Gnadenbild Maria, Mutter der Schönen Liebe

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Gnadenbild Maria, Mutter der Schönen Liebe in Wessobrunn

Das Gnadenbild Maria, Mutter der Schönen Liebe ist ein Werk des Benediktinerbruders Innozenz Metz OSB (um 1640–1724) und befindet sich am linken Seitenaltar der Pfarrkirche St. Johann Baptist in Wessobrunn. Das Motiv fand aufgrund der Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Mariens weite Verbreitung in Bayern, Österreich, Südtirol, Ungarn, Böhmen, Polen, Belgien und Frankreich.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bild zeigt Maria im Porträt vor einem dunkel gehaltenen Hintergrund mit nach links geneigtem Haupt. Ihr gesenkter Blick verweist auf das stille Nachdenken über Gottes Pläne, der sie durch die Botschaft des Engels zur Mutter des Erlösers berufen hat. Diese betende Haltung regt den Betrachter dazu an, sich in derselben Weise Gott zu nähern.[1] Im Haar trägt sie statt Krone oder Heiligenschein einen prächtigen Blütenkranz aus rosafarbenen Rosen, weißen Lilien, kleinen grünen Blättern und weißen Blümchen. Sie trägt einen Schleier, der über ihre linke Schulter fällt, und unter ihrem blauen Mantel ein weißes Seidengewand mit einer mit Edelsteinen besetzten Borte.

Das Bild ist von einem goldenen Rahmen mit silbernen Beschlägen eingefasst, von dem zahlreiche Strahlen ausgehen. Über dem Bild befindet sich eine Krone mit einem Kreuz als Abschluss. Am Rahmen findet sich die lateinische Inschrift Mater Dilectionis Pulchrae – ora pro nobis („Mutter der Schönen Liebe – bitte für uns“). Über dem Strahlenkranz befindet sich ein Engel, der eine weitere Inschrift in Händen hält: Santa (!) Maria gratia dei sine labe concepta o. p. n. (ora pro nobis) („Heilige Maria, durch die Gnade Gottes ohne Sünde empfangen – bitte für uns“). Darüber schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube.

Das Bild weist Ähnlichkeiten zum Bild „Maria mit dem geneigten Haupt“ im Karmelitenkloster Döbling (Wien) auf.

Das „Gnadenbild Maria, Mutter der Schönen Liebe“ von Innozenz Metz entstand um 1704.[2] Das Vorbild zu diesem Gnadenbild ist die Marienstatue von Simon Fries (um 1680/82) in Maria Plain bei Salzburg. Der geneigte Kopf und der Strahlenkranz sowie die farbig gefassten Blumen am Haupt sind einander so ähnlich, dass man nicht von einem Zufall ausgehen kann. Traditionell wird die Madonna in Maria Plain als „Wessobrunner Madonna“ bezeichnet, weil sie nach dem Wessobrunner Gnadenbild gemacht sein soll. Laut Datierung des Wessobrunner Gemäldes (1704) und der Marienstatue (1680/82) in Maria Plain ist aber davon auszugehen, dass das Wessobrunner Gnadenbild nach der Figur gemalt wurde. Da Innozenz Metz in Braunau geboren wurde und später in Säben im Kloster war, bevor er nach Wessobrunn kam, ist eine Anwesenheit in Salzburg und hier eine Wallfahrt nach Maria Plain denkbar. Eine sogenannte „Wessobrunner Madonna“ befindet sich auch am Altar des Hl. Ivo in der Universitätskirche in Salzburg. Dieses auf 1722 datierte Gemälde war Vorbild für zahlreiche Kopien im süddeutsch-österreichischen Raum. Die Abhängigkeit einer Kopie entweder vom schlichten Wessobrunner oder von der mit reichhaltigem Schmuck und einem IHS-Medaillon verzierten Salzburger Version ist leicht zu erkennen. Das Salzburger Gemälde wurde auch zum Vorbild für das Antlitz der Mariensäule am Salzburger Domplatz.

Namensherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung „Mutter der Schönen Liebe“ ist der Weisheitsliteratur des Alten Testaments entnommen. In Jesus Sirach 24,23–31 (Vulgata)[3] bzw. Sirach 24,17–22 EU kommt die Weisheit Gottes zu Wort.

