Fritzstock

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Ein Fritzstock (auch Fritzkrücke oder kurz Fritz) ist ein Stock, dessen Griff (der sogenannte Fritzgriff) an seinem oberen Ende einen rechten Winkel zum Stock bildet und der in typischer Weise geformt ist – ein Stock, wie ihn der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts regierende Preußenkönig Friedrich II., genannt auch Der Alte Fritz, in seinen späten Lebensjahren benutzte.

Der Alte Fritz“ in späten Jahren, sich mit der rechten Hand auf einen Fritzstock stützend

Auf das untere Ende des Stocks ist heutzutage üblicherweise ein in sich etwas flexibles Laufgummi (Stockpuffer) gesteckt, das die Dämpfung der beim Aufsetzen des Stocks auf einen Untergrund entstehenden Schwingung bewirken (Stöße in das Schulter- oder Handgelenk werden gelindert) und durch Haftreibung ein Ausrutschen mit dem Stock auf dem Grund verhindern soll.

Statt des Gummipuffers am unteren Stockende kann eine Stockspitze aus Stahl oder Wolframcarbid bzw. einem anderen metallartigen Carbid aufgesteckt werden. Damit der Stock losgelassen werden kann, um etwas anderes anzufassen ohne ihn zu verlieren, kann eine Stockschlaufe unterhalb des Griffs montiert werden; die Schlaufe wird dann um das Handgelenk gelegt. Um den Stock gegen das Umfallen beim Abstellen zu sichern, ist die Montage eines Stockhalters unterhalb des Griffs möglich; mit dem Halter kann der Stock an die Kante einer Tischplatte o. a. gehängt werden.

Verwendung eines Fritzstocks

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Der Fritzstock kann sowohl ein orthopädietechnisches Hilfsmittel zum Gehen (Gehhilfe)[1] als auch ein einfacher Spazierstock sein.

Einsatz in der Medizin

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In der Orthopädie wird der Fritzstock bei einem angeborenen oder erworbenen Form- oder Funktionsfehler des Stütz- und Bewegungsapparats eingesetzt, sowohl bei einer dauerhaften Behinderung als auch bei einem temporären Handicap (z. B. nach einem Unfall) – der Fritzstock ermöglicht hier bei einer leichten, aber kompensierbaren Gangstörung die Selbstständigkeit (ohne Hilfsperson) beim Gehen, wenn auch mit verlangsamtem Bewegungsablauf.[2] Bei einer Kniegelenksarthrose können im Rahmen einer konservativen nichtpharmakologischen Behandlung mit einem Fritzstock, der „auf der kontralateralen Seite des betroffenen Gelenks gehalten“ wird, Belastungen des Kniegelenkes reduziert und ein Bewegungsschmerz gelindert werden.[3] Im Gegensatz zur eigentlich vorgesehenen Anwendung des orthopädischen Hilfsmittels kommt es jedoch vor, „dass manche Patienten den Stock lieber ipsilateral tragen“,[4] also auf der Seite der betroffenen Extremität.

Im Hilfsmittelverzeichnis der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist der Fritzstock bei der medizinischen Indikation „leichtere Gehbehinderung ohne die Notwendigkeit einer Entlastung von Skelettabschnitten bei Krankheitszuständen oder Verletzungsfolgen mit Störung des Bewegungsapparates und gleichzeitiger Koordinations-/Gleichgewichtsstörung“ als ein zu verordnender Handstock beschrieben[5]; er ist damit ein Hilfsmittel der medizinischen Rehabilitation.

Einsatz als Gegenstand des Alltags

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Ein Fritzstock kann auch einfach, ohne dass beim Benutzer ein körperliches Handicap vorhanden ist, im Alltag als Hand- bzw. Gehstock eingesetzt werden – so z. B. als Spazierstock bei einem Spaziergang oder als Wanderstock bei einer Wanderung. Ob es infolge des Todes Friedrichs des Großen (1786) zu einem verstärkten Gebrauch dieser speziellen Stockform als Ausdruck eines tatsächlichen oder vermeintlichen sozialen Status kam (frei nach dem Motto „Etwas vom Ruhme Friedrichs wird durch den Gebrauch eines Fritzstocks auf mich abfärben“), ist nicht überliefert. Ab etwa Mitte des 20. Jahrhunderts wandelten sich zudem die Ansichten über den Gebrauch eines Spazierstocks.

Für den Einsatz bei regnerischem Wetter sind Kombinationen eines Fritzstocks mit einem Schirm verfügbar, entweder als Schirmstock oder als Stockschirm. Ein Schirmstock kann in Stock und Schirm getrennt werden, indem der Stock aus dem Griff des Schirms herausgezogen wird.[6] Beim Stockschirm wird der Schirm aus dem röhrenförmigen Stock herausgezogen, um Stock und Schirm zugleich aber nach Funktionen getrennt nutzen zu können.[7][8]

Um den Stock auch bei Schnee oder Eis einsetzen zu können, lässt sich oberhalb des unteren Stockendes eine Eiskralle um den Stock klemmen, die bei Bedarf heruntergeklappt wird.[9]

Gebrauch durch Friedrich II.

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Friedrich der Große zur Zeit des Siebenjährigen Krieges, einen Fritzstock in der rechten Hand haltend

Es ist nicht überliefert, ob der Alte Fritz (Friedrich der Große) seinen Stock wegen eines tatsächlichen körperlichen Handicaps (Rheuma und Arthritis) oder als soziales Signal verwendete. Ebenso ist nicht überliefert, ab welchem Zeitpunkt Friedrich überhaupt einen Handstock verwendete – sein aus dem Siebenjährigen Krieg überliefertes Zitat „Mir ist nichts geblieben, außer Hut, Stock, Ehre und Porzellan“[10] weist jedoch darauf hin, dass er um 1760 einen Stock benutzte. Welche Form der Stock zu jener Zeit hatte, ist fraglich. Spätere figürliche Darstellungen zeigen den Preußenkönig jedenfalls in der Zeit um 1780 mit einem Fritzstock.[11]

Ob die Bezeichnung der Stockform als Fritzstock bereits zu Lebzeiten Friedrichs II. üblich war oder erst ab einem späteren Zeitpunkt, darüber sind Nachweise nicht vorhanden.

Dass Friedrich der Große allerdings eine Vorliebe für den Stock (als solchen) hatte (während die Soldaten der preußischen Armee ihn fürchteten), wird aus Friedrichs überliefertem Zitat „Der Kerl muß sich mehr vor dem Stock als vor dem Feinde fürchten!“ deutlich – womit in diesem Zusammenhang allerdings in Salz getauchte Hasel- und Birkenruten gemeint waren, die beim Spießrutenlaufen verwendet wurden.[12] Während diese Form der Prügelstrafe durch andere ausgeführt wurde, muss der Preußenkönig auch persönlich den Stock gegen seine Bediensteten erhoben haben, wie in jüngsten Veröffentlichungen geschildert wird.[13]

Weitere bekannte Benutzer

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Zu den in Deutschland regelmäßig im Alltag einen Fritzstock benutzenden bekannten Persönlichkeiten zählte Otto Graf Lambsdorff.[14][15]

Andere Stockformen

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Vom Fritzstock zu unterscheiden sind andere Handstöcke wie der Derbystock (andere Griffform), der Fischerstock (nach Dr. Fischer, mit anatomischem Handgriff, der so gestaltet ist, „dass […] die gesamte Handinnenfläche zur Abstützung herangezogen werden kann“[16]) und weitere Stockformen (siehe auch: Spazierstock).

