fes.de [PDF; abgerufen am 11. November 2019]).
  4. Vereinschronik. In: www.sc-brise.de. SC Brise 1898 e. V., abgerufen am 12. November 2019.
  5. a b Geschichte. In: www.tsg1898-segeln.de. Tourensegler Grünau, abgerufen am 12. November 2019.
  6. "Der Freie Segler". Digitales Heftarchiv. In: Yachtsportmuseum. Verein Freundeskreises Klassische Yachten e. V., abgerufen am 7. Februar 2023.
  7. Stiller: Der Segelsport in der Arbeitersportbewegung. S. 25 f.
  8. Stiller: Der Segelsport in der Arbeitersportbewegung. S. 173–193.
  9. Stiller: Der Segelsport in der Arbeitersportbewegung. S. 194–207.
  10. Stiller: Der Segelsport in der Arbeitersportbewegung. S. 207–211.
  11. Stiller: Der Segelsport in der Arbeitersportbewegung. S. 211–214.
  12. Stiller: Der Segelsport in der Arbeitersportbewegung. S. 215–228.
  13. Stiller: Der Segelsport in der Arbeitersportbewegung. S. 172.