Gothic (Film)

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Film
Titel Gothic
Produktionsland Großbritannien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1986
Länge 87 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Ken Russell
Drehbuch Stephen Volk
Produktion Penny Corke
Robert Fox
Musik Thomas Dolby
Kamera Mike Southon
Schnitt Michael Bradsell
Besetzung

Gothic ist ein Film aus dem Jahr 1986 von Ken Russell. Die Kombination aus Horrorfilm, Thriller, Drama und Historienfilm mit Gabriel Byrne, Julian Sands und Natasha Richardson in den Hauptrollen thematisiert eine Begebenheit im Leben der Schriftsteller Lord Byron, Percy Shelley und Mary Shelley, die als wichtiges Ereignis in die Geschichte der phantastischen Literatur eingegangen ist. Das historische Treffen, bei dem der Grundstein für den Roman Frankenstein gelegt wurde und das gemeinhin als Initialzündung für die Entstehung der Phantastik gilt, nimmt Russell jedoch nur als Ausgangspunkt, um unter anderem mit den Mitteln des erotischen und des surrealistischen Films eine symbolhafte eigene Interpretation der damaligen Ereignisse vorzulegen.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von sensationshungrigen Touristen beobachtet, hält sich der exzentrische Dichter Lord Byron mit seinem Leibarzt Dr. John Polidori im schweizerischen Exil in der Villa Diodati am Genfersee auf. Zu Besuch kommt der Dichter Percy Shelley mit seiner Verlobten Mary Godwin und deren Halbschwester Claire Clairmont. Claire ist die Geliebte Byrons, von ihm wegen seiner Egomanie einerseits angewidert, ihm andererseits verfallen. Der linkische Polidori seinerseits ist ebenfalls in den Lord verliebt, soll dessen Biografie schreiben und wird von diesem häufig erniedrigt. Mary ist vorerst zurückhaltend, weiß sie doch mit der dekadenten Extravaganz der anderen zunächst nichts anzufangen. Percy Shelley ist der einzige, der Byron zumindest annähernd auf Augenhöhe begegnet, ist dieser doch von Shelleys poetischem Werk beeindruckt.

Beim Abendessen versucht Claire den Lord wegen seines Klumpfußes zu verspotten, der weiß sich jedoch zu wehren. Um sich abzulenken, spielt die Gesellschaft Verstecken in den weitläufigen und verwinkelten Räumlichkeiten des Hauses. Dabei stoßen Mary und Percy auf allerlei teils gruselige, teils amüsante Absonderlichkeiten wie automatische Puppen oder eine tierische Menagerie. Als ein Gewitter heraufzieht, fühlt sich Percy, der Opium genommen hat, dazu berufen, nackt auf dem Dach herumzutanzen. Hierbei äußert er einige Weisheiten über den Blitz als elementarer Energie, was Mary aufmerksam registriert. Später redet Shelley über Alchemie, über das Werk der Schöpfung und über die Träume als den Sitz der Seele, worauf Byron ihn als modernen Prometheus bezeichnet.

Am Kamin lesen die Freunde abwechselnd in einer Anthologie deutscher Gruselgeschichten namens Phantasmagoria und geben sich dem Genuss von Laudanum und sexuellen Ausschweifungen hin. Aus Rache für die Erniedrigungen hat Polidori unter einer Abdeckung auf dem Buffet Blutegel deponiert, worüber Byron erschrickt, der sich vor diesen Tieren ekelt. Claire kommt auf die Idee, man könne doch selber Geschichten erfinden. Plötzlich schlägt der Blitz in einen Baum ein, was unheimlich tanzende Schatten auf die Zimmerdecke wirft und Byron zu der Überlegung bringt, man könne vielleicht mit Hilfe des Blitzes aus leblosen Gedanken etwas Lebendiges erschaffen, wenn doch schon das Schattenspiel des Baumes in der Vorstellung der Anwesenden so lebendig geworden sei. Während die anderen in der Vorstellung von Schöpferkraft und Wiederaufstehung der Toten aufgehen, wendet sich Mary angewidert ab. Sie erzählt Polidori von ihrer Beziehung zu Shelley und von einer Totgeburt, die ihr immer noch so arg zusetzt, dass sie manchmal die Vorstellung habe, ihr Kind sei noch lebendig.

