Georg Friedrich Heinrich Rheinwald

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Georg Gottlob Friedrich Heinrich Rheinwald (* 20. Mai 1802 in Scharnhausen, Württemberg; † 31. März 1849 in der Nähe von Berlin) war ein deutscher evangelischer Theologe und Kirchenhistoriker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Georg Friedrich Heinrich Rheinwald war der Sohn des promovierten Predigers Carl Friedrich Rheinwald in Scharnhausen und von Ernestine Charlotte, geb. Göz.[1][2] Seine Eltern hatten am 18. November 1800 in Stuttgart geheiratet.[3] Sein jüngerer Bruder Friedrich Wilhelm Carl Rheinwald wurde am 6. Mai 1805 geboren.[4] Die erste schulische Ausbildung der Brüder unternahm der Vater. Ab 1814 besuchte er das Gymnasium in Stuttgart. Von 1820 bis 1823 studierte er evangelische Theologie und Philosophie an der Eberhard Karls Universität in Tübingen. Dort hörte er Vorlesungen von Johann Friedrich Flatt, Ernst Gottlieb Bengel und Johann Christian Friedrich Steudel, aber auch bei den katholischen Professoren Johann Sebastian von Drey, Johann Baptist von Hirscher und Pfeilmoser.[5] Er wohnte dort im Evangelischen Stift.[6] Er promovierte zum Dr. phil. Einer seiner Kameraden dort war der spätere Dichter Eduard Mörike.[7]

1824 und 1825 war er in Berlin als „Dr. der Philosophie“ gemeldet.[8][9] 1823 war der Student an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Er habilitierte 1826 und wurde Privatdozent der evangelischen Theologie für „Kirchengeschichte und Neues Testament“ in Berlin. Ab Ostern 1827 hielt er dort Vorlesungen[10] u. a. „Apostelgeschichte“, „Missionsgeschichte der evangelischen Kirche“ und „Examination über die Kirchengeschichte“.[11] 1830 ernannte man ihn zum außerordentlichen Professor in Berlin. Am 28. März 1833 schied er offiziell aus dem Amt in Berlin, aber schon Ende Januar 1833 war er in Bonn.[12] Am 13. Juli 1833 wurde er zum ordentlichen Professor der evangelischen Theologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ernannt und hielt dort Vorlesungen. Am 3. Mai 1834 wurde er zum Ordinarius, mit Unterstützung des Kurators der Universität Philipp Joseph von Rehfues, habilitiert.[13][14]

Rheinwald hatte ein Verhältnis mit einer unglücklichen verheirateten Frau eines katholischen Medizinprofessors in Bonn, die er angeblich zur Scheidung von ihrem Mann überredet haben sollte.[15] Im Herbst 1834 verließ er Bonn wegen dieser Affäre. Die evangelisch-theologische Fakultät in Bonn verlangte, dass er keine Vorlesungen mehr halten dürfte. Nach einer längeren Untersuchung beschloss Ernst von Bodelschwingh der Ältere mit Erlass vom 5. Juni 1836, dass Rheinwald keine Vorlesungen halten durfte, Rheinwald wurde suspendiert und schließlich Rheinwald am 7. Juni 1843 durch eine „Cabinetsordre“ seiner Stellung enthoben.[16]

Er reiste zwischen 1834 und 1836 nach Süddeutschland, Frankreich und Belgien und hielt sich längere Zeit in München auf. Hier fand er ein Manuskript von Petrus Abaelardus,[17] das er erstmals edierte.[18] Mit einem Schreiben vom 21. März 1838 an Ferdinand Hand unterstützte Rheinwald Emanuel Geibel bei dessen Promotionswünschen an der Universität Jena.[19]

Am 1. April 1838[20] wurde Rheinwald die Redaktion der Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung[21] übertragen, nachdem zuvor Leopold Ranke diese Aufgabe abgelehnt hatte.[22] Bereits am 8. Juni 1838 wurde er aber wieder von dieser Funktion entbunden.[23] Sein Nachfolger in der Funktion als Redakteur der Zeitung wurde der Philosoph August Arnold. Rheinwald blieb aber weiterhin Mitarbeiter des Ministeriums für geistliche und Unterrichts-Angelegenheiten.[24]

Rheinwald war Mitarbeiter der 9. Ausgabe der Allgemeinen deutschen Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände von Brockhaus.[25] 1846 erkrankte er an einem „Nervenleiden“ und musste seine redaktionellen Tätigkeiten einstellen. Zeitweise war er stationär untergebracht. Seine letzte amtliche Adresse war: „Rheinwald, G. F. H. Dr. d. Theologie u. Philosophie, ordentl. Prof. d. Theologie, Potsdamer Str. 116“[26] Er starb am 31. März 1849 in der Nähe von Berlin.[27]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Briefe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Briefdatenbank Kalliope sind folgende Briefe Rheinwalds erfasst:

