Gedenkstein „Toter Mann“

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Gedenkstein „Toter Mann“
Gedenkstein „Toter Mann“

Der Gedenkstein „Toter Mann“, auch bekannt als „Malhaufen zum Todten Mann“, ist ein historisches Monument nahe Groß Schacksdorf im Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg und steht unter Denkmalschutz. Das Denkmal erinnert an einen sächsischen Soldaten, der auf dem Weg vom Zeithainer Lustlager im Jahr 1730 von einem Blitz getroffen wurde und verstarb.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Zeit vom 31. Mai bis zum 28. Juni 1730 ließ August der Starke unweit der Städte Riesa und Großenhain zwischen den Orten Zeithain, Glaubitz und Streumen eine prächtige Truppenschau, als das „Große Campement bei Mühlberg“ oder auch das „Zeithainer Lustlager“ bekannt, stattfinden. Zwei sächsische Soldaten, die aus diesem Lager kamen[2] und auf dem einstigen Gosdaer Weg Richtung der Stadt Forst waren, suchten während eines Unwetters Schutz unter einer Eiche. Dort wurde einer der beiden Soldaten durch einen Blitz getötet.[1]

Es ist lebensgefährlich, bei einem Gewitter Schutz unter einem Eichenbaum zu suchen, da Bäume aufgrund ihrer Höhe bevorzugte Einschlagsziele für Blitze darstellen. Besonders Eichen ziehen Blitze an, da sie oft höher als andere Bäume sind und eine größere Feuchtigkeit aufweisen, was die elektrische Leitfähigkeit erhöht. Wenn ein Blitz einen Baum trifft, kann der elektrische Strom an der Außenseite des Baumes zur Erde abfließen. Dies kann tödlich für jede Person sein, die sich in der Nähe befindet. Zusätzlich kann die Energie des Blitzes dazu führen, dass das Wasser in den Zellen des Baumes abrupt verdampft, was zu einer explosionsartigen Ausdehnung führt. Dies kann dazu führen, dass die Rinde abgesprengt wird oder der Baum auseinanderbricht, was ebenfalls eine erhebliche Gefahr für in der Nähe befindliche Personen darstellt.

Da dem Verstorbenen eine christliche Beerdigung verweigert wurde, erfolgte die Bestattung direkt an der Unglücksstelle.

Sage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Sage[3][1] zum Gedenkstein „Toter Mann“ erzählt von zwei Musketieren namens Gräbe und Zimmermann, die in der Niederlausitz, in der Nähe von Forst, auf Urlaub unterwegs waren. Während ihrer Reise wurden sie von einem heftigen Gewitter überrascht. Inmitten dieses Unwetters begegneten sie einem Hirtenjungen, der mit dem Hut in der Hand kniend, inbrünstig zu Gott betete. Für Gräbe war der Anblick des betenden Jungen nicht berührend, sondern Anlass für Spott. Er riet dem Jungen gottlos und spöttisch, seinen Hut aufzusetzen, da er sonst vom Donner in Stücke geschlagen werden könnte. Doch kaum hatten die beiden Musketiere ihren Weg fortgesetzt, traf der Blitz den spöttischen Gräbe.[4] Er wurde sofort vom Blitzschlag getötet, fiel tot zu Boden, und sein Hut flog weit weg.

Denkmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Gedenken an den tödlich verunglückten Soldaten entstand ursprünglich ein Malhaufen.[5] Ein Malhaufen ist eine Ansammlung verschiedener Objekte, wie Äste, Steine oder andere Gegenstände, die an einem bestimmten Ort als Zeichen der Erinnerung oder als Markierung zusammengetragen werden. Typischerweise entstehen solche Haufen an Orten, die eine spezielle historische, emotionale oder symbolische Bedeutung besitzen, wie beispielsweise der Schauplatz eines bedeutenden Ereignisses, einer Tragödie oder eines Todesfalles. Die Tradition, an solchen Stätten Malhaufen zu errichten, war in der kulturellen Praxis verwurzelt. Passanten, die den Unglücksort passierten oder besuchten, trugen zur Bildung des Malhaufens bei, indem sie dort grüne Zweige oder andere Gegenstände niederlegten.[5] Diese Geste symbolisierte wahrscheinlich Anteilnahme und Respekt gegenüber dem Verstorbenen oder dem bedeutsamen Ereignis. Über die Zeit wuchs der Haufen durch die fortlaufenden Beiträge der Vorbeigehenden an Größe und Bedeutung.

Der Malhaufen wurde später durch eine Säule aus Holz[6] ersetzt.[5] Sie hatte eine Höhe von 185 cm und wies eine Breite von 40 cm und eine Tiefe von 25 cm auf.[1] Das obere Viertel der Säule war als Kopfstück stärker ausgeführt und nach den Seiten hin abgeschrägt, mit Schutzbrettern als Dach belegt, um die Säule vor Witterungseinflüssen zu schützen.[1] Die Holzsäule, die ursprünglich im Boden stand, war aufgrund von Verwitterung und Fäulnis umgestürzt und wurde 1916 auf einem vor Ort vorhandenen Baumstumpf aufgezapft, um sie vor weiterem Verfall zu schützen.[1] Sie wies bereits dieselben Inschriften auf, wie sie auf der heutigen Steinsäule vorhanden sind.[1] Auf der Rückseite der Holzsäule befanden sich die Zahlen 1812 und 1901.[1]

