Fuchslabyrinth

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Fuchslabyrinth

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Lage: bei Schmalfelden, Baden-Württemberg, Deutschland
Höhe: 476 m
Geographische
Lage:
49° 19′ 41″ N, 10° 1′ 33″ OKoordinaten: 49° 19′ 41″ N, 10° 1′ 33″ O
Fuchslabyrinth (Baden-Württemberg)
Fuchslabyrinth (Baden-Württemberg)
Katasternummer: 6626/3
Geologie: Oberer Muschelkalk
Entdeckung: 1974
Schauhöhle seit: nein
Gesamtlänge: 14 km
Niveaudifferenz: 20 m

Das Fuchslabyrinth gehört mit über 14 km Gesamtlänge zu den längsten Höhlen in Deutschland.[1] Die Höhle befindet sich unterhalb der Ortschaft Schrozberg-Schmalfelden in Baden-Württemberg und wurde 1974 von der Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Stuttgart[2] in einem Steinbruch entdeckt. Der Name erinnert daran, dass die Höhle seit mindestens 700 Jahren von Füchsen bewohnt war.

Die Höhle befindet sich in im Schrozberger Schild, einer Aufwölbung des Oberen Muschelkalks der Hohenloher Ebene. Sie ist nicht öffentlich zugänglich. (Ross 2022) empfahl die Höhle zur Versorgung eines kalten Nahwärme-Netzes zu benutzen.[3]

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das im Oberer Muschelkalk befindliche Höhlensystem besteht aus zwei Teilen: Der obere, trockene Teil besteht aus schmalen Nord-Süd-Klüften unterschiedlicher Höhe. Diese sind durch sehr niedrige, von West nach Ost verlaufende Röhren oder Schichtfugengänge verbunden. 1988 wurde ein unter diesem Labyrinth liegender Wassergang entdeckt, der sich mehrere Kilometer von Westen nach Osten erstreckt und in beiden Richtungen an bisher nicht durchtauchten Siphonen endet.[4] Hydrologisch ist dieser Wassergang mit der Schandtauberhöhle verbunden.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch Speläogenese genannt. Aufgrund der Raumformen und der heute weitgehend wasserdichten Deckschicht aus Lettenkeuper vermuten Klimchouk(2005) und Trappe(2015) eine zumindest teilweise hypogene Entstehung des Labyrinths, während Hoydem, Simon et al.(2018) aufgrund der Landschaftsgeschichte eine epigene Entstehung konstatieren, die vor ca. 3 Millionen Jahren begann.

Archäologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im von einem Bach durchflossenen Teil des Labyrinthes wurden 1989 spätmittelalterliche Gefäße gefunden, die von Gross [1994] dem 13.–15. Jhd. zugeordnet wurden. Sie fanden wohl ihren Weg in die Höhle durch eine mit dem Bach verbundene Doline, die als Brunnen genutzt wurde (Ellrich 1788).

Höhleninhalt: Sedimente, Mikrobiologie, Paläontologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sedimente des Höhlenlabyrinths wurden 1994 auf Myxobakterien untersucht (Menne 1999). Trappe und Engelhardt (2015) untersuchten die Sedimente auf Hinweise zu ihrem Ursprung. Eine Vielzahl aus dem Muschelkalk herausgelöster Knochen sind in der Höhle zu sehen ebenso wie zahlreiche rezente Knochen ehemaliger tierischer Höhlenbewohner. Teile befinden sich im Naturkundemuseum Stuttgart und in der Ausstellung Feuersteine & Höhlen[5] über der Höhle.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 2021 über der Höhle eröffnete Themenweg Unterirdische Schandtauber widmet sich dem Fuchslabyrinth in Wort, Bild und Ton (Ross 2021)[6]. Über der Höhle befindet sich in einem ehem. Schulhaus die Ausstellung Feuersteine & Höhlen[7] welche Exponate aus dem Fuchslabyrinth und einen detaillierten Höhlenplan zeigt.

