Grabdenkmal für Herzog Albrecht

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Grabdenkmal für Herzog Albrecht im Königsberger Dom, Ende des 19. Jahrhunderts.

Das Grabdenkmal für Herzog Albrecht ist ein Grabdenkmal des Staatsgründers Herzogs Albrecht von Preußen im Königsberger Dom.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es befindet sich in rekonstruierter Form wieder an der gesamten Ostwand im Königsberger Dom.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kunstwerk wurde in Antwerpen noch zu Lebzeiten des Herzogs begonnen und zwei Jahre nach dessen Tod vollendet.[1] Herzog Albrecht verstarb 1568. Das Kunstwerk trägt die Inschrift "1570". Es wurde in den Jahren 1571 bis 1572 aufgestellt. Das Denkmal überstand den Zweiten Weltkrieg „nahezu unbeschädigt“.[2] Aber alle Figuren, Wappen, Säulen kamen in der Nachkriegszeit abhanden. Das Grabdenkmal wurde inzwischen rekonstruiert.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Grabdenkmal ist in ein Haupt- und Obergeschoss gegliedert. Die Figuren bestehen aus weißem Alabaster.[1] Die Architektur aus belgischem Kalkstein.[1]

Hauptgeschoss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelteil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine große Rundbogennische bildet den Mittelteil, in dem ein großer Sarkophag steht.[1][3] Den Sarkophag schmücken verschiedene Karyatiden: Allegorien auf Glaube, Liebe und Hoffnung. Zwischen den Karyatiden befinden sich zwei trauernde Genien mit gesenkter Fackel, darüber der brandenburgische Adler.[4]

Der Sockel zeigt eine große Inschriftentafel:

Invicta virtute potens belloque togaque

Hac jacet Albertus Marchio tectus humo
Teutonico Pater illius prognatus Achille
Regis Casmiri filia, mater erat
Pro Marianorum, titulo cessante, Magistro
Agnovit primum Prussia culta Ducem
Prima illi conjunx Danorum Regibus orta,
Altera erat, Gvelphos, quae numerabat Avos
Sacra repurgavit fido monstrante Luthero,
Struxit & egregiae culta Lycea Scholae,
Pacificus, justus prudens, pius atque benignus
Doctorumque fuit, doctus & ipse Pater
Hoc Duce creverunt & opes & publica terrae
Commoda, quae Patria juvit & auxit ope.
Quinquaginta & sex his terris praefuit annis,
Undecies septem vivere fata dabant.
Ergo Patris Patriae memor esse Borussia debes,
Proque salutari Principe grata DEO.

Albertus Moritur Die Guberti.
Hier die Übersetzung von Ernst August Hagen:
Von unbesiegbarer Kraft im Friedenskleid und im Kriege

Ruhet allhier Margraf Albrecht, mit Erde bedeckt.
Mit dem deutschen Achill war verwandt der Vater von jenem,
Königes Casimir Kind war, die an's Licht ihn gebar.
Statt Hochmeister des Ordens (der Titel erlosch,) ihn zu nennen.
Ehrt' ihn als Herzog zuerst Preußens erleuchtetes Land.
Dänmarks Herrschern verdankte die Erstvermählte den Ursprung,
Ahnen von guelphischem Stamm zählte sein zweites Gemahl.
Säubernd das Heiligthum that treu er, was Luther empfohlen,
Legte Lyceen an, als der Gelehrsamkeit Schmuck.
Friede liebend, gerecht, klug, gottergeben und gütig
War in der Weisen Zahl Weiser und Vater er selbst.
Als er regierte, wuchs Reichthum und gemeinsame Wohlfahrt,
Welche das Vaterland fördert' und mehrte mit Macht.
Sechs und fünfzig der Jahr' herrscht Albrecht über die Lande,

Elfmal sieben verlieh ihm zu verleben sein Loos.
[5] 

Auf dem Sarkophag kniet der Herzog.[1] Der Herzog ist im Herzogsmantel gekleidet und ohne Kopfbedeckung („barhäuptig“[1]) Vor ihm befinden sich seine Eisenhandschuhe, hinter dem Knieenden ruht sein Helm.[4] Der Herzog betet vor einem viereckigen Betpult, auf dem sich das Evangelium befindet. Der Betpult ist bei näherer Betrachtung ein Altar, weil dieser vorragende Widderköpfe an den Ecken zeigt.[4] Über dem Herzog befindet sich in der oberen Hälfte der Rundbogennische ein kreisrundes Relief.[4] Gezeigt wird eine weibliche, verschleierte Figur, eine Allegorie auf die Religion („wie die Römer die Pietàs abbildeten“).[4] Die Frau sitzt in einem Sarg und hält einen unbekleideten Leichnam. Mit ihren Armen umschließt sie zusammen mit dem Leichnam die kleinen Figuren des gekreuzigten und des auferstandenen Jesus als Überwinder von Tod und Teufel, die als Figuren zu Füßen der Pietà sitzen.