Im Jahr 1930[7] wurde die Holzsäule durch den heutigen Gedenkstein aus Muschelkalk ersetzt, der der Holzsäule in seiner Form ähnelt.[5] Der heutige Gedenkstein ist ein einfacher, aufrecht stehender Stein. Er weist eine Höhe von 174 cm, eine Breite von 43,5 cm und eine Tiefe von 30,5 cm auf und trägt Inschriften auf allen vier Seiten. Der Kopf des Steins ist breiter und tiefer ausgeführt und nach den Seiten hin wie ein Dach abgeschrägt. Die Inschriften sind in den Stein gemeißelt und mit Farbe nachgezogen. Auf der Rückseite im Bereich des Kopfes ist eine Beschädigung, die möglicherweise von einem Einschuss stammt.

Auf der Rückseite sind die Zahlen 1812, 1901 und 1980 zu finden, die höchstwahrscheinlich Jahreszahlen darstellen und wahrscheinlich auf Ereignisse oder Restaurierungen[8] hinweisen, obwohl der Gedenkstein in dieser Form erst seit 1930 besteht.

Am 18. April 1974 wurde der Gedenkstein erneuert.[5]

Inschriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Inschriften auf dem Stein lauten:

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Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 2005 wurde der Gedenkstein gestohlen,[9] konnte aber etwa 10 km entfernt in einem Waldstück wieder aufgefunden werden.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gedenkstein „Toter Mann“ – Sammlung von Bildern

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dr. Alfred Beckstaedt: Der tote Mann bei Tzschacksdorf. In: Der märkische Wanderer. Jahrgang 1921, 1921.
  • Der bestrafte Spötter. In: Aus der Heimat – Beilage zum Forster Tageblatt, Nr. 2/1924.
  • B. Stock: Ein Lausitzer Marterl. In: Aus der Heimat – Beilage zum Forster Tageblatt, Nr. 1/1929.
  • Unser „Toter Mann“. In: Aus der Heimat – Beilage zum Forster Tageblatt, Nr. 8/1930.
  • Die Erneuerung des Toten Mann Denkmals. In: Aus der Heimat – Beilage zum Forster Tageblatt, Nr. 12/1930.
  • Max Balde: Denkmalpflege im Kreis Forst (Lausitz). Hrsg.: Rat des Kreises Forst, Abt. Kultur. Forst (Lausitz) 1978, S. 33.

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h Dr. Alfred Beckstaedt: Der tote Mann bei Tzschacksdorf. In: Der märkische Wanderer. Jahrgang 1921, 1921.
  2. Ungewöhnlich erscheint für die damalige Zeit die große Entfernung von ca. 97 km Luftlinie zwischen dem Ort des Gedenksteins und dem Großen Campement bei Mühlberg, die die zwei Soldaten zurückgelegt haben müssen.
  3. Der bestrafte Spötter. In: Christlicher Verein im nördlichen Deutschland (Hrsg.): Blüthen aus dem Garten Gottes. Eine Sammlung von Erzählungen aus dem Reiche Gottes. 2. Auflage. Nr. 50. Klöppel / Schulze, Eisleben / Leipzig 1862, S. 97.
  4. Nach Angabe der 'Lausitzer Rundschau' (LR: Historisches Ausflugsziel: Musketier wird in Groß Schacksdorf vom Blitz getroffen. 1. Juni 2020, abgerufen am 6. Januar 2024.) sei der Soldat Zimmermann vom Blitz erschlagen worden.
  5. a b c d e Max Balde: Denkmalpflege im Kreis Forst (Lausitz). Hrsg.: Rat des Kreises Forst, Lausitz, Abt. Kultur. Forst (Lausitz) 1978, S. 33.
  6. Alte Lichtbilder der Säule aus Holz: 1, 2.
  7. Nach Angabe des Forster Wochenblatts (Rätsel um » Todten Mann «. In: Forster Wochenblatt. 16. Jahrgang, Nr. 36. Forst (Lausitz) 9. September 2005, S. 11.) sei der Stein 1937 aufgestellt worden.
  8. In vielen Quellen wird vermutet, dass die Zahlen Jahresangaben für die Erneuerung des Denkmals sind. Auch die frühere Holzsäule hatte auf der Rückseite die Zahlen 1812 und 1901. Gegen eine Angabe von Jahreszahlen für Restaurierungen oder Erneuerungen des Denkmals spricht, dass das Denkmal in seiner heutigen Form als Gedenkstein erst seit 1930 existiert. Dieses wesentliche Jahr 1930, in dem die frühere Holzsäule durch einen Gedenkstein ersetzt wurde, ist bei den aufgeführten Jahreszahlen jedoch nicht mit aufgeführt. Auch die Jahre 1916 und 1974, in denen nachweislich Restaurierungen bzw. Reparaturen erfolgten, sind nicht aufgeführt. Zugleich gibt es für die Jahre 1812, 1901 und 1980 bislang keine konkreten Nachweise für Restaurierungen, Reparaturen oder Erneuerungen des Denkmals.
  9. Rätsel um » Todten Mann «. In: Forster Wochenblatt. 16. Jahrgang, Nr. 36. Forst (Lausitz) 9. September 2005, S. 11.

Koordinaten: 51° 40′ 42,2″ N, 14° 37′ 29,3″ O