Lateinisch Deutsch
ego mater pulchrae dilectionis et timoris et agnitionis et sanctae spei. in me gratia omnis viae et veritatis, in me omnis spes vitae et virtutis. (Sir 24,24 f. Vulgata) Ich bin die Mutter der schönen Liebe, der Gottesfurcht, der Erkenntnis und der frommen Hoffnung. In mir ist alle Lieblichkeit des Weges und der Wahrheit, in mir alle Hoffnung des Lebens und der Tugend. (Sir 24,18; vgl. EU, wo 18b als Variante vermerkt ist)

In der personifizierten Weisheit Gottes sah man eine Andeutung im Alten Testament für die dritte Person in Gott, den Heiligen Geist. Derartige Texte wurden an Marienfesten häufig vorgetragen. Da Maria auch als „Braut des Heiligen Geistes“ verehrt wird, lag es nahe, solche Aussagen auf sie zu beziehen.[4] Die Verehrung der Mutter der Schönen Liebe ist mit dem Fest der Unbefleckten Empfängnis am 8. Dezember verbunden. Im Barock war die Marienanrufung Mater pulchrae dilectionis vielen Betern aus der Lauretanischen Litanei vertraut.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 1700 gelangte das Bild von Innozenz Metz auf Veranlassung von Pater Plazidus Angermayr OSB (1674–1740) ins Kloster Wessobrunn. Traditionsgemäß gab es im Kloster Wessobrunn eine starke Marienverehrung. Bereits die erste Kirche aus der Karolingerzeit war Maria geweiht, und das Fest der Unbefleckten Empfängnis wurde schon 1165 feierlich begangen.[5] Eine romanische Marienfigur in Stein mit dem Namen „Mutter der heiligen Hoffnung“ (Mater Sanctae Spei) gilt als das „älteste heute noch erhaltene marianische Gnadenbild Bayerns“[1] (heute im Bayerischen Nationalmuseum, München).

Entsprechend dieser marianischen Tradition wurde das Gemälde etwa 1706 von Abt Thassilo Boelzl OSB auf dem Hauptaltar der Klosterkirche angebracht.[6] Plazidus Angermayr gründete daraufhin eine Bruderschaft zur Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Mariens, die von Clemens XI. (1700–1721) am 25. Oktober 1710 genehmigt wurde und bis heute in kleinerer Form besteht.[7] Bei der Betrachtung einer Kopie des Bildes soll der Papst ausgerufen haben:

„In diesem Bild liegt etwas Himmlisches. Es verdient eine Bruderschaft.“[1]

Als das Bild in die von Kurfürst Max Emanuel 1723 gestiftete Kapelle der Unbefleckten Empfängnis Mariä in der Klosterkirche Wessobrunn gebracht wurde, nahm die Verehrung des Bildes und der unbefleckt empfangenen Muttergottes durch die stark wachsende Bruderschaft zu,[6] die Mitte des 18. Jahrhunderts mit über 600.000 Mitgliedern ihre Blütezeit erlebte.

Seit dem 11. September 1803 befindet sich das Bild über dem linken Seitenaltar der Pfarrkirche St. Johann Baptist in Wessobrunn.

Verbreitung und Kopien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon um 1753 soll es über 200 Kopien mit dem Motiv der „Mutter der Schönen Liebe“ gegeben haben. Sie wurden mit dem Original durch Berührung gesegnet. Die Wessobrunner Stuckateure trugen wesentlich zur Verbreitung der Bilder bei, indem sie diese an ihren Wirkungsstätten bekannt machten. So entstanden viele neue Wallfahrtsorte, an denen die „Mutter der Schönen Liebe“ verehrt wurde.[6]

In folgenden Kirchen ist ein Exemplar vorhanden:

Bayern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gnadenbild Maria, Mutter der Schönen Liebe in der Wallfahrtskirche Zur Schmerzhaften Muttergottes in Vilgertshofen

Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südtirol[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Marienkapelle des Augsburger Domes Mariä Heimsuchung befindet sich ein Bild von Johann Georg Bergmüller (1714), das den Erzengel Gabriel zeigt, wobei das Sujet von Mariä Verkündigung, die Kopfhaltung des Engels sowie der Kranz von drei Rosen im Haar des Engels auf das Wessobrunner Bild hindeuten könnte.[10]

