Fritz Schulz (Schauspieler)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Fritz Schulz (* 25. April 1896 in Karlsbad, Österreich-Ungarn; † 9. Mai 1972 in Zürich) war ein deutscher Film- und Bühnenschauspieler, Regisseur und Sänger.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Kind erlernte Schulz das Violinenspiel und gab bereits im Alter von sieben Jahren sein erstes öffentliches Konzert in Berlin.[1] Nach einer bürgerlichen Ausbildung begann er in den 1910er Jahren seine Karriere beim Film (wahrscheinlich um 1914) und arbeitete parallel dazu als Bühnenschauspieler. In der Stummfilmzeit war er hauptsächlich Nebendarsteller. Eine seiner bemerkenswerten Rollen war hier die des jungen Geigenschülers Kurt Sievers in Richard Oswalds „sozialhygienischem Filmwerk“ Anders als die Anderen von 1919, in welchem er an der Seite von Conrad Veidt spielte.

Erst mit dem Tonfilm konnte er sein komisch/musikalisches Talent voll entfalten. In den Jahren von 1930 bis 1933 war er einer der meistbeschäftigten deutschen Filmdarsteller und machte in Berlin Aufnahmen für acht Schallplatten (Schellackplatten). Allein im Jahre 1931 war er in 14 Produktionen zu sehen, ausschließlich in tragenden Rollen. Während er in der Stummfilmzeit noch vielseitige Rollenangebote hatte und sowohl als Komiker, wie auch als Charakterdarsteller besetzt wurde, wirkte er in der frühen Tonfilmzeit ausschließlich in Lustspielen mit, die ihn meist als charmanten, nicht immer treuen Lebemann zeigten. Er spielte Rechtsanwälte („Die schwebende Jungfrau“, „Der verjüngte Adolar“), Librettisten („Nur Du“), Geschäftsleute („Sehnsucht 202“), Soldaten („Dienst ist Dienst“, „Drei Tage Mittelarrest“, „Ja, treu ist die Soldatenliebe“) und sogar einen Heiratsschwindler („Das Lied einer Nacht“). Seine Tonfilmschlager erschienen auf Schallplatten der Deutschen Grammophon. Verheiratet war Schulz bis 1936 mit der Schauspielerin Gräfin Agnes Esterhazy. 1933 wirkte er in zwei englischen Filmen mit. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er aus der Reichsfilmkammer ausgeschlossen, da er jüdischer Abstammung war.

Er ging nach Wien, wo er Mitbegründer der ersten unabhängigen Filmgesellschaft wurde. Er drehte weiterhin Filme, arbeitete am Theater und nahm 1937 erneut drei Schallplatten auf. Vom Anschluss Österreichs wurde er überrascht und wurde mit anderen jüdischen Künstlern aus seiner Berliner Zeit, wie beispielsweise Paul Morgan inhaftiert. Die Zeitschrift Das Schwarze Korps berichtete in ihrer Ausgabe vom 12. Mai 1938 in dem Artikel „Alte Bekannte“ über die Festnahme von Schulz und Paul Morgan. Beide Schauspieler wurden in diesem Artikel mit Foto aus der Haft gezeigt, unrasiert, ohne Krawatte, mit aufgeknöpftem Kragen. Anschließend kamen Schulz und Morgan vermutlich in das KZ Buchenwald. Dank der Bemühungen seiner inzwischen ehemaligen Frau wurde Schulz aber entlassen und flüchtete in die Schweiz, wo er seine Karriere nur mit Mühe fortsetzen konnte. Morgan hingegen starb im selben Jahr aufgrund der Haftbedingungen.

In der Schweiz war Fritz Schulz 1940 wieder in einem Film zu sehen: „Dilemma“, an der Seite von unter anderem Leopold Biberti, dem Bruder des Comedian Harmonists Mitbegründers Robert Biberti. In Zürich gehörte er zum Ensemble des Stadttheaters (nun Opernhaus).

