Grabmal Herzog Wilhelms von Jülich-Kleve-Berg

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Das Grabmal des Herzogs Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg ist ein monumentales Wandepitaph in der Düsseldorfer Lambertuskirche. Mit der Bestattung dieses Reichsfürsten übernahm die Stiftskirche die Funktion einer herzoglichen Grablege des Hauses Mark. Das Epitaph wurde in den 1590er Jahren in Stilformen des niederländischen Manierismus mit dem formalen Aufbau eines Hochaltars in der Mittelachse der Hallenkirche an der Außenwand des Chorumgangs über der 1592 von Johann von Pasqualini dem Jüngeren erbauten Fürstengruft[1] errichtet. Das Kunstwerk wurde den Meistern Gilles de Rivière und Niccolò Pippi oder Gerhard Scheben aus Köln zugeschrieben.[2] Nach heutigem Forschungsstand wird Scheben als Urheber angenommen.[3][4]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über einem Unterbau, vor dem der Herrscher als ruhender Greis, vollplastisch auf einem Sarkophag liegend, dargestellt ist, erhebt sich das in antiken Architekturformen symmetrisch aufgebaute und mit Skulpturen reich ausgestaltete Grabdenkmal. Es besteht aus schwarzem Marmor und Alabaster. Vier korinthische Säulen sind vorgestellt und tragen das Gebälk des Giebelaufsatzes in zwei Geschossen. Gekrönt wird das Denkmal von weiblichen Figuren, Engeln und von dem auferstehenden Christus. Im Halbrund des Triumphbogens befindet sich ein Relief, das das Jüngste Gericht darstellt. In den Nebennischen sind die Figuren der vier Kardinaltugenden dargestellt: die Klugheit mit der Schlange, die Gerechtigkeit als Justitia mit Waage und Schwert, die Tapferkeit mit einer gebrochenen Säule und die Mäßigung mit zwei Gefäßen. Unterhalb des Jüngsten Gerichts ist das Wappen des Herzogs dargestellt. Es verweist auf fünf Territorien des Herrschers, die ihm nach dem Vertrag von Venlo verblieben waren. Zum Grabdenkmal führt eine Treppe hinauf. Auf ihr stehen, symmetrisch gestaffelt, acht Löwen, die Wappenschilde der Ahnen des Verstorbenen halten und von Philipp Grotjohann als „Ahnenaufschwörung“ charakterisiert wurden.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theodor Levin: Das Grabdenkmal des Herzogs Wilhelm von Jülich-Cleve-Berg in der Sct. Lambertuskirche zu Düsseldorf. Mit zwei Kunstbeilagen. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Bd. 1, 1886, S. 175–203 (Digitalisat der UB Düsseldorf).
  • Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Bd. 3, Abt. 1: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Düsseldorf. Schwann, Düsseldorf 1894, S. 40–42.
  • Friedrich Küch: Beiträge zur Kunstgeschichte in Düsseldorf. Teil I: Das Grabdenkmal Herzog Wilhelms III. (V.) in der Lambertuskirche. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Bd. 11, 1897, S. 64–72 (Digitalisat der UB Düsseldorf).
  • Friedrich Schaarschmidt: Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst, insbesondere im XIX. Jahrhundert. Verlag des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf 1902, S. 6 f.
  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Düsseldorf (Hrsg.): Düsseldorf und seine Bauten. L. Schwann, Düsseldorf 1904, S. 81–83, Abbildung. 64.
  • Theo Lücker: Steine sprechen. Kleiner Wegweiser durch die Düsseldorfer Altstadt. Verlag T. Ewers, Düsseldorf 1977, S. 40–41 [Nr. 18 Das Grabmal Wilhelms des Reichen].
  • Stefan Heinz: Auferstehungshoffnung nach römischem Vorbild. Das Düsseldorfer Grabdenkmal für Wilhelm V. im kunsthistorischen Kontext. In: Guido von Büren, Ralf-Peter Fuchs und Georg Mölich (Hrsg.): Herrschaft, Hof und Humanismus. Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg und seine Zeit (= Schriftenreihe der Niederrhein-Akademie 11), Bielefeld 2018, S. 439–469.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ulrike Spengler-Reffgen: „Marmor, Stein und Eisen spricht“. Die Inschriften der Stadt Düsseldorf bis zum Jahr 1653. In: Düsseldorfer Jahrbuch. Band 87 (2017), S. 38 f., Abb. 35
  2. Theodor Levin sprach sich nach einer Untersuchung durch Philipp Grotjohann für eine Urheberschaft von Gilles de Rivière und/oder Niccolò Pippi aus. Richard Klapheck benannte Gerhard Scheben als Bildhauer, welcher das Werk nach Vorgaben von Johann von Pasqualini dem Jüngeren in einem Auftrag des herzoglichen Ministers Wilhelm von Waldenburg, genannt Schenkern (1546–1635), in den Jahren 1595–1599 ausgeführt habe. – Vgl. Richard Klapheck: Die Baukunst am Nieder-Rhein. Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Bagel, Düsseldorf, Band 1 (1915), S. 199 f. (Digitalisat)
  3. Isabelle Kirgus: Renaissance in Köln. Architektur und Ausstattung 1520–1620. Bonn 2000, S. 36
  4. Silke Eberhardt: Sakrale Großplastik in Köln (1600–1730). Die Geschichte ihrer Entstehung und ihre stilistische Entwicklung. Dissertation, Universität zu Köln, 2005, S. 31 (PDF)
  5. Theodor Levin: Das Grabdenkmal des Herzogs Wilhelm von Jülich-Cleve-Berg in der Sct. Lambertuskirche zu Düsseldorf. Mit zwei Kunstbeilagen. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Band 1, 1886, S. 186 (Digitalisat)