Ein anderes Bildmotiv greift das Fresko in der Kapelle Zur Mutter der schönen Liebe (Arzheim, Koblenz) auf. Dort ist eine ganzgestaltige Muttergottes dargestellt, die auf einer Mondsichel steht und über einer Ansicht von Ehrenbreitstein schwebt. Die Verbindung zum Gnadenbild von Wessobrunn besteht in der unter dem Fresko angebrachten Bildunterschrift aus Jesus Sirach „Ich bin die Mutter der schönen Liebe“ sowie dem Motiv des Unbefleckten Herzens Mariens, das in Form eines goldenen Herzens auf der Brust Mariens zu sehen ist.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adalbert Mayer: Maria, Mutter der Schönen Liebe in Wessobrunn. Wessobrunn 1995
  • Adalbert Mayer: Bruderschaften beim ehemaligen Kloster Wessobrunn. In: Lothar Altmann (Red.): Festschrift 1250 Jahre Wessobrunn. Herausgegeben von der Gemeinde Wessobrunn. Lindenberg im Allgäu 2003
  • Karl Pörnbacher: Die „Mutter der schönen Liebe“ zu Wessobrunn. Zur Geschichte der bedeutendsten bayerischen Marien-Bruderschaft des 18. Jahrhunderts. In: Lech-Isar-Land, Weilheim 1978, S. 77–92
  • Karl Pörnbacher: Die Mutter der schönen Liebe zu Wessobrunn. Ein weitverbreitetes Gnadenbild und die bedeutendste bayerische Marienbruderschaft im 18. Jahrhundert. In: Schönere Heimat, Jg. 78 (1989), Heft 1, S. 17–24
  • Hugo Schnell: Die Patrona Boiariae und das Wessobrunner Gnadenbild. Ein Beitrag zur Vertiefung der kunstwissenschaftlichen Methodik durch Beachtung der im Zeitwechsel geprägten Gestalt und der Ikonographie. In: Das Münster, Jg. 15 (1962), S. 169–232
  • Irmtraud von Andrian-Werburg: Das Bistum Augsburg 2: Die Benediktinerabtei Wessobrunn (= Germania Sacra, NF, Bd. 39). de Gruyter, Berlin 2001, S. 210–213 (Digitalisat)
  • Gerhard P. Woeckel: Wessobrunn. In: Ders.: Pietas Bavarica. Wallfahrt, Prozession und Ex voto-Gabe im Hause Wittelsbach in Ettal, Wessobrunn, Altötting und der Landeshauptstadt München von der Gegenreformation bis zur Säkularisation und der »Renovatio Ecclesiae«. Weißenhorn 1992, S. 266–335

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gnadenbild Maria, Mutter der Schönen Liebe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Adalbert Mayer: Maria - Mutter der Schönen Liebe in Wessobrunn (Faltblatt). Hrsg.: Kath. Pfarramt Wessobrunn. 2. Auflage. 1997.
  2. Die Benediktinerabtei Wessobrunn. Im Auftrag des Max-Planck-Instituts für Geschichte. Bearbeitet von Irmtraud Freifrau von Andrian-Werburg, Berlin-New York: Walter de Gruyter 2001, S. 212.
  3. Jesus Sirach (24,23–31). bibelwissenschaft.de, abgerufen am 25. April 2019.
  4. Adalbert Mayer: Bruderschaft von der Mutter der Schönen Liebe. Hrsg.: Kath. Pfarramt St. Johannes Baptist. Wessobrunn, S. 7.
  5. Adalbert Mayer: Bruderschaften beim ehemaligen Kloster Wessobrunn. In: Gemeinde Wessobrunn, Red. Lothar Altmann (Hrsg.): Festschrift 1250 Jahre Wessobrunn. Fink, Lindenberg im Allgäu 2003, S. 225–230.
  6. a b c Irmtraud Freifrau von Andrian-Werburg: Das Bistum Augsburg 2: Die Benediktinerabtei Wessobrunn. In: Germania Sacra - Historisch-Statistische Beschreibung der Kirche des Alten Reiches. de Gruyter, Berlin / New York 2001, S. 210 ff. (germania-sacra.de).
  7. Barbara Stühlmeyer: „Ich bin die Mutter der Schönen Liebe“. Gebetsgemeinschaften haben eine besondere Spiritualität: Die katholischen Bruderschaften und die Zukunft der Kirche. In: Die Tagespost, 27. Dezember 2021.
  8. Kurze Beschreibung der Gemeinde Frasdorf mit Chronik (Memento vom 17. September 2004 im Internet Archive). In: derchiemgauer.de. Abgerufen am 9. April 2017.
  9. Wessobrunner Gnadenbild im Mittelpunkt. In: augsburger-allgemeine.de, 5. Dezember 2015. Abgerufen am 9. April 2017.
  10. Adalbert Mayer: Maria, Mutter der Schönen Liebe in Wessobrunn. Wessobrunn 1995, S. 42.