Gerstenkorn (Einheit)

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Das Gerstenkorn, also ein einzelnes Samenkorn der Getreideart Gerste, bildete die Grundlage für viele alte Maße (→Längenmaß, →Gewichtsmaß, →Geschichte der Maße und Gewichte). Man machte sich dabei zunutze, dass Form und Größe der Körner einer für ein Naturprodukt relativ geringen Streuung unterliegen.

Es gibt auch Hinweise, dass ein Pfefferkorn das sogenannte Urmaß bildete.[1]

Gewicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gewicht eines Gerstenkorns (französisch: grain d'orge [Botanik] beziehungsweise compère-loriot [Medizin]) soll ein Gran (englisch und französisch: grain) schwer sein. Gran steht in der Bedeutung von „Korn“ und war besonders Grundlage als Gold- und Silbergewicht und als Apothekergewicht.

Länge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Breite eines Korns wurde zur Definition der Pariser Linie benutzt. Die Genauigkeit genügte im allgemeinen Leben und Handel.[2] Unter dem böhmischen Herrscher Premisl Ottokar II. festigte sich das Maß durch erlassene Satzungen als Längenmaß eines mittelgroßen Gerstenkorns.[3]

Ein „Gerstenkorn“ (barleycorn) ist auch eine historische angelsächsische Längeneinheit. Der Inch entsprach im England des Hochmittelalters drei Gerstenkörnern, der Länge nach aneinandergelegt.

Das Getreidekorn war auch schon seit der Antike Maßgrundlage und in vielen Kulturen der erste Ansatz für Maße und Gewichte. So waren vier Gerstenkörner der Breite nach nebeneinander das Maß für einen Querfinger. Vier Querfinger, also 16 Körner breitseits gelegt, bildeten eine Querhand. Zehn Querfinger waren 1 Spanne und derer drei ergaben eine Prager Elle[3].

Die Breite eines Gerstenkorns war auch die Breite von sieben Pferdehaaren.[4]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellenangaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Leopold Einsle: Systematische Zusammenstellung der vorzüglichsten europäischen Maße, Gewichte und Münzen. Verlag Jos. Kösel’sche Buchhandlung, Kempten 1846, S. 85
  2. Gustav Adolph Jahn: Wörterbuch der angewandten Mathematik: ein Handbuch zur Benutzung. Band 1, Reichenbach’sche Buchhandlung, Leipzig 1855, S. 509
  3. a b Verein böhmischer Forstwirte unter S. X. Smoler: Vereinsschrift für Forst-, Jagd- und Naturkunde. Ausgaben 1–6, Heft 1, Calve’sche Buchhandlung, Prag 1849, S. 97
  4. Wilhelm Hoffmann: Allgemeine Enzyklopädie für Kaufleute, Fabrikanten, Geschäftsleute, oder vollständiges Wörterbuch über den Handel, die Fabriken, Manufakturen, Künste u. Gewerbe. Band 2, Verlag Otto Wigand, Leipzig 1848, S. 427