Schließlich hält die Gruppe mit Hilfe eines Schädels eine Séance ab, während derer Claire in Trance verfällt und röchelnd von einer traumatischen Begebenheit in ihrer Kindheit erzählt. Plötzlich bekommt sie einen epileptischen Anfall, was Byron nur amüsiert beobachtet, während die anderen versuchen, ihr zu helfen. Byron glaubt an eine Täuschung, worauf Mary versichert, derlei sei früher schon passiert und ihre Familie habe geglaubt, Claire sei besessen, weil seltsame Vorfälle mit den Anfällen einhergegangen seien. Gegenüber ihrem Verlobten äußert sie ihre Besorgnis, da sie glaube, Byron würde Claire irgendwann fallen lassen, während sie ihm verfallen sei.

Polidori will sich für die Blutegel entschuldigen, woraufhin Byron ihm mit Rotwein symbolisch die Absolution erteilt, um ihn darauf abermals zu demütigen. Während Polidori weinend aus dem Zimmer stürmt, bestellt sich Byron ein Dienstmädchen ans Bett, setzt ihr eine Gesichtsmaske seiner Halbschwester Augusta auf und liebkost weinend ihren Körper. Diese Szene ist ein Hinweis auf seine mutmaßliche inzestuöse Beziehung, die ihm auch Mary später vorhalten wird.

Mary findet keinen Schlaf. In ihrem Zimmer hängt ein Bild mit einem Nachtmahr, der auf einer Frau hockt. Das Bild ängstigt sie und im Halbschlaf träumt sie, wie das Wesen lebendig wird und sich gleich einem Alb auf sie setzt, um sie schließlich anzufallen. Als sie aus dem Albtraum schreiend aufwacht, liegt Claire, mit der sie das Bett teilt, auf ihrem Bauch. Zugleich meint sie, jemanden auf dem Balkon zu sehen, aber der herbeieilende Shelley vermag sie zu beruhigen.

Später, der Sturm tobt immer noch mit unverminderter Härte, läuft Percy zum Schuppen des Anwesens, weil er eine schlagende Tür bemerkt hat. Als sie sich nicht schließen lässt und er eigenartige Geräusche aus dem Schuppen vernimmt, betritt er das verfallene Gebäude. Unter allerlei von Spinnweben bedeckten Gegenständen meint er plötzlich eine abscheuliche Kreatur zu entdecken und flüchtet schreiend. Als ihn Byron zusammengekauert in der Eingangshalle findet, wirft ihm Shelley vor, durch sein Treiben die Höllenbrut geweckt zu haben. Er habe Angst an Narkolepsie zu erkranken und dadurch lebendig begraben zu werden. Byron kann ihn beschwichtigen, aber als Mary erscheint, flüchtet Percy. Mary stellt Byron über sein Verhältnis zu Claire zur Rede und bezeichnet ihn als selbstverliebten Vampir, der andere nur quälen könne. Selbst als sie ihm eröffnet, dass Claire ein Kind von ihm erwarte, zeigt sich Byron unbeeindruckt und versucht Mary zu küssen. Sie kann sich aber wehren und lässt ihn allein zurück.

Im Keller des Hauses entdeckt Byron eine eigenartig schleimige Flüssigkeit. Als er meint eine Bewegung zu sehen, flüchtet er sich amüsiert in Claires Schlafzimmer, wo er sie halb schlafend vorfindet. Nach einem Cunnilingus ist sein Mund blutverschmiert. Währenddessen kann Polidori, der durch die Wand Claires lustvolleres Stöhnen hört, seine von seinen katholischen Lehrern eingetrichterten Schuldgefühle kaum mehr ertragen. Er schlägt mit der Hand immer und immer wieder auf einen in der Wand steckenden Nagel, auf dem zuvor ein Kruzifix hing, und versucht sich an seinem Blut zu berauschen.

