Garlich Duren

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Garlich Duren (* um 1475; † 1532)[1] war als friesischer Häuptling, Territorialherr sowie zeitweise Mitglied des Regentschaftsrats der Herrschaft Jever.

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie siedelte im damaligen Rüstringen und Östringen. Der Vater kam aus Tengshausen (auch „Taddinghusen“, „Taingshusen“) im Wangerland. An seinem späteren Wohnort Butjadingen geriet er in Konflikt zur Obrigkeit und musste ihn verlassen. Vor 1468 nahm er in der Herrschaft Jever Zuflucht bei Häuptling Tanno Duren, Urenkel des Häuptlings Edo Wiemken, bewährte sich und heiratete schließlich in dessen Familie ein.[2][3][4] Seitdem durfte er sich „Duren (auch: Düren, Diuren) von Tengshausen“ nennen.

Aufstieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Edo Wiemken der Jüngere (1468–1511), Sohn des Tanno Düren, wurde dessen Nachfolger als Häuptling der Herrschaft Jever und hatte für den Fall seines Todes vor Volljährigkeit seiner Kinder bestimmt, dass die Regierung der Herrschaft bis zur Volljährigkeit des ältesten Kindes durch „fünf der vornehmsten und mächtigsten Häuptlinge des Landes“ als Regentschaft ausgeführt werden sollte.[5][6][7][8][2][9][10] Zu den von Edo Wiemken benannten Regenten gehörte auch der mit ihm verschwägerte Garlich Duren:[11][12][3][13][14]

„Dir oder Dür ist ein alter Friesischer (sic) Name; und Einer (sic) der Vormünder unseres Junkers Christoph und seiner Geschwister führte den Namen: Garlich Düren oder Diren.“

So stieg Garlich Duren, als Edo Wiemken d. J. 1511 starb, zum Mit-Regenten der Herrschaft Jever auf und bestimmte damit die innere Politik der Herrschaft Jever mit.[15] Im Jahr 1514 war Garlich Duren an einem Abkommen beteiligt, dass die Position des Gegners Graf Edzard von Ostfriesland stärkte.[16] Von 1517 bis 1520 war Garlich außerdem Drost von Wittmund.[17][18]

Scheitern und Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als der einzige männliche Nachkomme von Edo Wiemke d. J., Junker Christopher, 1517 vorzeitig starb, war Garlich Duren als Zeuge am Versuch des Grafen Edzard von Ostfriesland beteiligt, seinen Machtbereich auf das Jeverland auszudehnen. Unter militärischem Druck wurde ein Heiratsvertrag ausgehandelt, „um künftighin zwischen Ostfries- und Jeverland eine beständige Ruhe, Frieden, Einigkeit und Vertraulichkeit zu haben“. Demnach sollte einer von Edzards Söhnen, bei deren vorzeitigen Tod er selbst, eine der Jeverschen Erbtöchter heiraten.[17][19][20]:

„Den 26 Octob. kam dieser Vergleich zum Schluß, und halffen denselben Garlich Diuren, Omme zu Middoch, Rickleff zu Roffbausen, Rickleff zu Vischhausen, Ubbe Schreiber, Carsten Wandscherrr, Bürgermeister zu Jever, und Johann Lammers vollziehen.“

Die ostfriesische Seite hielt aber den Heiratsvertrag nicht ein, sondern besetzte 1527 die Herrschaft Jever; Garlich Duren und die anderen Mit-Regenten unterwarfen sich den ostfriesischen Grafen. Maria von Jever dagegen, inzwischen Alleinerbin und seit Jahren volljährig, umging die Regenten zunehmend durch eigenständiges Handeln. Als sie 1532 Ansprüche auch auf Ländereien erhob, die bisher ihren Regenten als Häuptlingen unterstanden, kam es zum offenen Konflikt zwischen ihnen und Maria. Garlich Duren und sein Sohn Dirk Garlichs versuchten zusammen mit den anderen Regenten, ihre bisherigen territorialen Rechte zu erhalten, indem sie militärisch gegen Maria vorgingen: 1532 belagerten Garlich Duren, sein Sohn Dirk sowie Ubbe von Knyphausen mit ihren Landsknechten Jever, das Machtzentrum und den Zufluchtsort von Maria.[21] Der Versuch misslang und Garlich Duren fiel bei der Belagerung.[3] Maria von Jever regierte das Jeverland in der Folgezeit mit der Unterstützung Kaiser Karls V.[7] Als somit unanfechtbare Regentin ließ sie 1535 die Güter Garlich Durens beschlagnahmen.[9]

