Göritzer Mühle

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Koordinaten: 51° 48′ N, 14° 3′ OKoordinaten: 51° 48′ 5″ N, 14° 3′ 9″ O
Höhe: 59 m ü. NHN
Postleitzahl: 03226
Vorwahl: 035433
Göritzer Mühle, nach dem Wiederaufbau (2022)
Göritzer Mühle, nach dem Wiederaufbau (2022)

Göritzer Mühle (niedersorbisch Chóricański Młyn) ist ein zum Ortsteil Göritz gehörender Wohnplatz der Stadt Vetschau/Spreewald im Landkreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg. Er geht zurück auf eine bereits 1538 erwähnte Wassermühle. Der Betrieb wurde erst 1990 eingestellt. Nach Jahren von Verfall ist das Mühlengebäude heute zum Wohnhaus umgebaut.

Göritzer Mühle, altes Wehr und Öffnung der Mühlradwelle

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Göritzer Mühle liegt in der Niederlausitz, rund zwei Kilometer nordwestlich der Vetschauer Altstadt und zehn Kilometer südöstlich von Lübbenau. Zwischen Göritzer Mühle und dem sich südwestlich anschließenden Göritz liegt die Bahnstrecke Berlin–Görlitz. Umliegende Ortschaften sind Stradow im Nordosten, Stradower Mühle im Osten, Vetschau-Altstadt mit Schönebegk im Südosten, Göritz im Südwesten und Raddusch im Nordwesten.

Die Göritzer Mühle liegt knapp 300 Meter nördlich der Landesstraße 49. Nordöstlich der Siedlung liegt das Göritzer Fließ.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Göritzer Mühle wurde bereits im Jahr 1538 erstmals urkundlich erwähnt. Sie soll aber ursprünglich etwas weiter oberhalb am Göritzer Mühlenfließ beim Beltener Teich gestanden haben.[1][2] Allerdings gehört der Teich bereits zur Stadtgemarkung von Vetschau/Spreewald; die Mühle könnte aber gerade noch auf der Göritzer Gemarkung gestanden haben. 1722 hatte der Müller der Göritzer Mühle Johann Gottfried Krüger Streitigkeiten mit dem Besitzer des Dorfes Göritz Christian Dietrich v. Schlieben wegen des Mahlzwangs. Näheres ist aber nicht bekannt.[3]

Im Jahr 1734 wurde jedenfalls die Mühle an ihrem heutigen Standort aufgebaut (oder am alten Standort neu errichtet?). Angeblich sollen bis 1848 sogar zwei Wassermühlen in Göritz gestanden haben,[2] was jedoch auf einen Irrtum von Götz von Houwald zurückzuführen ist, der in seiner Arbeit zwei Wassermühlen und eine Windmühle nennt.[4][Anmerkung 1] Die Topographisch-statistische(n) Uebersicht(en) des Regierungsbezirks Frankfurth a. d. O. von 1820 und 1844 führen nur eine Wassermühle und eine Windmühle auf.[5][6] Das Urmesstischblatt Nr. 4050 Burg von 1846 zeigt ebenfalls nur eine Wassermühle und eine Windmühle, und bei den Entschädigungszahlungen nach Wegfall des Mahlzwangs 1845 wird ebenfalls nur ein Müller genannt.[7] Das von Jensch als Beleg zitierte Werk von Eugen Huhn Das Königreich Preußen geographisch, statistisch und topographisch dargestellt nennt ebenfalls nur eine Wasser- und eine Windmühle.[8] Der Göritzer Müller betrieb ganz also sowohl die Wassermühle als auch die Windmühle. Die Göritzer Mühle war eine Mahlmühle, in der neben Getreide auch Buchweizen verarbeitet wurde. Sie war außerdem Ölmühle, in der Leinöl produziert wurde. Die Göritzer Mühle soll außerdem lange Zeit das Schankrecht besessen haben.[9]

1820 bestand der Wohnplatz aus der Wasser- und der Windmühle und einem Wohnhaus mit sechs Bewohnern.[5] In den späteren Übersichten wird der Wohnplatz dann nicht mehr separat ausgewiesen.