Percy, der krampfhaft versucht wach zu bleiben, entdeckt am Aufgang zum Dachboden mit Mary zusammen ebenfalls eine schleimige Spur. Während Mary den Fund als in der Dachrinne mit fauligen Blättern vermischtes Regenwasser zu deuten versucht, ist sich Shelley sicher, die Spuren der Verwesung gefunden zu haben. Er meint Claires Lachen zu hören und eilt davon. Mary, die eifersüchtig zurückbleibt, entdeckt plötzlich im Dienstbotentreppenhaus Polidori mit blutenden Bisswunden am Hals.

Später beteuert der Doktor von einem Vampir angefallen worden zu sein, doch der Lord glaubt ihm kein Wort. Er wirft Polidori vor, sich die Verletzung selbst zugefügt zu haben, und glaubt als einziger, die Gruppe habe sich die Geschehnisse nur eingebildet. Shelley ist sich sicher, die Kreatur, die sie selbst erschaffen hätten, würde sie jetzt heimsuchen, weil sie Gott herausgefordert und sich an der Schöpfung versündigt hätten.

Claire liegt derweil reglos in ihrem Bett mit einer Schleimpfütze neben sich auf dem Boden.

Percy glaubt, sie hätten das Wesen als Synthese ihrer unbewussten Ängste und Sehnsüchte gezeugt und müssten nun die Strafe dafür ertragen. Seine Verlobte sucht ihn zu beruhigen. Als der Doktor ausplaudert, was Mary ihm vorher im Vertrauen erzählt hatte, bestürmen die anderen ihn mit Vorwürfen betreffs seiner Homosexualität, die er sich in seinem Selbsthass nicht eingestehen könne. Plötzlich hören sie einen Schrei aus Claires Schlafzimmer. Shelley bewaffnet sich mit einem Revolver, aber als er im Zimmer ankommend auf eine Gestalt feuert, bemerkt er nur, dass er auf sein eigenes Spiegelbild geschossen hat. Claire ist jedoch verschwunden. Er findet sie halb entblößt im Billardzimmer, aber ihre Brustwarzen haben sich in Augen verwandelt. Der Doktor will sie in seinem Wahn vergiften, glaubt er doch in ihr den Grund des ganzen Spukes zu erkennen.

Byron ist der Überzeugung, sie müssten in einer erneuten Séance das Ungeheuer wieder dahin bringen, wo es hergekommen sei. Polidori will jedoch nicht mitmachen und versucht Shelley und den Lord zu erschießen. Die Waffe ist jedoch nicht geladen. Als ihn daraufhin beide auslachen, stürmt er davon, um sich im Schuppen auf dem Rücken eines Pferdes sitzend zu erhängen. Er schafft es jedoch nicht, da das Seil sich, als das Pferd losläuft, vom Balken löst. Auf dem Boden sitzend sieht der Doktor, wie eine Kreatur auf dem davon galoppierenden Pferd landet und davonreitet.

Mary, Percy und der Lord suchen derweil Claire, da sie sie für ihre Séance brauchen. Sie finden sie, wie sie, nackt und furchtbar verdreckt, im Keller eine Ratte totgebissen hat. Während Byron und Shelley sich ebenfalls ihrer Kleidung entledigen und sich mit Dreck beschmieren, zögert Mary. Sie ist immer noch der Meinung, der Lord sei der Leibhaftige und wirft ihm vor, mit seiner eigenen Schwester geschlafen zu haben, worauf er sie wutentbrannt zu Boden wirft. Als die anderen drei mit Hilfe des Schädels aus der ersten Sitzung beginnen wollen, schlägt Mary diesen mit einem Stein entzwei. Mit einem Splitter will sie Byron erstechen, doch Shelley kann sie daran hindern. Sie flüchtet sich in ihr Zimmer und schließt sich ein, als plötzlich jemand, der sie „Mama“ ruft, an der Türklinke dreht. Sie öffnet die Tür und sieht ihr Kind, William, im Treppenhaus aufgebahrt liegen.