  • Rheinwald an Gottschalk Diedrich Baedeker. 25. Januar 1833. Universitäts- und Landesbibliothek Bonn.
  • Rheinwald an Johann Christian Friedrich Burk o. D. Württembergische Landesbibliothek Stuttgart. Signatur: Cod. hist. fol. 878. Fasz. X.
  • Rheinwald an Carl Grüneisen 7. Mai 1840. Deutsches Literaturarchiv Marbach, Neckar / Handschriftenabteilung. Signatur: Z 2356
  • Rheinwald an Hauptmann von Hardegg 1. Juni. Mittwoch. Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn. Signatur: I i 98/393.
  • Rheinwald an Hurter Verlags-Buchhandlung. 15. Februar 1844. Universitätsbibliothek Freiburg, Breisgau. Signatur: Autograph Nr. 1454.
  • Rheinwald an die J. G. Cotta’sche Buchhandlung. Fünf Briefe. (zwischen 20. Mai 1821 und 27. Juni 1835). Deutsches Literaturarchiv Marbach, Neckar, Handschriftenabteilung. Signatur: Cotta$Br.$Heinrich.
  • Rheinwald an Gustav Schwab. Zwei Briefe (1824–1836). Universitätsbibliothek Tübingen. Signatur: Md 755 525.
  • Rheinwald an Carl Christian Ullmann 10. August 1838. Universitätsbibliothek Heidelberg. Signatur: Heid. Hs. 2807,34.
  • Rheinwald an Carl Christian Ullmann. Drei Briefe (1832–1844). Universitätsbibliothek Heidelberg. Signatur: Heid. Hs. 2808,232.
  • ein Brief vom 5. August 1830 („Geehrter Herr Geheim Rath“) ubka.uni-karlsruhe.de (PDF; 340 kB)
  • Rheinwald an einen Unbekannten am 15. Februar 1844 leo-bw.de

und weitere Briefe an unbekannte Empfänger.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Seinem vielgeliebten Vater Doctor Carl Friedrich Rheinwald“. In: Commentar über den Brief Pauli an die Philipper. S. V.
  2. Taufe vom 20. Mai 1802. familysearch
  3. Heiratseintrag. familysearch
  4. Geburtseintrag. familysearch
  5. Heinrich Döring, S. 397.
  6. Joachim Hahn, Hans Mayer: Das Evangelische Stift in Tübingen. Geschichte und Gegenwart. Zwischen Weltgeist und Frömmigkeit. K. Theiss, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0372-5, S. 316.
  7. Hahn/Mayer 1985, S. 188 und 290.
  8. Rheinwald. In: Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebungen, 1824, S. 388.
  9. Rheinwald. In: Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebungen, 1825.
  10. Wolfgang Virmond: Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810-1834 nach dem deutschen und lateinischen Lektionskatalog sowie den Ministerialakten. Akademie Verlag, Berlin 2011, S. 451, 470 f., 513 f., 535, 557, 579, 838.
  11. Allgemeine Literatur-Zeitung April 1828 books.google.de
  12. Brief von Rheinwald in Bonn am 25. Januar 1833 an Gottschalk Diedrich Baedeker.
  13. De pseudodoctoribus Colossiensibus. Commentatio exegetico-historica.
  14. Neue Jahrbücher für Philologie und Paedagogik oder Kritische Bibliothek für das Schul- und Unterrichtswesen. 5 Jg., Band 13. B. G. Teubner 1835, S. 356; Textarchiv – Internet Archive.
  15. Otto Ritschl: Die evangelisch-theologische Fakultät zu Bonn in dem ersten Jahrhundert ihrer Geschichte 1819-1919. A. Marcus & E. Webers Verlag, Bonn 1919, S. 15 ff.
  16. Johann Friedrich von Schulte, S. 383.
  17. Conversations-Lexicon in vier Bänden, S. 57.
  18. Petri Abaelardi epitome theologiae christianae.
  19. Karl Theodor Gaedertz: Emanuel Geibel. Sänger der Liebe, Herold des Reiches. Ein deutsches Dichterleben. Georg Wigand, Leipzig 1897, S. 150; Textarchiv – Internet Archive.
  20. Preußen. Berlin, den 1. April. In: Anton Johann Gross-Hoffinger (Hrsg.): Der Adler. Allgemeine Welt- und National-Chronik, Unterhaltungsblatt, Literatur- und Kunstzeitung für die Oesterreichischen Staaten. 1. Jg., Nr. 71, 10. April 1838; Textarchiv – Internet Archive.
  21. Allgemeine preußische Staats-Zeitung. Erschien vom 2. Januar 1819 bis 30. Juni 1843.
  22. Lothar Dittmer: Beamtenkonservativismus und Modernisierung. Untersuchungen zur Vorgeschichte der Konservativen Partei in Preußen 1810-1848/49. Franz Steiner, Stuttgart 1992, S. 154 f. books.google.de
  23. Berlin, 8. Juny. In: Aschaffenburger Zeitung. Nr. 139 vom 13. Juni 1838
  24. Wilhelm Koner, S. 289.
  25. Band 15. Leipzig 1848, S. XIX; Textarchiv – Internet Archive.
  26. Rheinwald. In: Berliner Adreßbuch, 1849, Teil 1, S. 381.
  27. Am 31. Mai starb der bekannte Professor Dr. Rheinwald.
  28. Widmung: Herrn Dr. August Neander. Herrn Dr. Friedrich Strauß.
  29. Gegenschrift zu Johann Christian Wilhelm Augusti: Die Religionswanderungen des Herrn Thomas Moore. Bachem, Köln 1835 digitale-sammlungen.de
  30. Erscheinungsverlauf: Nr. 1 (1839) bis Nr. 15 (Juni) 1853. Hrsg. war zuerst Rheinwald und dann Theodor Bruns. Erscheinungsweise zweimal wöchentlich. Beilage Der Fischer.
  31. Widmung: „Seinem hochverehrten Lehrer und väterlichen Freunde dem Herrn Dr. August Neander bringt diese beginnende Sammlung dar. d. H.“
  32. Eine literarische Antwort auf das Buch: Le livre rouge, ou Soirées d’hiver de quelques paysans des provinces. Textarchiv – Internet Archive.
  33. Rezension ub.uni-tuebingen.de