1832/38 führte der Vetschauer Müller Schulze einen Prozess gegen den Göritzer Müller Hertel über die Mahlzwanggerechtigkeit. Details sind nicht bekannt.[10]

1810 entfiel der Mühlenzwang in der damaligen Provinz Brandenburg. Der Müller Herfarth erhielt eine gewisse Entschädigung für den Wegfall dieses Rechtes.[7] 1846 prozessierte der Göritzer Rittergutsbesitzer Pittelko gegen den Mühlenmeister Herfahrth wegen Nichtlieferung von Getreideabgaben als Geld- und Naturalabgabe.[11] 1854/55 kam es erneut zu einem Prozess, den Rittergutsbesitzer Rudolf Pittelko gegen den Müllermeister Johann Gottlob Herfarth führte.[12] Riehl und Scheu nennen für 1861 ebenfalls einen Mühlenbesitzer namens Herfahrt.[13]

1867 wird Göritz als Dorf mit einer Wasser- und einer Windmühle beschrieben.[14] Die Windmühle wurde wohl noch vor 1900 abgerissen (vgl. auch Jensch[9]). Sie fehlt schon auf dem Messtischblatt Nr. 4050 Burg von 1919 (Aufnahme von 1901).[15]

1900 wurde das Mühlrad durch eine Turbine ersetzt. 1904 war südlich des Dorfes die Braunkohlegrube „Guerrini“ in Betrieb genommen worden. Das Göritzer Mühlenfließ führte nun nur noch wenig bis gar kein Wasser mehr. Zur Unterstützung bzw. zum Ersatz der Turbine musste nun ein Dieselmotor eingebaut werden. Nach einem Brand im Jahr 1924 wurde das heutige Mühlengebäude aufgestockt und die Mühlentechnik modernisiert. Der Dieselmotor wurde durch einen Elektromotor ersetzt.[16] 1934 betrieb August Scharlach als Pächter die Göritzer Mühle.[17] Mühlenpächter August Scharlach baute 1934 ein dreiflügeliges, 13 Meter hohes Windrad auf, um zusätzliche Antriebsenergie zu gewinnen. Die Bewegungsenergie des Windrades wurde mittels eines Stahlseiles auf die Mühlentechnik übertragen. Allerdings arbeitete die Anlage nicht zufriedenstellend und wurde nach einem Sturmschaden 1939 wieder abmontiert. Mühlenpächter August Scharlach betrieb Lohnmüllerei, hatte aber auch einen Mehl- und Futtermittelhandel.[9]

Als Besitzerin der Göritzer Mühle ist 1937 Frieda Kuntzag im Adressbuch des Kreises Calau eingetragen. August Scharlach ist als Mühlenpächter ausgewiesen.[18] Im Adressbuch des Kreises Calau von 1941 ist Frieda Kuntzag nicht mehr verzeichnet. Nun ist August Scharlach als Mühlenbesitzer bezeichnet.[19]

1945 zündete August Scharlach, aus Angst vor der herannahenden Roten Armee, die Mühle an und erhängte sich danach.

Um 1947 „entdeckte“ Oskar Gewinne, damals angestellter Müller in der Mühle in Müschen, die Mühlenruine, pachtete diese von Frau Scharlach und baute die Mühle wieder auf.

1960 musste Oskar Gewinne den Betrieb einstellen und die Göritzer Mühle wurde an die örtliche Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft verpachtet, die dort Tierfutter schrotete. Der Betrieb der Mühle wurde 1990 eingestellt und die Mühlentechnik abgebaut. Das Mühlengebäude verfiel und stand einige Jahre als Ruine da.[20] Es war 2022 wieder aufgebaut.

Kommunale Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1806 gehörte die Göritzer Mühle zum Kurfürstentum Sachsen und danach zum Königreich Sachsen. Bei der auf dem Wiener Kongress beschlossenen Teilung Sachsens wurde die gesamte Niederlausitz 1815 dem Königreich Preußen angeschlossen. Dort gehörte die Landgemeinde Göritz mit der Göritzer Mühle zur Provinz Brandenburg.

Bei der preußischen Gebietsreform im Jahr 1816 wurde Göritz dem Landkreis Calau im Regierungsbezirk Frankfurt zugeordnet. Als Teil der Landgemeinde Göritz gehörte die Mühle kirchlich zu Kalkwitz.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Göritz mit der Göritzer Mühle Teil der Sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 der DDR. Am 1. Juli 1950 wurde die Kreisverwaltung nach Senftenberg verlegt und der Landkreis Calau in Landkreis Senftenberg umbenannt. Nach dessen Auflösung im Zuge der DDR-Kreisreform im Juli 1952 wurde Göritz dem neuen, nun stark verkleinerten Kreis Calau im Bezirk Cottbus zugeordnet.