Als sie die Zimmertür wieder hinter sich schließt, findet sie sich plötzlich in einem kreisrunden Raum mit vielen Türen wieder. Als sie die zunächst verschlossenen Türen schließlich öffnet, hat sie mehrere verstörende Visionen. Sie wird Zeuge der Geburt ihres Kindes, sieht, wie die anderen dieses zu Grabe tragen, wie aus dem Mund des toten Polidoris Kakerlaken krabbeln und wie sie selbst ihr Neugeborenes neben einem Skelett seiner selbst aufgebahrt hat. Sie muss mitansehen, wie Percy ertrinkt, bei lebendigem Leibe mit Erde bedeckt und an einem Strand auf einem Scheiterhaufen verbrannt wird. Sie findet den Lord, wie er mit Blutegeln übersät nach seiner geliebten Halbschwester Augusta ruft. Von diesen albtraumhaften Eindrücken überwältigt und in der Überzeugung, einen Blick in die Zukunft getan zu haben, will sie sich von der Brüstung ihres Balkons stürzen, wird aber von Percy zurückgehalten, der ihr versichert, dass das stürmische Gewitter nun vorbei sei.

Am nächsten Morgen herrscht strahlender Sonnenschein. Bei der Morgentoilette sinniert Mary für sich allein über die Ereignisse der letzten Nacht nach und äußert die Befürchtung, dass die Kreatur, die sie geschaffen hätten, letztlich zurückkehren würde. Im Garten findet sie die anderen gut gelaunt beim Picknick und beim Ballspiel. Sie verhalten sich, als sei nichts geschehen, und der Lord kann sie schließlich davon überzeugen, dass solche Aktionen wie letzte Nacht letztlich nur der Entspannung und dem Zeitvertreib dienten. Auf die Geschichte, die sie schreiben will, angesprochen, antwortet sie, es ginge darin um ein gequältes Geschöpf, das nach Vergeltung hungernd seinen Schöpfer und dessen Familie ins Grab treiben werde.

In der Gegenwart besuchen Touristen die Villa Diodati, während ein Führer ihnen erklärt, was aus den Teilnehmern jener Nacht geworden ist. Im See vor dem Anwesen kann man schließlich die nackte Wasserleiche eines Kindes sehen, deren Gesicht an Frankensteins Monster erinnert.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lord Byron
Percy Bysshe Shelley
Mary Shelley
Claire Clairmont

Mit den geschichtlichen Ereignissen hat der Film nur die Rahmenumstände und die damals agierenden Personen gemein. Er konzentriert die Handlung auf die Geschehnisse einer einzelnen Nacht und inszeniert sie eher wie eine albtraumhafte Fieberfantasie denn als historische Bestandsaufnahme. Dies bewerkstelligt Russell auch mit filmischen Techniken wie Rückprojektion, Slow Motion, unkonventionellen Kamerafahrten oder Farbfiltern und dramaturgischen Mitteln wie echten oder vermeintlichen Rückblenden oder Visionen, die sich für den Zuschauer auf Grund der ganzen Machart des Films erst im Nachhinein als Trugbilder herausstellen.

