Gerwernkapelle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schlussstein mit dem Wappen der Gesellschaft zu Mittellöwen in der Gerwernkapelle
Wappenscheiben aus dem Jahr 1544[1] in der Gerwernkapelle

Die Gerwernkapelle ist eine 1476 vollendete, ehemalige Kapelle der Berner Gerber-Gesellschaften im Berner Münster.

Eine in situ vorhandene, 1471 datierte Wappenscheibe der früheren Gesellschaft zu Niedergerbern ist das früheste Zeugnis für die Gerwernkapelle.[2] Meister Peter Schenkschücher[3], Angehöriger der Gesellschaft zu Mittellöwen, stiftete 1472 eine Messe auf den dem Apostel Bartholomäus geweihten Altar.[4] Bartholomäus war der Patron der Gerber. Laut Bauinschrift wurde die Kapelle 1476 vollendet.[5] Der bernische Rat beschloss wenige Monate vor der Berner Disputation, im Oktober 1527 die slüssel zu der gerbernaltar zu iren handen nemen und den altar tecken[6], Messen durften nicht mehr auf Kosten der Pfrund gehalten werden. Privat finanzierte Messen blieben davon unbenommen.[7]

Die Schlusssteine am Deckengewölbe weisen die Wappen der Gesellschaft zu Ober-Gerwern, der Gesellschaft zu Mittellöwen und der Gesellschaft zu Niedergerbern auf.[8] Ein aus dem Jahr 1544[9] stammendes Mittellöwen-Scheibenpaar belegt, dass die Gesellschaften auch in nachreformatorischer Zeit an der Gerwernkapelle festhielten. Die Gerwernkapelle diente ab dem 19. Jahrhundert als Taufkapelle.[10] Seit 1999 ist in der Gerwernkapelle eine Informationsstelle mit Souvenirladen eingerichtet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Berchtold Haller: Bern in seinen Rathsmanualen 1465–1565. Bd. 1. Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Bern. Bern 1900.
  • Manuel Kehrli: Aus der Geschichte der Gesellschaft zu Mittellöwen, 2015 online (PDF, 563 KB)
  • Luc Mojon: Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern. Das Berner Münster. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 44). Band 4. Birkhäuser Verlag, Basel 1960 (451 S., unibe.ch [PDF; 60,3 MB; abgerufen am 12. Februar 2018] zum freien Herunterladen).
  • Heinrich Türler: Die Altäre und Kaplaneien des Münsters in Bern vor der Reformation. In: Neues Berner Taschenbuch auf das Jahr 1896. S. 70–118. doi:10.5169/seals-126600
  • Moritz von Stürler: Die Gesellschaft zu Ober-Gerwern in Bern, Bern 1924.
  • Urs Martin Zahnd: Die Berner Zunft zum Mittellöwen im Spätmittelalter (= Geschichte der Berner Zunft zu Mittellöwen, Bd. 1), Bern 1984.
  • Alfred Zesiger: Die Stube zum roten/guldinen Mittlen-Löüwen. Ein Rückblick auf die Geschichte der ersten fünf Jahrhunderte. Zur Einweihung der neuen Zunftstube im Falken am 10. März 1908, Bern 1908.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zahnd 1984, S. 54.
  2. Mojon 1960, S. 30.
  3. Zesiger 1908, S. 176.
  4. Mojon 1960, S. 30–31.
  5. Bauinschrift: an[n]o d[omi]ni · m cccc lxxvi · iar / uff sant bartholome obent · / des zwelfbotten ward diss gewelb / volbracht · ; Mojon 1960, S. 31.
  6. Haller 1900, S. 183.
  7. Haller 1900, S. 183.
  8. von Stürler 1924, S. 114–115.
  9. Zahnd 1984, S. 54.
  10. Zesiger 1908, S. 57.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gerwernkapelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 46° 56′ 50,4″ N, 7° 27′ 4″ O; CH1903: 600951 / 199584