  • Germi: Friedrich der Große (Abbildung Friedrichs des Großen als Miniaturfigur, auf einem Pferd sitzend, seinen Stock typischer Form in seiner rechten Hand haltend – Figur für ein Diorama). In: Jens Najewitz (Hrsg.): Najemo Bildergalerie
  • Fritzkrücke (Zitat: „Das ist ein Griff der nicht gebogen ist, sondern fast rechtwinklig zum Stock angebracht ist. Dieser Griff erleichtert das Abstützen, den Namen hat der Griff vom Preussen-König Friedrich dem Großen, der einen silbernen Griff in dieser Form populär machte.“). In: Schirm Oertel (Hrsg.): Das Regenschirm-Lexikon. Fachbegriffe rund um den Schirm

Einzelnachweise

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  1. Albert Weitner, Thorsten Haase: REHA. Gehhilfen. (PDF) In: Orthopädietechnische Versorgungen. Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Fachbereich Medizin, 27. Januar 2006, S. 4, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Juli 2007; abgerufen am 10. August 2008: „Fritzstock. Teilentlastend“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.med.uni-frankfurt.de
  2. Arnim Gleichmann: Nachbehandlung. (PDF; 412 kB) Orthopädische Gemeinschaftspraxis Geißler, Schuhmacher, Gleichmann, 28. November 2007, S. 2, 4, 5, 9 und 16, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Oktober 2015; abgerufen am 10. August 2008 (Es sind mehrere Indikationen aufgeführt, bei denen ab dem Zeitpunkt, dass wieder eine 100%-Belastung der verletzten Körperregion erlaubt werden darf, der Fritzstock ein mögliches Hilfsmittel ist, jeweils in Abhängigkeit vom Körpergewicht, der Schmerzgrenze und der muskulären Situation des Patienten.): „bei Unsicherheit 1 Fritzstock“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.orthopaedie-bs.de
  3. Klaus Peter Kammerer: Klinische und Radiologische Analyse von Rotationsfehlstellungen der Tibia im arthrotischen Knie unter spezieller Berücksichtigung der Beinachsenstellung. (PDF) In: Website der Medizinischen Hochschule Hannover. Januar 2006, S. 52, abgerufen am 18. Februar 2009 (ca. 7,1 MB): „Mit Hilfsmitteln können die Belastungen des Kniegelenkes reduziert werden. Gehstöcke (Fritzstock, Krückstock, Unterarmgehstütze), die auf der kontralateralen Seite des betroffenen Gelenks gehalten werden, können den Bewegungsschmerz lindern.“
  4. Nils Hailer: Fritzstock. In: Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie. Martin Engelhardt, abgerufen am 1. Februar 2011: „[…] sollte vom Patienten kontralateral der erkrankten Extremität gehalten werden. In der Praxis wird man jedoch häufig beobachten, dass manche Patienten den Stock lieber ipsilateral tragen.“
  5. REHADAT. Hilfsmittelverzeichnis der GKV nach § 139 SGB V. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. September 2008; abgerufen am 13. August 2008 (Datenbank der Hilfsmittel): „Produktgruppe 10, Anwendungsort 50, Untergruppe 01, Produktarten 0000-0999“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/db1.rehadat.de
  6. Safebrella. In: Online-Katalog. Schirm Oertel, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. November 2006; abgerufen am 14. August 2008 (Abbildung eines Schirmstocks mit Fritzgriff): „Safebrella, eine Kombination aus Schirm und Stock. Auf Knopfdruck und blitzschnell erhalten Sie einen stabilen Stock und behalten den leichten und windsicheren Regenschirm. […] Ist der Regen vorbei, wird der Gehstock wieder in den Schirmstock geschoben, rastet dort automatisch ein und Sie haben nur einen normalen Regenschirm in der Hand, den Sie dann auch weiterhin als Spazierstock benutzen können.“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.regenschirme.de
  7. Stockschirme. In: Das Regenschirm-Lexikon. Fachbegriffe rund um den Schirm. Schirm Oertel, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. September 2007; abgerufen am 14. August 2008: „Schirme, die in einer Alluminiumröhre untergebracht sind. Die Röhre hat einen abschraubbaren Griff und das Aussehen eines Spazierstocks. Beim Benutzen des Schirmes kann der Stock ebenfalls als Gehhilfe weiter benutzt werden.“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.regenschirme.de
  8. Herren-Stockschirm Stabilo. In: Online-Katalog. Gastrock Stöcke, abgerufen am 14. August 2008: „Herren Derby-Stock mit innenliegendem Schirm (56/6-teilig, ⌀ 7 mm schwarzes Gestell). Ein abschraubbarer Derbygriff aus Holz, das Rohr ist aus Aluminium bronciert. Länge 88cm, mit Gummizwinge. Durchmesser 28 mm.“
  9. Eiskralle für Gehstöcke. In: Online-Katalog. Proaktivo, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Februar 2009; abgerufen am 14. August 2008: „… Eiskralle lässt sich an allen Spazier- oder Gehstöcken befestigen“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.proaktivo.de
  10. Hut, Stock, Ehre - und die KPM. In: Welt Online. Axel Springer AG, 9. November 2003, abgerufen am 13. August 2008: „Als Friedrich der Große im Siebenjährigen Krieg auf dem Tiefpunkt war, sagte er: ‚Mir ist nichts geblieben, außer Hut, Stock, Ehre und Porzellan‘.“
  11. Lot Nr. 6030. In: Auction 50. Hermann Historica oHG International Auctioneers, 2006, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 14. August 2008 (Der Alte Fritz stützt sich mit seiner rechten Hand auf einen Fritzstock): „Friedrich der Große. Porzellanfigur, den Preußenkönig in der Zeit um 1780 darstellend“
  12. Jochen Stöckmann: Ein "Geschenk" für die ramponierte Armee. In: Deutschlandradio Kultur. Radiofeuilleton: Kalenderblatt. Deutschlandradio, 3. August 2008, abgerufen am 14. August 2008: „Es waren schlechte Zeiten für Soldaten, damals in Preußen: Die Monarchen des 18. Jahrhunderts mochten sich noch so aufgeklärt geben, in ihren Kasernen herrschte der Ungeist des stumpfen Drills, der demütigenden Prügelstrafe und des Spießrutenlaufens, der tagtäglichen Drohung mit dem Tod – nicht nur auf dem Schlachtfeld. Denn in Sachen ‚innerer Führung‘ hatte Friedrich der Große die Devise ausgegeben: ‚Der Kerl muß sich mehr vor dem Stock als vor dem Feinde fürchten!‘“
  13. Heidi Jäger: Immer neue Drachenköpfe. In: Müller von Sanssouci. Pressestimmen. Potsdamer Neueste Nachrichten. Wolbern Verlagsgesellschaft, 14. Dezember 2006, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 14. August 2008 (Pressestimmen zum Buch Müller von Sanssouci von Anna Vilsen): „Man sieht die Kerzen flackern, den König Gedanken verloren in seinem Sessel versinken, dann wieder die Lakaien mal mit dem Stock, mal mit guten Worten bedenkend.“
  14. Orden Lambsdorff. In: Mediendatenbank. Landesregierung Nordrhein-Westfalen, 12. Dezember 2006, abgerufen am 14. August 2008 (Foto mit Otto Graf Lambsdorff – einen Fritzstock in der linken Hand haltend – und dem Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen.).
  15. Guido Bergmann: Bild 636161. In: Reden und Interviews. Bundespräsident, 2. Februar 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Januar 2016; abgerufen am 14. August 2008 (Foto mit Otto Graf Lambsdorff – sich mit der rechten Hand auf einem Fritzstock abstützend – und dem deutschen Bundespräsidenten bei einem Empfang aus Anlass seines 80. Geburtstags.).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundespraesident.de
  16. Gehstöcke. Rebotec Rehabilitationsmittel, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 14. August 2008: „Die anatomischen Handgriffe sind so gestaltet, dass im Gegensatz zu den Standardhandgriffen die gesamte Handinnenfläche zur Abstützung herangezogen werden kann.“