Gelbvieh

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Kuh der Rasse Gelbvieh

Gelbvieh, auch Gelbes Frankenvieh oder einfach Frankenvieh genannt, ist eine deutsche Hausrindrasse.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gelbvieh entstammt dem roten altfränkischen Vieh, in das im Laufe der Jahrhunderte verschiedene weitere Rassen eingekreuzt wurden. 1872 wurde begonnen, Simmentaler aus der Schweiz zu importieren und so die Zucht auf ein einfarbiges gelbes Rind umzustellen. 1875 wurde in Uffenheim der erste Stammzuchtverein und schließlich 1897 der erste Zuchtverband für Mittel- und Oberfranken gegründet. 1899 entstand ein Zuchtverband für Unterfranken.

Im 20. Jahrhundert wurden einzelne Tiere der Rassen Rotes Dänisches Milchrind und Rotes Flämisches Rind eingekreuzt. Das Gelbvieh selbst wurde teilweise in den Rinderrassen Kärntner Blondvieh, Murbodner und Glanvieh verwendet. Das Gelbvieh war das typische Rind in der bayrischen Rhön und im Spessart.

Zuchtlinien für Gelbvieh wurden ab 1971 in den USA und ab 1972 in Kanada begründet. Sie nutzten dazu anfänglich Importe aus Deutschland. Heute gehören die Bestände zu den häufigen Rassen, so wurden 2012 in Kanada 3500 und in den USA 45.000 Rinder dieser Zucht registriert.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gelbvieh ist einfarbig gelb bis rötlich. Flotzmaul und Hörner haben eine helle, die Klauen eine dunkle Farbe. Ursprünglich handelte es sich um eine Dreinutzungsrasse (Milch, Fleisch, Arbeitsleistung als Zugtier), heute eher Doppelnutzungsrasse (Milch, Fleisch) oder reine Fleischrasse. Die Tiere sind mittel- bis großrahmig, haben eine gute Bemuskelung, einen kräftigen Knochenbau und harte Klauen. Kühe erreichen bei einer Widerristhöhe von 138–142 cm 700–800 kg, Stiere bei 150–158 cm 1200–1300 kg. Die Jahresmilchleistung betrug 2004/2005 durchschnittlich 5657 kg bei 4,19 % Fett und 3,53 % Eiweiß. In der Mast haben die Tiere Tageszunahmen von etwa 1200–1300 g, der Ausschlachtungsgrad beträgt 58–62 %.

Das Gelbvieh liefert neben exzellenten Klassifizierungsergebnissen eine hohe sensorische Fleischqualität. Es ist gleichmäßig marmoriert und ist überdurchschnittlich zart. Durch die kräuterreichen Rhönweiden hat das Fleisch ein exzellentes Aroma.

In Deutschland ist dieser Rinderrasse nach dem Rasseschlüssel die Kennung 12 zugewiesen, bei der Beschränkung auf Fleischnutzung ist die Kennung 76.[1]

Bestandsentwicklung und Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland sank die Zahl weiblicher Zuchttiere von einem Bestand von 8.552 im Jahr 1997 auf nur noch 1.289 im Jahr 2022. Bei den männlichen Zuchttieren gab es in denselben Jahren eine Entwicklung von 34 auf nur noch 10 Tiere. Es bestehen fünf anerkannte Zuchtverbände für das Gelbvieh, vier in Bayern und einer in Hessen. Sowohl Samen als auch Embryonen sind in einer Genbank gelagert.[2]

Bayern und in Nordrhein-Westfalen wird die Zucht der Rinderrasse Gelbvieh staatlich gefördert.[2][3] Dies gilt unter bestimmten Umständen auch in Mecklenburg-Vorpommern.[4]

Für die Erhaltung der Rasse tritt die „Interessengemeinschaft für das Deutsche Gelbvieh“ ein. In ihr sind Züchter in ganz Deutschland organisiert.[5]

Das Gelbvieh steht 2023 in Stufe III (= gefährdet) auf der Roten Liste gefährdeter Nutztierrassen der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH).[6] Die GEH hat einen Betreuer für diese Rinderrasse berufen.[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Diethelm Richter: Franken – deine gelbe Kuh. Herausgegeben vom Rinderzuchtverband Würzburg e. V. BLV Verlags-Gesellschaft, München u. a. 1997, ISBN 3-405-15321-2.
  • Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) (Hrsg.): Das Gelbvieh, in Reihe Gefährdete Rinderrassen, Witzenhausen 2016, S. 33–36 (Link zum Digitalisat auf G-E-H.de)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gelbvieh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Anlage 6 zur Viehverkehrsverordnung
  2. a b Angaben zu Gelbvieh bei TGRDEU.genres.de, Abruf am 1. März 2024
  3. Gelbvieh in Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) (Hrsg.): Einheimische Nutztierrassen in Deutschland und Rote Liste gefährdeter Nutztierrassen 2023, S. 64
  4. Richtlinie zur Förderung der Erhaltung tiergenetischer Ressourcen in der Landwirtschaft vom 3. August 2022, Abruf am 1. März 2024
  5. Beschreibung auf RZV-Franken.de, Abruf am 1. März 2024
  6. Rote Liste der GEH vom Januar 2023, Abruf am 1. März 2024
  7. Beschreibung bei G-E-H.de, Abruf am 1. März 2024