Veröffentlichungen über dieses Objekt findet man u. a. in den Beiträgen zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jörg Ewersen, Michael Ross: 700 Jahre altes Säugetier-Skelett im Fuchslabyrinth (Kat.-Nr. 6623/3) unter Schmalfelden (Stadt Schrozberg, Muschelkalkgebiet 2). Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 60, Stuttgart 2024, ISSN 2509-8993, S. 39–48.
  • Michael Ross: Der Themenweg „Unterirdische Schandtauber“ zwischen Schrozberg und Rothenburg ob der Tauber Mitt. Verb. dt. Höhlen- u. Karstforscher, 67. Jahrgang, Nr. 2, München 2021, ISSN 0505-2211, S. 42–48.
  • Lukas Plan, Eva Kaminsky: Einmal etwas ganz anderes: Eine Befahrung des Fuchslabyrinthes und Anmerkungen zu seiner Entstehung Höhlenkundliche Mitteilungen, 76. Jahrgang, Wien 2020, ISSN 2307-003X, S. 58–63.
  • Andreas Hoydem, Markus Pantle, Thomas Rathgeber & Theo Simon: Speläogenese des Fuchslabyrinthes Laichinger Höhlenfreund, 53. Jahrgang, Laichingen 2018, ISSN 0344-6832, S. 15 – 40. Hrsg.: Höhlen- und Heimatverein Laichingen e.V.
  • Theo Simon: Zum Alter und zur Genese des Schrozberger Schildes Geologische und archäologische Beiträge von Profis und Laien, Aulendorf 2019, S. 25–31.
  • Michael Ross: Das Fuchslabyrinth – eine kuriose Höhle im Oberen Muschelkalk Südwestdeutschlands. Die Höhle, 67. Jahrgang, Wien 2016, ISSN 0018-3091, S. 97–111.
  • Michael Ross: The Fuchslabyrinth Maze - a speleogenetic obstacle? Eurospeleo 2016 Sessions. Abgerufen am 29. August 2016.
  • Martin Trappe, Rebecca Engelhardt: Klastische Sedimente aus dem Fuchslabyrinth bei Schmalfelden – Beiträge zur Genese eines komplexen Höhlensystems. Laichinger Höhlenfreund, 50. Jahrgang, Laichingen 2015, ISSN 0344-6832, S. 99–118.
  • Michael Wasmund: Wiederaufnahme der Forschungen im Fuchslabyrinth (Kat.-Nr. 6626/3) in Schmalfelden (Stadt Schrozberg, Landkreis Schwäbisch Hall). Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 51, Stuttgart 2015, ISSN 2509-8993, S. 37–48.
  • Michael Wasmund: Der Anfang einer „unendlichen“ Geschichte – die Entdeckung des Fuchslabyrinths (Kat.-Nr. 6626/3) im November 1974. Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 50, Stuttgart 2012, ISSN 2509-8993, S. 5–8.
  • Markus Pantle: Entdeckung und Bergung von Keramikfunden im Fuchslabyrinth (Kat.-Nr. 6626/3) in den Jahren 1989 und 1994. Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 50, Stuttgart 2012, ISSN 2509-8993, S. 9–16.
  • Robert Winkler: Das unterirdische Experiment – der Beginn einer langen Tradition. Grabenstettener höhlenkundliche Hefte, Jahresheft 2009, Grabenstetten 2010, S. 132–134.
  • Alexander Klimchouk: Conceptualisation of speleogenesis in multi-storey artesian systems: a model of transverse speleogenesis International Journal of Speleology, Official Journal of Union Internationale de Spéléologie, Jg. 34, Bologna 2005, Nr. 1–2, S. 45–64.
  • Benjamin Menne: Einige Befunde zur Besiedlung von Sedimenten des Fuchslabyrinths (6626/3A) durch Mikroorganismen der Ordnung Myxobacterales Mitteilungen des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher, Jahrgang 45, München 1999, ISSN 0505-2211, S. 89–91.
  • Uwe Gross: Spätmittelalterliche Gefäßfunde aus dem Fuchslabyrinth in Schrozberg-Schmalfelden, Kreis Schwäbisch Hall Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg, Jg. 1994, Stuttgart, S. 289–291.
  • Ralph Müller, Martin Nething u. a.: Über das Fuchslabyrinth und die benachbarten Spaltenhöhlen bei Schmalfelden (Gemeinde Schrozberg, Landkreis Schwäbisch Hall). Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 37, Stuttgart 1994, ISSN 2509-8993, S. 3–19.
  • A. A.: Von Erdfällen Journal von und für Deutschland, Jg. 5, Teil 2, 10. Stück, S. 288–290; Ellrich 1788.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Liste der längsten und tiefsten Höhlen Deutschlands – Arge Grabenstetten. In: arge-grabenstetten.de. Februar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021.
  2. ARGE Höhle und Karst Stuttgart. Abgerufen am 7. Mai 2018.
  3. Michael Ross: Heizen und Kühlen mit Höhlenwasser Mitt. Verb. dt. Höhlen- u. Karstforscher, 68. Jahrgang, Nr. 4, München 2022, ISSN 0505-2211, S. 95–101.
  4. Fuchslabyrinth. ARGE Höhle und Karst Stuttgart e.V., abgerufen am 30. März 2019.
  5. Ausstellung Feuersteine & Höhlen. Abgerufen am 21. April 2023.
  6. Themenweg „Unterirdische Schandtauber“ Blaufelden und Schrozberg – LEADER Hohenlohe-Tauber. In: leader-hohenlohe-tauber.eu. Abgerufen am 16. September 2021.
  7. Ausstellung Feuersteine & Höhlen. Abgerufen am 21. April 2023.
  8. Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Heft 50, 51 und 56. ARGE Höhle und Karst Stuttgart e.V., abgerufen am 6. Mai 2020.