In den Bogenzwickeln, die Flächen zwischen dem Rundbogen und seiner rechtwinkligen Umrahmung (Alfiz), werden als Relief zwei geflügelte mädchenhafte Genien dargestellt. Die eine Figur hält einen Palmzweig, die andere Figur einen Kranz.[4]

Seitenteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die große Rundbogennische wird an den Seiten von vier kleineren Rundbogennischen mit korinthischen Säulen mit Gebälk geschmückt.[1] In den kleinen Nischen stehen vier Könige, darunter König Salomon und König David mit Harfe.[4] Die Bekrönungen der Seitenteile sind kreisrunde Schilde mit den Wappen des Herzogs, das in beiden dasselbe ist. Auf den Schilden stehen oben Urnen.[6]

Obergeschoss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Obergeschoss befindet sich das Relief Das Jüngste Gericht. Zu beiden Seiten stehen Karyatiden, die Gerechtigkeit und Klugheit darstellen. Über dem Giebeldreieck, geschmückt mit Masken und mit der Inschrift 1570, befindet sich ein geflügelter Totenkopf neben einer Sanduhr und Waage.[7][8] Ganz oben befindet sich eine Figur, die Füße auf der Weltkugel. Die Figur hält zwei Attribute, das Schwert und Lilie, als Symbol der Verdammung und der Begnadigung.[9]

Kunstgeschichtliche Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Denkmal gilt laut Baldur Köster und Georg Dehio/Ernst Gall als eines der Hauptwerke[2][10] von Cornelis Floris. Dehio zufolge wurde das Grabdenkmal nach dem Vorbild römischer und venezianischer Grabmale der Hochrenaissance geschaffen. Anton Ulbrich[11] sieht darin „italienische Renaissanceformen in niederländischer Übertragung“.[12] Das in Antwerpen bestellte Epitaph wurde in Königsberg aufgestellt, seine Gestaltung war dann „von entscheidendem Einfluß auf die Entwicklung des ostpreußischen Altar- und Epitaphtyps bis in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts“.[13]

Eugen von Czihak bezweifelt die Urheberschaft von Floris.[14] A. Hagen und Karl Faber vertreten die Ansicht, dass Jakob Binck aus Köln den Entwurf für das Epitaph schuf.[15] Adolf Boetticher bezweifelt Bincks Urheberschaft mit Hinweis auf dessen Tod vor Anfertigung des Epitaphs.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Dehio; Ernst Gall; Bernhard Schmid: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. [7], Deutschordensland Preußen. Deutscher Kunstverlag, München ; Berlin 1952, OCLC 878777190.
  • Baldur Köster: Königsberg : Architektur aus deutscher Zeit. Im Anhang: Der Kneiphof. Heft VII. Die Bau- und Kunstdenkmäler in Königsberg. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2000, OCLC 237377396.
  • Markus Podehl: Architektura Kaliningrada : wie aus Königsberg Kaliningrad wurde. Materialien zur Kunst, Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas, 1. Herder-Institut, Marburg 2012, OCLC 816472756.
  • Karl Faber: Die Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Das Merkwürdigste aus der Geschichte. Beschreibung und Chronik der Stadt. Gräfe und Unzer, Königsberg 1840, OCLC 15210624 (wiederaufgelegt 1971).
  • Adolf Boetticher (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Im Auftrag des Ostpreußischen Provinzial-Landtages. Heft VII: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Königsberg. Bernhardt Teichert, Königsberg 1897, OCLC 312871065, S. 327 f.
  • Die Königsberger Gruppe und die Befreiung von der Renaissancegebundenheit. Wandgrabmäler im Königsberger Dom. In: Anton Ulbrich: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870. 2 Bände, Königsberg 1926–1929, S. 81–85.
  • Stilverwandte Wandgrabmäler im Dom zu Königsberg …. In: Anton Ulbrich: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870. 2 Bände, Königsberg 1926–1929, S. 86–92.
  • Ernst August Hagen: Die Beschreibung der Domkirche zu Königsberg und der in ihr enthaltenen Kunstwerke. Königsberg 1833 (gemeinsam mit A.R. Gebser).
  • Anton Ulbrich: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870. 2 Bände, Königsberg 1926.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Adolf Boetticher (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Im Auftrag des Ostpreußischen Provinzial-Landtages. Heft VII: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Königsberg, S. 327.
  2. a b Köster, S. 54.
  3. vgl. Hagen, S. 179 Marmor-Denkmal vom Albrecht I.
  4. a b c d e f g Ernst August Hagen: Die Beschreibung der Domkirche zu Königsberg und der in ihr enthaltenen Kunstwerke. S. 184.
  5. Ernst August Hagen: Die Beschreibung der Domkirche zu Königsberg und der in ihr enthaltenen Kunstwerke. S. 262 (books.google.de).
  6. Ernst August Hagen: Die Beschreibung der Domkirche zu Königsberg und der in ihr enthaltenen Kunstwerke. S. 187.
  7. Ernst August Hagen: Die Beschreibung der Domkirche zu Königsberg und der in ihr enthaltenen Kunstwerke. S. 186.
  8. vgl. Boetticher, S. 328.
  9. Ernst August Hagen: Die Beschreibung der Domkirche zu Königsberg und der in ihr enthaltenen Kunstwerke. S. 186–187.
  10. Dehio/Gall, S. 376
  11. vgl. Ulbrich, S. 81 und S. 92.
  12. Anton Ulbrich: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870. 2 Bände, Königsberg 1926, S. 20.
  13. Dehio/Gall, S. 376
  14. vgl. Anton Ulbrich: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870. 2 Bände, Königsberg 1926, S. 22.
  15. Faber S. 67.
  16. Boetticher, S. 327: „Daß Jakob Binck sein Verfertiger gewesen sein soll, wie A. Hagen annimmt, ist des Todes des Meisters um 1569 wegen unwahrscheinlich“.