Gabriel ibn Bochtischu

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Gabriel ibn Bochtischu (persisch جبرئیل بن بختیشوع Dschabra’īl bin Bachtischuʿ, DMG Ǧabra’īl bin Baḫtīšūʿ; arabisch جبريل بن بختيشوع Dschabril bin Bachtischuʿ, DMG Ǧibrīl b. Baḫtīšūʿ)[1] war ein persischer Mediziner, der im 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. lebte. Er stammte aus der bekannten nestorianischen Bachtischu-Familie, deren Mitglieder in der Akademie von Gundischapur (in Gundischapur in Iran) tätig waren. Er war Leibarzt des Kalifen Harun ar-Raschid.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Darstellung des Aristoteles von Gabriel Bochtiso

Gabriel ibn Bochtischu war Christ, der Arzt des Barmakiden Dscha’far und danach 805–808 der Arzt von Hārūn ar-Raschīd und später von al-Ma'mūn. Er starb 828 oder 829 und wurde im Kloster St. Sergios in Madain (Ktesiphon) beerdigt. Ibn Bochtischu schrieb verschiedene medizinische Abhandlungen und übte erheblich Einfluss auf den Fortschritt der Wissenschaften in Bagdad aus. Er unternahm unter großen Anstrengungen die Recherche von antiken Griechischen Medizinischen Werken und förderte deren Übersetzer. Er wurde durch den Patriarchen Timotheus I. (Mar Timotheus I. 780–820/23) exkommuniziert und setzte daraufhin die Wahl des Patriarchen Isho bar Noun (Mar Ischo bar Noun 820/3–825/28) durch.

Gabriel ibn Bochtischus Großvater war Dschirdschis ibn Dschibril (Georg bar Gabriel bar Bochtischu). Gabriels Sohn Yuhanna ibn Bochtischu war ebenfalls Mediziner. Das letzte bekannte Mitglied der nestorianischen Bochtischu-Familie war der Arzt Abdollah ibn Buchtischu (940–1058).

Gabriel ibn Bochtischu war Lehrer von Mesue dem Älteren.[2]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Buchtischu bedeutet laut Kitāb ʿUyūn al-anbāʾ fī ṭabaqāt al-aṭibbāʾ (كتاب عيون الأنباء في طبقات الأطباء ‚Buch von den Nachrichtenquellen über die Stände der Ärzteschaft‘) des arabischen Historikers Ibn Abī Uṣaibiʿa (ابن أبي أصيبعة) „Diener Jesu“, في اللغة السريانية البخت العبد ويشوع عيسى عليه السلام, DMG fī'l-luġa as-suryāniyya al-baḫt al-‘abd wa-yašū‘ ‘īsā ‘alaihi's-salām ‚in syrischer Sprache: Das [glückliche] Los des Dieners Jesu, der Friede sei mit ihm‘. Der auch im Arabischen existierende Begriff Bacht (بخت, DMG baḫt) stammt jedoch aus dem Persischen mit den Bedeutungen „Glück“,[3] aber auch „Schicksal, Los, Orakel“,[4] so dass der Gesamtname demnach „das [glückliche] Los Jesu tragend“ bedeutet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ferdinand Wüstenfeld: Arabische Ärzte (15–16, 1840).
  • L. Leclere: Medecine arabe (vol. 1, 99–102, 1876).
  • M. Meyerhof: New Light on Hunain (Isis, VIII, 717, 1926).
  • D. Sourdel: Bukhtishu, in: Encyclopaedia of Islam I (1960), ND Leiden 1986, 1298; -
  • Lutz Richter-Bernburg: Boḵtīšūʿ. In: Encyclopaedia Iranica IV, 1990, 333–336;
  • Maris Amris et Slibae De Patriarchis Nestorianorum, ed. Henricus Gismondi, Roma 1899
  • The Chronography of Gregory Abu' l-Faraj 1225–1286, ed. by Ernest A. Wallis Budge (1922), ND London 1976;
  • Les Lettres du Patriarche Nestorien Timothée I., par Raphael I. Bidawid, (= Studi e Testi 187), Città del Vaticano 1956;
  • Zaydan Jurji: History of Islamic Civilisation, 4.: Umayyads and Abbassids, tr. D. S. Margoliouth, Leyden 1907;
  • Bergsträsser Gotthelf: Über die syrischen und arabischen Galen-Übersetzungen, (= Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes 17,2), Leipzig 1925;
  • Graf Georg: Geschichte der christlichen arabischen Literatur, Bd. 2, Citta del Vaticano 1947;
  • Ullmann Manfred: Die Medizin im Islam, 1970;
  • Klein-Franke Felix: Ubaidallah b. Gibril b. Bahtisus These zur Therapie seelischer und körperlicher Krankheiten (Ms. Leiden 1332), in: Zeitschrift der dt. morgenl. Gesellschaft, Supplem. II, 1974, 192–197;
  • Schöffler Heinz Herbert: Die Akademie von Gondischapur. Aristoteles auf dem Wege in den Orient, (= Logoi 5), 2. Aufl., Stuttgart 1980;
  • Schwaigert Wolfgang: Die Theologenschule von Bet Lapat - Gundeaisabur, in: Zeitschr. d. deutschen morgenl. Ges., Suppl. IV, 1980, 185–187;
  • Cheikho Louis: Les savants arabes chrétiens en Islam (622–1300), hrsg. v. C. Hechaime, Jounieh 1983;
  • Die Geschichte des medizinischen Denkens. Antike und Mittelalter, hrsg. v. Mirko D. Grmek, München 1996;
  • Wilhelm Baum, Dietmar Winkler: Die Apostolische Kirche des Ostens. Geschichte der sogenannten Nestorianer. Klagenfurt 2000
  • O' Leary de Lacy: How Greek Science passed to the Arabs (1949), ND New Delhi 2001;
  • Welt des Islam. Geschichte und Kultur des Propheten, hrsg. v. Bernard Lewis, München 2002;
  • Wilhelm Baum: Gabriel ibn Bochtischu. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 22, Bautz, Nordhausen 2003, ISBN 3-88309-133-2, Sp. 125–128.
  • Baumstark A.: Bôchtîschô. In: LThK Bd. 2, Sp. 412.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. auch bekannt unter den Namen (Gabriel) Bochtīschū (französisch Djibril b. Bukhtishu, englisch Jabril Bakhtyshu, Jibril ibn Bakhtishu, Jibra’il ibn Bukhtyishu, Djabra’il b. Bakhtishu und Bukht-Yishu) und Gabriel ben Bachtischua (auch Dschībrā’īl ibn Bakhtīschu‘ usw.)
  2. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 143 (Gabriel).
  3. Vgl. Hans Wehr: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart, Wiesbaden 1968, S. 38.
  4. Vgl. Junker/Alavi: Persisch-Deutsches Wörterbuch, Leipzig/Teheran 1970, S. 85, sowie Steingass Online-Wörterbuch.