Gontscharowo (Kaliningrad)

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Siedlung
Gontscharowo/Groß Saalau
Гончарово
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Bevölkerung 72 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Postleitzahl 238400
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 000 015
Geographische Lage
Koordinaten 54° 25′ N, 20° 51′ OKoordinaten: 54° 25′ 0″ N, 20° 51′ 0″ O
Gontscharowo (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Gontscharowo (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Gontscharowo (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Gontscharowo (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Gontscharowo (russisch Гончарово, deutsch Groß Saalau, Kreis Friedland/Bartenstein) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und gehört zur Domnowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Domnowo (Domnau)) im Rajon Prawdinsk (Kreis Friedland (Ostpr.)).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gontscharowo liegt ein Kilometer nordöstlich von Domnowo (Domnau) an einer Nebenstraße, die Domnowo mit Lesnoje und Priwolnoje (Saussienen) verbindet. Die nächste Bahnstation war bios 1945 Domnau (Domnowo) an der Strecke von Königsberg (heute russisch: Kaliningrad) nach Angerburg (heute polnisch: Węgorzewo), die nicht mehr in Betrieb genommen worden ist.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Groß Saalau um 1863/64, Sammlung Alexander Duncker

Das Gutsdorf Groß Saalau wurde am 11. Juni 1874 namensgebender Ort für den neu errichteten Amtsbezirk Groß Saalau[2], der zum 1927 in Landkreis Bartenstein (Ostpr.) umbenannten Kreis Friedland im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. In den Amtsbezirk waren die drei Gutsdörfer Bögen (russisch: Minino), Groß Saalau (Gontscharowo) und Saussienen (Priwolnoje) eingegliedert. Zum Gutsbezirk Groß Saalau mit seinen Ortsteilen Blekitten, Koskeim, Garbnicken (Solowjowo) und Klein Saalau (Sarja) gehörten 1910 konkret 267 Einwohner.[3]

Seit Ende des 18. Jahrhunderts gehörte das Gut Groß Saalau der Familie von Brederlow, vertreten durch Karl von Brederlow-Gartz (1754–1804). Er war verheiratet mit Karoline von Pogwisch (1765–1822). Ihr ältester Sohn Goswin von Brederlow (1783–1842) wurde Landrat und agierte auch als Autor.[4] Ihr Sohn Hans von Brederlow (1786–1871) erbte das Gut und erhielt auf seine Person den Freiherrentitel. Dann wurde dessen jüngster Sohn Tido von Brederlow (1822–1884) im Minorat Gutseigentümer.[5]

Am 1. November 1928 endete die Eigenständigkeit Groß Saalaus durch Eingemeindung in die Stadtgemeinde Domnau (Domnowo), und der Amtsbezirk Groß Saalau wurde aufgelöst. Letzter Gutsherr war der Rechtsritter des Johanniterordens, Major d. R. Hans-Wittich von Brederlow (1886–1945), verheiratet mit Erika von Gottberg-Preußisch Wilten (1894–1962). Ihre Tochter Marie-Agnes lebte zuletzt in der Schweiz, die drei Söhne Hans-Joachim, Walter und Tido sind als Offiziere und als Soldat im Krieg gefallen.[6] Zum Rittergut Groß Salau gehörten viele Nebengüter, so u. a. Vorwerk Klein Salau, Schutzforst Domnau, Forsthaus Koskeim, Danmenau mit Klein Salauer Wald sowie des Weiteren das Rittergut Garbnicken mit Vorwerk Luisenthal, gesamt etwa 1500 ha[7].

Infolge des Zweiten Weltkrieges kam das nördliche Ostpreußen und mit ihm auch Groß Saalau im Jahre 1945 zur Sowjetunion. Das Dorf wurde 1950 in „Gontscharowo“ umbenannt[8] und war bis zum Jahre 2009 in den Poretschinski sowjet (Dorfsowjet Poretschje(Allenau)) eingegliedert. Seither ist Gontscharowo aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform[9] eine als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft innerhalb der Domnowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Domnowo (Domnau)) im Rajon Prawdinsk.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund seiner überwiegend evangelischen Einwohnerschaft war Groß Saalau bis 1945 in das Kirchspiel Domnau[10] (russisch: Domnowo) eingepfarrt. Es gehörte zum Kirchenkreis Friedland (heute russisch: Prawdinsk), später zum Kirchenkreis Bartenstein (heute polnisch: Bartoszyce) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Die kirchliche Bindung Gontscharowos an Domnowo ist bis heute geblieben. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Domnowo ist jetzt eine Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg), die zur Propstei Kaliningrad[11] in der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland gehört.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Ort verbunden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Rolf Jehke, Amtsbezirk Groß Saalau
  3. Schubert: Gemeindeverzeichnis, Landkreis Friedland.
  4. Geschichte des Handels und der gewerblichen Kultur der Ostsee-Reiche im Mittelalter bis zum Schlusse des sechzehnten Jahrhunderts. Mit besonderem Bezug auf Danzig als Quartierstadt des Hansebundes, und der sich in dieser Zeit entwickelnden inneren Staats-Verhältnisse Preußens., Original, Ferdinand Dümmler, Berlin 1820. Digitalisat, 1. Reprint 2007 Universität Köln; 2. Reprint: de Gruyter, Berlin 2019. ISBN 978-3-11-110455-3.
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen (Uradeligen) Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Deutscher Uradel). 1903, Jahrgang 4, Justus Perthes, Gotha 1902, S. 191 f. Digitalisat
  6. Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser. A (Uradel), Band XII, Band 55 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1973, S. 70 ff. ISBN 3-7980-0755-1.
  7. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Domänen, Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Ostpreußen 1932. In: Niekammer`Güter-Adreßbücher. 5. Auflage. Band III der Gesamtreihe Niekammer, Kreis Bartenstein. Selbstverlag der Niekammer Adressbuch GmbH, Leipzig 1932, S. 238. Digitalisat
  8. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  9. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  10. Ortsverzeichnis/Kirchspiele Kreis Bartenstein.
  11. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad.