Garten-Ampfer

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Garten-Ampfer

Garten-Ampfer (Rumex patientia)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Knöterichgewächse (Polygonaceae)
Gattung: Ampfer (Rumex)
Art: Garten-Ampfer
Wissenschaftlicher Name
Rumex patientia
L.

Der Garten-Ampfer (Rumex patientia), auch Englischer Spinat,[1] Gemüse-Ampfer[2] oder Echter Mönchsrhabarber genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Ampfer (Rumex) innerhalb der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae).[3]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blütenstand
Fruchtstand
Illustration aus Plantarum indigenarum et exoticarum icones ad vivum coloratae, oder, Sammlung nach der Natur gemalter Abbildungen inn- und ausländlischer Pflanzen, für Liebhaber und Beflissene der Botanik, 1779

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Garten-Ampfer ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 50 bis, meist 80 bis 200 Zentimetern erreicht.[1][4] Der aufrechte Stängel ist schwach gefurcht und von der Mitte an verzweigt.[1][4]

Die Laubblätter sind grundständig und wechselständig am Stängel verteilt angeordnet. Die Blattspreiten sind meist fleischig, unterseits kahl, weit wellig und manchmal am äußersten Rand gekräuselt gekerbt oder fast flach. Die Seitennerven gehen von der Mittelrippe in einem Winkel von 45° bis 80° ab. Die Grundblätter sind lang gestielt und aus abgestutztem oder breit keilförmigem seltener fast herzförmigem Spreitengrund und die dünne Blattspreite ist bei einer Länge von 20 bis 30 (15 bis 40) Zentimetern sowie einer Breite von 7 bis 9 (4 bis 12) Zentimetern länglich-oval, eiförmig oder länglich-lanzettlich mit zugespitztem oberen Ende.[1][4] Der Blattstiel der Grundblätter weist oft ein Drittel der Länge der Blattspreite auf und ist auf der Oberseite breit abgeflacht. Die Stängelblätter sind wechselständig und kürzer gestielt. Die oberen Stängelblätter sind am Spreitengrund keilförmig oder fast gerundet, im Umriss länglich-lanzettlich mit spitzem oberen Ende und 2,5- bis 4-mal so lang wie breit.[1][4][5] Die obersten Stängelblätter sind lanzettlich oder fast linealisch und fast sitzend.[4]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli[4] oder in der Schweiz von Juli bis August.[1] Die unteren Blütenäste sind gebüschelt und erneut verzweigt; alle sind bogig aufsteigend und bilden eine mehr oder weniger dichte Rispe zur Fruchtzeit. Die Blütenknäuel sind vielblütig und einander genähert; die untersten sind beblättert oder blattlos. Die Fruchtstiele sind dünn fadenförmig und unter der Blüte trichterförmig verdickt. Sie sind etwa doppelt so lang wie das Fruchtperigon. Die äußeren Perigonblätter sind oft deutlich kürzer als die halbe Breite der Valven. Die Valven sind rundlich herzförmig, etwa so lang wie breit, dünnhäutig, bleichbraun, ganzrandig oder sehr klein gekerbt; sie sind 4 bis 8 Millimeter lang und 4 bis 10 Millimeter breit, netznervig und tragen teilweise Schwielen. Die Schwielen sind kugelförmig oder eiförmig und nehmen höchstens die Hälfte der Länge und ein Viertel der Breite der Valven ein. Meist trägt nur eine der Valven ein Schwiele.[1] Die reife Nuss ist braun, 3 bis 4 Millimeter lang und oben zugespitzt.[4]

Chromosomensatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomengrundzahl beträgt; es wurden die Chromosomenzahlen 2n = 40[6] oder 60 ermittelt.[1][2][3][4][7]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Garten-Ampfer ist ursprünglich von Süd- und Südosteuropa über den Kaukasusraum und Westasien, dem Indischen Subkontinent bis China, die Mongolei sowie Russlands Fernem Osten verbreitet.[8] In Nordamerika, West- und Nordeuropa ist er ein Neophyt.[8]

