Greif (Kanone)

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Die Kanone Greif auf der Festung Ehrenbreitstein

Die Greif, auch Vogel Greif genannt, ist eine der größten Kanonen aus dem 16. Jahrhundert. Sie befindet sich auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz und ist ein Ausstellungsstück des dortigen Landesmuseums. Der Besitz der Kanone wechselte mehrere Male zwischen Deutschland und Frankreich.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rohrmündung der Greif (Kanone). Unterhalb des oberen Mündungsrandes sind zwei Stempelmarken erkennbar

Der Trierer Kurfürst und Erzbischof Richard von Greiffenklau zu Vollrads ließ 1524 die Kanone von Meister Simon aus Frankfurt am Main gießen und sie auf der Festung Ehrenbreitstein aufstellen. Nach der Eroberung des Ehrenbreitsteins durch die Franzosen 1799 während der Koalitionskriege wurde die Kanone auf der Mosel nach Metz in das dortige Arsenal gebracht. In den Jahren 1814 und 1815 wurde Metz belagert. Da die Franzosen den Fall der Stadt befürchteten, vergruben sie die Greif in der Erde[1] bzw. versenkten sie in der Seille. 1866 folgte per Eisenbahn der Umzug nach Paris in das heeresgeschichtliche Museum „Musée de l’Armée“ im Hôtel des Invalides.[2]

1940, nach der Eroberung Frankreichs durch das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg, kam sie zurück. Nach dem Krieg wurde sie aber 1946 wieder von der französischen Besatzungsmacht nach Paris gebracht. Als Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung wurde sie am 30. Oktober 1984 vom französischen Staatspräsidenten François Mitterrand, auf dem Ehrenbreitstein an Bundeskanzler Helmut Kohl übergeben. Den Dauerleihvertrag unterzeichneten der Koblenzer Oberbürgermeister und der Direktor des Pariser Armeemuseums. Der bisherige Direktor des Musée de l’Armée war aus Protest über den sich abzeichnenden Vorgang zurückgetreten.[3] Die Kanone ist seitdem eines der bekanntesten Exponate des Landesmuseums Koblenz.

Angeblich kam die Greif auf Grund eines verschlossenen Zündlochs nie zum Einsatz, das konnte jedoch durch vier Beschusszeichen und Schwarzpulverreste in der Kanone widerlegt werden. Wie sich herausstellte, war das Zündloch irgendwann mit Eisennägeln verschlossen worden, nachdem sie zum Einsatz kam.

Kanone[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Greif ist neun Tonnen schwer, 4,66 Meter lang und besteht aus gegossener Bronze. Sie war als Belagerungskanone bestimmt und konnte nach theoretischen Berechnungen Kugeln von 80 kg Gewicht unter Verwendung von 40 kg Schwarzpulver verschießen. Obwohl aus der Kanone geschossen wurde, ist kein Einsatz im Gefecht belegt.

Über die Funktion als Waffe hinaus darf man den „Vogel Greif“ auch als repräsentatives Prunkgeschütz ansehen, das zu den bekanntesten Geschützen der Gattung Scharfmetze des 16. Jahrhunderts zählte. Das Geschützrohr ist mit dem Wappen des Trierer Erzbischofs geschmückt, über dem der Gießer seinen Namen in der Inschrift „SIMON GOS MICH 1524“ hinterlassen hat.

Eine zweite Inschrift berichtet in gereimter Form von der Aufgabe des Geschützes:

DER GREIF HEIS ICH MEINEM

GENEDIGEN HERRN VON DRIR [Trier]

DIN ICH WO ER MICH HEIST

GEWALDEN DO WILL ICH DORN [Turm]

VND MAVRN ZV SPALTTEN

Oberhalb dieser Inschrift ist im Relief ein Greif abgebildet, der auf einer graphischen Vorlage von Martin Schongauer basiert. Es ist für Geschütze des 16. Jahrhunderts nicht unüblich, dass sie Namen und solche Gedichte haben. Auch sind schmuckvolle Verzierungen bis zum Ende der Renaissance häufig an Kanonenrohren verwendet worden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rolf Wirtgen: Kanone „Greif“ an Koblenz zurückgegeben. In: Deutsches Waffen-Journal 12(1984), S. 1504–1507.
  • Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hrsg.): Geschichte der Stadt Koblenz. Gesamtredaktion: Ingrid Bátori in Verbindung mit Dieter Kerber und Hans Josef Schmidt
    • Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit. Theiss, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-0876-X.
    • Bd. 2: Von der französischen Stadt bis zur Gegenwart. Theiss, Stuttgart 1993, ISBN 3-8062-1036-5.
  • Ulrike Weber (Bearb.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 3.3: Stadt Koblenz. Stadtteile. Werner, Worms 2013, ISBN 978-3-88462-345-9.
  • Stefan Heinz: Erzbischof Richard von Greiffenklau und sein Grabmal. Zur Memoria eines geistlichen Kurfürsten am Beginn der Reformationszeit (Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte 153), Imhof, Petersberg 2017, ISBN 978-3-7319-0232-4, S. 538–545.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Greif (Kanone) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Archiv für die Artillerie- und Ingenieur-Offiziere des deutschen Reichsheeres, Band 20, Verlag E. S. Mittler., 1846 (online), Seite 31
  2. Westphal: Geschichte der Stadt Metz, Deutsche Buchhandlung (G. Lang), 1876 (online), Seite 444
  3. Eva Zwach: Deutsche und englische Militärmuseen im 20. Jahrhundert, LIT Verlag Münster, 1999, ISBN 978-3-8258-4160-7 (online), Seite 131