Am 6. Dezember 1993 ging der Landkreis Calau durch Fusion mit dem Landkreis Senftenberg im neuen Landkreis Oberspreewald-Lausitz auf. Göritz wurde am 31. Dezember 2001 nach Vetschau/Spreewald eingemeindet. Seither ist Göritz ein Ortsteil der Stadt Vetschau/Spreewald, Göritzer Mühle hat den Status eines Wohnplatzes im Ortsteil Göritz.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Autorenkollenktiv, Heinz-Dieter Krausch (Bearb.): Burger und Lübbenauer Spreewald. Ergebnisse einer heimatkundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten von Burg und Lübbenau. Werte unserer Heimat, Band 36, Akademie der Wissenschaften der DDR, Akademie-Verlag, Berlin, 1982, hier S. 136.
  2. a b Ulf Buchert: Göritzer Wassermühle. In: Der Streit ums Spreewasser. Wie Wassermühlen die Landschaft zwischen Spreewald und Schwielochsee verändert haben (= Museum Schloss Lübben, Stadt- und Regionalmuseum [Hrsg.]: Kostbarkeiten. Nr. 9). Lübben, 2007, ISBN 978-3-939656-41-8, S. 19.
  3. Brandenburgisches Landeshauptarchiv - Online Recherche: Johann Gottfried Krüger, Müller zu Göritz, gegen Christian Dietrich v. Schlieben ebenda wegen Mahlzwangs. 1722 - 1724
  4. Götz Freiherr von Houwald: Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer. Band IV Kreis Calau Teil I. 653 S., Neustadt an der Aisch 1988, Verlag Degener & Co. ISBN 3-7686-4120-1, hier S. 353.
  5. a b Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungsbezirks Frankfurth a. d. O. 388 S., G. Hayn, Berlin, 1820, S. 25.
  6. Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. 270 S., Frankfurt a. O., Gustav Harnecker’s Buchhandlung, 1844 Online bei Google Books, S. 21
  7. a b Brandenburgisches Landeshauptarchiv - Online Recherche: Mahlzwangsentschädigung des Mühlenbesitzers Herforth in Göritz b. Vetschau. 1845 - 1847
  8. Eugen Huhn: Das Königreich Preußen geographisch, statistisch und topographisch dargestellt. Erster Band Brandenburg und Sachsen, Druck und Verlag von Johann Karl Gottfried Wagner, Neustadt an der Orla, 1848, S. 28, Online bei Google Books
  9. a b c Helmut Jensch: Die historischen Mühlen zwischen Spreewald und Niederlausitzer Landrücken. Kreismuseum Senftenberg, Senftenberg 2000 (Der Blick in die Geschichte 4), S. 26/27.
  10. Brandenburgisches Landeshauptarchiv - Online Recherche: Rechtsstreit zwischen dem Müller Schulze aus Vetschau und dem Müller Haertel aus Göritz über die Mahlzwanggerechtigkeit. 1832 - 1838
  11. Brandenburgisches Landeshauptarchiv - Online Recherche: Mandatsprozeßsache in I. und II. Instanz des Rittergutsbesitzers Pittelko, Göritz bei Vetschau, gegen den Mühlenmeister Herfahrth, Göritz bei Vetschau, wegen Nichtlieferung von Getreideabgaben als Geld- und Naturalabgabe. 1846 - 1849, 1855
  12. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA Rep. 170, Nr. 1156 Archivportal: Mühlenmeister Johann Gottlob Herfarth ./. Rittergutsbesitzer Pittelko in Göritz: Verpflichtung zur Entrichtung bzw. Ablösung von Abgaben
  13. Wilhelm Heinrich Riehl, J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. 716 S., Scheu, Berlin 1861 Online bei Google Books, S. 658.
  14. Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. 346 S., Verlag von Gustav Harnecker u. Co., Frankfurt a. O., 1867 Online bei Google Books, S. 25.
  15. Deutsche Fotothek: Meßtischblatt 4050 Burg Spreewald von 1919
  16. Manfred Kliche: Die Göritzer Wassermühle. Mitteilungsblatt Vetschau, Verlagsgruppe Linus Wittich, abgerufen am 28. November 2020.
  17. Klockhaus' kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1A Groß-Berlin, Provinz Brandenburg, Provinz Grenzmark, Provinz Pommern, Mecklenburg, 1935. Klockhaus Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei, Berlin Online bei Google Books, S. 692 (Provinz Brandenburg).
  18. Adreßbuch des Kreises Calau 1937. Druck und Verlag Albert Heine, Cottbus, 1937, S. 276. hier PDF zum Download (Online bei SLB BrandenburgDOK)
  19. Adreßbuch des Kreises Calau 1941. Teil III. Landgemeinden. Druck und Verlag Albert Heine, Cottbus 1941, S. 71 (Separate Seitenzählung Teil III) hier PDF zum Download (Online bei SLB BrandenburgDOK).
  20. Mühlen im Spreewald. In: pr-weigang.de, abgerufen am 28. November 2020.

Anmerkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Auch Jensch wiederholt diese ganz offensichtlich irrtümliche Angabe.