Doch trotz aller künstlerischen Freiheit bebildert der Regisseur Ken Russell mit dem für ihn „typischen Karussell-Inszenierungsstil“[1] eines der epochemachenden Ereignisse in der Geschichte der phantastischen Literatur. 1816 trafen sich in der Villa Diodati am Genfersee der Schriftsteller Lord Byron nebst seiner Geliebten Claire und Leibarzt John William Polidori und der Lyriker Percy Shelley nebst seiner zukünftigen Frau Mary Godwin. Im damaligen Jahr ohne Sommer war die Gesellschaft aufgrund der schlechten Witterungsverhältnisse ans Haus gebunden und man vertrieb sich die Zeit mit dem Lesen von Schauergeschichten. So wurde unter anderem die Ballade Lenore von Gottfried August Bürger gelesen, eine der ersten Kunstballaden, die einen Totentanz und das Motiv des Wiedergängers thematisiert. Während eines Unwetters schlug Byron vor, die Anwesenden sollten selber unheimliche Geschichten verfassen. Mr Shelleys und Lord Byrons Ergebnisse blieben unbefriedigend bzw. fragmentarisch, einzig Ms. Godwin und Mr. Polidori konnten Ergebnisse vorweisen. Mary Godwin legte bei diesem Treffen den Grundstein für ihren Roman Frankenstein oder Der moderne Prometheus und Polidori verfasste die Geschichte Der Vampyr, welche zunächst irrtümlich Byron zugeschrieben wurde. Auch Goethe pries die Erzählung wider besseres Wissen als „bestes Produkt“[2] des exzentrischen englischen Dichters an. Der Arzt entwarf in seiner Geschichte mit der Figur des Lord Ruthven, welche zugleich die Züge seines Herrn aufwies, bereits lange vor Bram Stoker den Prototyp des aristokratischen gothic villain, eine „Art Dracula des 19. Jahrhunderts.“[3] Byron griff in seinem „Fragment“ auf ein Versepos zurück, welches er bereits drei Jahre vorher verfasst und in dem er neben dem Blutdurst auch das Inzesttabu thematisiert hatte. Dieses Epos versah Byron mit einer Reihe von Anmerkungen, die den Leser mit dem griechischen Aberglauben vertraut machen sollten.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Füsslis Der Nachtmahr in der im Film verwendeten Version
  • Der Film arbeitet mit allerlei intertextuellen Verweisen auf andere Werke. So werden nach Art der Tableaux vivants (lebende Bilder) Gemälde des Manierismus und Klassizismus zum Leben erweckt, so beispielsweise Der Nachtmahr von Johann Heinrich Füssli. Füssli war mit Mary Shelleys Mutter, Mary Wollstonecraft bekannt. Er lernte sie um 1788 über seinen Maler-Kollegen William Blake kennen, der in Wollstonecraft verliebt war und sie zu einem Dreiecksverhältnis mit ihm und Füssli überreden wollte. Die Schriftstellerin war dagegen eher an einer Ménage à trois mit dem Ehepaar Füssli interessiert, bekam von dessen Frau darauf jedoch Hausverbot.[4]
  • Percy Shelley und Lord Byron ihrerseits waren mit dem englischen Dichter John Keats befreundet, was im Film durch die von Polidori geäußerte Dialogzeile „Sleep is nature's balm“ thematisiert wird. Dieses Zitat stammt aus einem Gedicht von Keats.[5]
  • Während eines Establishing Shots auf die nächtliche Villa kann man einen diffusen Lichtstreifen auf der Leinwand sehen. Dieser wurde nach Art der Phantasmagorie beziehungsweise der Laterna magica hergestellt, einem optischen Trick, der sich zur damaligen Zeit großer Beliebtheit erfreute. Auch trug eines der Bücher, die Byron und seine Gefährten während des Treffens lasen, den Titel Phantasmagoria.[5]
  • In der amerikanischen Version des Films wird zu Beginn eine Texttafel eingeblendet, auf der ein Zitat aus dem Vorwort von Mary Shelleys Roman zu lesen ist. Dort geht sie auf die Entstehung des Romans und auf das Treffen am Genfersee ein. Vor dem Vorspann folgt dann eine kurze Erklärung, dass in dieser Nacht sowohl Frankenstein als auch Dracula geboren wurden.[6]
  • Der Titel des Films nimmt unter anderem Bezug auf den Namen, mit dem phantastische Literatur im Englischen früher bezeichnet wurde: Gothic Novel. Der Begriff Phantastische Literatur ist neueren Datums und hat sich erst in den 1940er Jahren in der Literaturwissenschaft etabliert. Davor gab es Begriffe wie roman noir im Französischen, Geistergeschichte im Deutschen oder eben gothic novel im Englischen.[7]
  • Veröffentlicht wurde der Film mit einer Freigabe ab 18 Jahren, im März 2013 wurde diese jedoch nach einer Neuprüfung auf „ab 16 Jahren“ heruntergestuft.