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie in dieser Region bis ins 17. Jahrhundert auf Grund des patronymischen Namenswechsels üblich, hatten die Kinder von Garlich Duren einen Nachnamen entsprechend dem Vornamen ihres Vaters ergänzt um ein „s“[22], also Garlichs. Zu den dokumentierten Nachkommen gehören unter anderen Diedrich Garlichs, August Garlichs, Bernhard Garlichs, Hermann Garlichs, Rudolf Garlichs, Ariane Garlichs, Dietrich Garlichs und Christoph D. Garlichs.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lebensdaten mangels anderer Quellen auch aus Annemarie Ruge: Abstammungstafel des Jeverschen Zweiges der Familie Garlichs, nicht veröffentlichte Aufstellung von 1978 (s. Diskussion).
  2. a b Die Chronica Jeuerensis. Geschreuen tho Varel dorch Eilerdt Springes anno 1592, in: Fr. W. Riemann (Hrsg.) 1896: Verlag Druck von C.L. Mettcker, 82 S.
  3. a b c Wolfgang Sello (Hrsg.) und Georg Sello: Häuptlingsfamilie Garlich Duiren, S. 45–46, 113, 116–119 in: Östringen und Rüstringen - Studien zur Geschichte von Land und Volk, 406 S., Ad. Littmann, Oldenburg.
  4. Hajo Allmers (Hrsg.) 2012: Historien-Kalender - friesisches Jahrbuch, Jg. 1836, Brune-Mettcker Druck- und Verlagsgesellschaft Jever (PDF).
  5. Jürgen Irps: Roffhausen - eine Ortschaft in Friesland. Vom Aufstieg und Fall einer Häuptlingsherrschaft bis zur Neuzeit. o. O. 2005 (PDF)
  6. Friedrich-Wilhelm Schaer: Maria, Fräulein zu Jever. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 186 f. (Digitalisat).
  7. a b Landesbibliothek Oldenburg (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, Buchst. M (PDF)
  8. Jeversche Denkschrift von 1533 zu Garlich Duren, S. 92 in: Erhard Kühlhorn u. a. 1986: Historisch-Landeskundliche Exkursionskarte von Niedersachsen, Band 2, Teil 10. Kommissionsverlag, ISBN 3-7848-3630-5.
  9. a b 1907: Staatsministerium Großherzogtum Oldenburg (Hrsg.) 1907: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg. Verlag Gerhard Stalling
  10. Gustav Rüthning: Urkundenbuch von Jever und Kniphausen. Oldenburg 1932, S. 698.
  11. Hermann F. Hollmann 1816: Rustringen die ursprungliche Heimath des ersten russischen Grossfursten Ruriks und seiner Bruder. 48 S., Verlag Wilhelm Kaiser.
  12. Gustav Rüthning 1911: Oldenburgische Geschichte, Bd. 1, Verlag G.A. von Halem
  13. Antje Sander-Berke (Hrsg.) 2000: Das Fräulein und die Renaissance: Maria von Jever 1500-1575 : Herrschaft und Kultur in einer friesischen Residenz des 16. Jahrhunderts. Kataloge und Schriften des Schlossmuseums Jever, Bd. 23, 304 S., Verlag Isensee, ISBN 3-89598-711-5.
  14. Hans-Jürgen Jürgens, Günther Raschen 2010: Wangerooger Chronik 1327-1600. Mit Abbildungen und Beschreibungen einer Auswahl von vor 1600 in Jever geschlagenen Münzen. Jever-Verlag Hermann Lüers, ISBN 978-3-9813621-2-1.
  15. Gustav Rüthning: Urkundenbuch von Jever und Kniphausen. Oldenburg 1932, S. 490.
  16. Bündnisvertrag zwischen den Räten Graf Edzards und den Jeverschen Regenten, zit. n. Gustav Rüthning: Urkundenbuch von Jever und Kniphausen. Oldenburg 1932, S. 474.
  17. a b Gustav Rüthning: Urkundenbuch von Jever und Kniphausen. Oldenburg 1932, S. 492.
  18. Hajo Allmers (Hrsg.) 2012: Historien-Kalender - friesisches Jahrbuch, Jg. 1837, Brune-Mettcker Druck- und Verlagsgesellschaft Jever (PDF).
  19. Gustav Rüthning: Urkundenbuch von Jever und Kniphausen. Oldenburg 1932, S. 493.
  20. Christian Funck u. a. 1784: Ost-Friesische Chronick, Bd. 1, 430 S. Verlag Borgeest.
  21. Gerhard Anton von Halem 1795: Geschichte des Herzogthums Oldenburg, Band 2, 517 Seiten, Verlag Stalling.
  22. Manno Peter Tammena 2009: Ostfriesische Vornamen von A bis Z: Von Aafke bis Zwaantje. Besonderheiten und Merkwürdigkeiten der Namengebung in Ostfriesland. Skn Soltau-Kurier, 3. Aufl. 2009, 182 S. ISBN 3-928327-75-5.