Gottfried Zedler

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Gottfried Zedler an seinem Wiesbadener Arbeitsplatz, um 1930

Karl August Gottfried Immanuel Zedler (* 5. Dezember 1860 in Vegesack; † 1945 bei Küstrin) war ein deutscher Bibliothekar und Historiker.

Nach dem Abitur in Bremen 1881 begab sich Zedler zum Studium nach Tübingen. Während seines Studiums wurde er 1881 Mitglied der Tübinger Burschenschaft Derendingia.[1] 1882 wechselte er nach Leipzig, wo er 1885 mit einer Arbeit über die Damnatio memoriae den Doktorgrad erwarb. Er wurde Mitglied des Klassisch-Philologischen Vereins Leipzig im Naumburger Kartellverband.[2]

Als Bibliothekar war er an den Universitätsbibliotheken Marburg und Göttingen beschäftigt, bevor er 1895 an die Nassauische Landesbibliothek in Wiesbaden wechselte, an der er bis zur Pensionierung 1933 blieb. 1905 erhielt er den Professorentitel, 1908 wurde er Oberbibliothekar. Von 1929 bis 1933 leitete er übergangsweise die Bibliothek. Von seinem Alterswohnsitz in Schneidemühl (ab 1943) wurde er am 25. Januar 1945 in einem Lazarettzug evakuiert. In Küstrin wurden die Insassen ausgeladen, danach gibt es keine Spur mehr von ihm.

Als Bibliothekar entwickelte er zukunftsweisende Vorstellungen zum Verhältnis von Aufstellungssystematik und Sacherschließung[3] und leistete eine mustergültige Neukatalogisierung der Wiesbadener Bibliothek (1904–1923). Sein 1931 erschienener Handschriftenkatalog[4] ist bis heute unersetzt.

Zedler ist vor allem als Inkunabelforscher hervorgetreten, der sich mit buchgeschichtlichen Problemen rund um Johannes Gutenberg auseinandersetzte. Seine Aufsehen erregende These, der Niederländer Coster sei der eigentliche Entdecker, konnte sich nicht durchsetzen.

Der Landesgeschichte diente Zedler als Sekretär des Nassauischen Vereins für Altertumskunde und Geschichtsforschung und als Sekretär der Historischen Kommission für Nassau. Neben Arbeiten zur Presse- und Buchgeschichte legte er im Jubiläumsband der Nassauischen Annalen 1921 umfangreiche Kritische Untersuchungen zur früh- und hochmittelalterlichen Geschichte des Rheingaus vor, die vor allem den Urkundenfälschungen Franz Joseph Bodmanns und Georg Friedrich Schotts galten.

Zedlers Tochter, die Schauspielerin Mathilde Zedler, war verheiratet mit dem Schauspieler und Intendanten Karl Striebeck.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nachrufe von Rupprecht Leppla in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 64 (1950), S. 121–126 und Nassauische Annalen 61 (1950), S. 262f.
  • Von der Herzoglich Nassauischen Öffentlichen Bibliothek zur Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain 1813 - 2013. Wiesbaden 2013 Digitalisat HLB RheinMain

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikisource: Gottfried Zedler – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mitglieder-Verzeichnis der Burschenschaft Derendingia zu Tübingen. 1967, Stammrollen-Nr. 87.
  2. M. Göbel, A. Kiock, Richard Eckert (Hrsg.): Verzeichnis der Alten Herren und Ehrenmitglieder des Naumburger Kartell-Verbandes Klassisch-Philologischer Vereine an deutschen Hochschulen, A. Favorke, Breslau 1913, S. 30.
  3. Zedler, Gottfried: Die Aufstellung der Bücher und die Sachkatalogisierung unserer deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 42 (1925), S. 427–441
  4. Online bei Manuscripta Mediaevalia: http://bilder.manuscripta-mediaevalia.de/hs/kataloge/HSK0737.htm