Drehort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde nicht am Originalschauplatz gedreht, sondern in Gaddesden Place, Hemel Hempstead, Hertfordshire, England, GB. Bei Gaddesden Place handelt es sich um ein englisches Landhaus im palladianisch-klassizistischen Stil, das der Architekt James Wyatt entwarf. Es wurde 1768–1773 erbaut und ist heute unter anderem Sitz der Software-Firma Xara. Die Villa diente neben diesem Film auch anderen als Kulisse. Ken Russell kehrte zwei Jahre später für Der Biss der Schlangenfrau mit Amanda Donohoe, Hugh Grant und Catherine Oxenberg hierhin zurück. Gedreht wurde hier beispielsweise Basils Liebe (1998) mit Christian Slater und Jared Leto und Der Kuß vor dem Tode (1991) mit Matt Dillon und Sean Young.[8]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gabriel Byrne wurde beim Festival Fantasporto als bester Darsteller mit dem International Fantasy Film Award ausgezeichnet. Der Film selbst gewann den Preis für die besten Spezialeffekte und war als bester Film nominiert.

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • film-dienst: „Exzessiv inszenierter, opulent fotografierter Alptraum im ‚modernisierten‘ Stil viktorianischer Horrorfilme und in Anlehnung an die ‚gothic novel‘ des 19. Jahrhunderts. Bildwirksame Geisterbahn ohne tiefere Aussage; allenfalls für Freunde der exzentrischen Regiekunst Ken Russells faszinierend.“[9]
  • Ponkie, Abendzeitung: „Daß Alpträume, Ängste, erotische Phantasien als Nacht-Abstürze genauso intensiv ‚Realität‘ sind wie das sichtbare Tages-Leben, das explodiert hier im entrückten Wachtraum zu Sado-Orgien bestrafter Sünde. Diese Bilder-Trance verliert sich ins Bodenlose – hat aber trotz ausschweifender Längen Kraft genug, den Zuschauer mit Haut und Haar zu verschlingen. Falls er das mag.“[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum historischen Treffen am Genfersee:

  • Norbert Kohl: ‚Du bist mein Schöpfer, aber ich bin dein Herr!‘ Marys Kopfgeburten und die Folgen. In: Mary Shelley: Frankenstein oder Der moderne Prometheus. Insel, Frankfurt 1988, S. 304ff.
  • Hans Richard Brittnacher: Die bleichen Geliebten. Über Vampire in der englischen und amerikanischen Literatur. In: Thomas Le Blanc, Clemens Ruthner, Bettina Twrsnick (Hrsg.): Draculas Wiederkehr. Tagungsband. Phantastische Bibliothek, Wetzlar 1997, S. 84ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lexikon des internationalen Films. Rowohlt, Reinbek 1995, Band A–C, S. 557, in einer Kritik zu Der Biß der Schlangenfrau.
  2. Johann Wolfgang von Goethe: Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche. 28. August 1949. Hg. v. Ernst Beutler. 26 Bände. Artemis, Zürich 1948–1971. Band 23: Goethes Gespräche. Zweiter Teil, S. 70 (Tagebuchnotiz von Friedrich von Müller, 25. Februar 1820).
  3. Erwin Jänsch: Das Vampir-Lexikon. Die Autoren des Schreckens und ihre blutsaugerischen Kreaturen. Knaur, München 2000, S. 219, s. v. „Polidori“.
  4. Der Brockhaus Kunst. Künstler, Epochen, Sachbegriffe. F. A. Brockhaus Mannheim / Leipzig 2001, S. 348, s. v. „Füssli“.
  5. a b german.imdb.com
  6. german.imdb.com
  7. Marianne Wünsch: Die Fantastische Literatur der Frühen Moderne. Fink, München 1991, S. 7.
  8. xara.com
  9. Gothic. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  10. Zit. nach: Lothar R. Just: Filmjahrbuch 1988. Heyne, München 1988.