Nach dem Krieg stand Schulz ab 1953 wieder vor der Kamera. Sichtlich gealtert, wurde er auch jetzt zunächst für heitere Rollen besetzt. Als Charakterdarsteller war er erst wieder in seinem letzten Kinofilm „An heiligen Wassern“ in der Rolle des Dorfpfarrers zu sehen. Insgesamt machte Fritz Schulz nach dem Krieg vergleichsweise nur noch wenige Filme, beteiligte sich aber als Autor an Bühnenstücken. Nach 1960 war er nur noch in Fernsehproduktionen zu sehen. Er kam zu Theater- bzw. Filmengagements nach Deutschland und Österreich, sein ständiger Wohnsitz wurde Porto Ronco (Ronco sopra Ascona). Insgesamt muss Fritz Schulz in über 150 Filmen mitgewirkt haben, davon gelten die meisten allerdings als verschollen. Im Alter von 76 Jahren starb er 1972 in Zürich.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Libretto[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tondokumente (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sehnsucht. Wiener Lied a.d. Tonfilm „Sehnsucht 202“ (Fall - Fárkás) Fritz Schulz, mit Paul Godwin und seinem Orchester. Polydor braun 971 A (mx. 4885 BD VI) (Hörbeispiel auf YouTube)
  • Parfumlied (Mein Schatz ich bin in dein Parfum verliebt) / Foxtrot a.d.Tonfilm „Sehnsucht 202“ (Fall - Fárkás) Fritz Schulz, mit Paul Godwin und seinem Orchester. Polydor 24 662-B (mx. 4886 1/2 BD VI), aufgen. 1932 (Hörbeispiel auf YouTube)
  • So ein Dalles geht über alles / Foxtrot (Wachsmann & Gilbert) Fritz Schulz mit Ilja-Livschakoff-Tanzorchester. Polydor 24 469 (mx. 4347 1/2 BR III), aufgen. 1932 (Hörbeispiel auf YouTube)
  • Die Mädels vom Montparnasse / Valse boston a.d.gleichn. Tonfilm (Wachsmann & Gilbert) Fritz Schulz mit Ilja-Livschakoff-Tanzorchester. Polydor 24 469 (mx. 4346 1/2 BR III), aufgen. 1932 (Hörbeispiel auf YouTube)
  • Ich bin verliebt in jede Frau / Foxtrot a.d. Tonfilm “Das Tankmädel” (Meisel, Schwenn & Schaeffers) Fritz Schulz und das Gerhard-Hoffmann-Tanzorchester. Polydor 25 284-A (mx. 2146 1/2 BN VII) (Hörbeispiel auf YouTube)
  • a)Warum kommt denn keiner zu mir? b)Gelernt ist gelernt, a.d.Tonfilm “Das Tankmädel” (Meisel, Schwenn & Schaeffers) Fritz Schulz und das Gerhard Hoffmann-Tanzorchester. Polydor 25 284-B (mx. 2148 1/2 BN VII), aufgen. 1933
  • Das Automatenbuffet. Walzerlied a.d.Operette “Sie, Johann...” (Kramer & Weiß - Lengsfelder & Tisch) Fritz Schulz mit Orchesterbegleitung. Parlophon B.47 438-I (Ve 2227) (Hörbeispiel auf YouTube)
  • Ein Kuß mit den Lippen... Lied a.d.Operette “Sie, Johann...” (Kramer & Weiß - Lengsfelder & Tisch) Fritz Schulz mit Orchesterbegleitung. Parlophon B.47 438-II (Ve 2228), aufgen. 1937 (Hörbeispiel auf YouTube)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Suter: Fritz Schulz. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1640.
  • "Alte Bekannte". In: Das schwarze Korps", Folge 19, Seite 10, Autor unbekannt
  • Fritz Schulz - Eine Künstlerbiographie". In: Der Schalltrichter, Jahrgang 18, Nummer 28, Oktober 2006, ISSN 1619-1951, Autor: Thomas Andreas Sosna, S. 1–6
  • „War'n Sie schon mal in mich verliebt?“. Autor: Marie-Theres Arnbom. Copyright 2006 Böhlau Verlag Wien - Köln - Weimar. Seite 177. ISBN 978-3-205-77550-8
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 192 f.
  • Kay Weniger: 'Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …'. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. S. 449 f., ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fritz Schulz. Abgerufen am 5. Februar 2019.