Er gedeiht in Mitteleuropa auf feuchten, nährstoffreichen, humosen Lehm- und Tonböden. Der Garten-Ampfer in Mitteleuropa in Pflanzengesellschaften des Verbands Arction[7] und der Ordnung Onopordetalia[4] vor. Er ist öfter mit dem Gefleckten Schierling (Conium maculatum) vergesellschaftet.[4] Nach G. Parolly (2019) kommt der Garten-Ampfer in Deutschland an Straßenrändern verwildert und teilweise eingebürgert vor in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt.[9]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[1]

Systematik und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung von Rumex patientia erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 333.[10][11] Das Artepitheton patientia bedeutet „genügsam“. Ein Homonym ist Rumex patientia Gay.[11]

Je nach Autor gibt es mehrere Unterarten:[8]

  • Rumex patientia subsp. callosus (F.Schmidt) Rech.f.: Sie wurde aus Asien beschrieben und kommt als Neophyt in Schweden vor.[10]
  • Rumex patientia subsp. orientalis (Bernh. ex Schult. & Schult. f.) Danser: Sie kommt von Mittel- bis Südosteuropa vor.[10][8]
  • Rumex patientia subsp. pamiricus (Rech.f.) Rech.f.: Sie kommt vom Iran bis Zentralasien und dem Himalaya vor.
  • Rumex patientia L. subsp. patientia: Sie kommt in Europa ursprünglich in Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Nordmazedonien, Albanien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und im europäischen Teil der Türkei vor.[10] Sie ist im restlichen Mitteleuropa, in West- und Nordeuropa[10] und in der Neuen Welt ein Neophyt.[8]
  • Rumex patientia subsp. recurvatus (Rech.) Rech.f. (Syn.: Rumex recurvatus Rech.): Sie kommt ursprünglich in Rumänien und Bulgarien vor und ist in Ungarn sowie der Slowakei ein Neophyt.[10]
  • Rumex patientia subsp. tibeticus (Rech.f.) Rech.f.: Sie kommt ursprünglich im Iran, Afghanistan, Assam, Tibet und im westlichen Himalaya vor.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die jüngeren Blätter sind essbar, wie jene anderer Ampfer-Arten. Der Garten-Ampfer wird nur selten als Gemüsepflanze in Bauerngärten des Gebirges oder in Rebgärten angebaut.[7] Die Laubblätter werden roh oder gegart gegessen. Er wird wie Spinat oder als Püree zubereitet. Der Geschmack ist mild und es handelt sich um ein gutes Gemüse.[12]

Unter- und oberirdische Pflanzenteile des Garten-Ampfers wurden in der Volksmedizin verwendet.[12]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i Rumex patientia L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 29. Mai 2023.
  2. a b Rumex patientia L., Gemüse-Ampfer. auf FloraWeb.de
  3. a b Sergei L. Mosyakin: Rumex Linnaeus. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 5: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 2. Oxford University Press, New York und Oxford, 2005, ISBN 0-19-522211-3. Rumex patientia Linnaeus. - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  4. a b c d e f g h i j Karl Heinz Rechinger, Annelis Schreiber: Familie Polygonaceae. S. 375–377. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band III, Teil 1, Verlag Carl Hanser, München 1957.
  5. Karl Heinz Rechinger, John Robert Akeroyd: Rumex L.: 29. Rumex patientia In: T. G. Tutin, N. A. Burges, A. O. Chater, J. R. Edmondson, V. H. Heywood, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. 2., überarbeitete Auflage. Volume 1: Psilotaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, Cambridge / New York / Melbourne 1993, ISBN 0-521-41007-X, S. 104–105 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Li Anjen (李安仁 Li An-ren), Alisa E. Grabovskaya-Borodina, Sergei L. Mosyakin: Rumex Linnaeus. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 15: Myrsinaceae through Loganiaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1996, ISBN 0-915279-37-1. Rumex patientia Linnaeus., S. 337 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  7. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 330.
  8. a b c d e Rumex patientia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 31. Mai 2023.
  9. Gerald Parolly: Rumex. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder, 97. Auflage, Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2019, ISBN 978-3-494-01700-6. S. 614.
  10. a b c d e f Pertti Johannes Uotila, 2017+: Polygonaceae. Datenblatt Rumex patientia In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  11. a b Rumex patientia bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 1. März 2023.
  12. a b Rumex patientia bei Plants For A Future, abgerufen am 1. Juni 2023.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Garten-Ampfer (Rumex patientia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien