Greisdorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Greisdorf (Rotte)
Ortschaft
Historisches Wappen von Greisdorf
Historisches Wappen von Greisdorf
Vorlage:Infobox Gemeindeteil in Österreich/Wartung/Wappen
Katastralgemeinde Greisdorf
Greisdorf (Österreich)
Greisdorf (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Deutschlandsberg (DL), Steiermark
Gerichtsbezirk Deutschlandsberg
Pol. Gemeinde Sankt Stefan ob Stainz
Koordinaten 46° 55′ 25″ N, 15° 13′ 27″ OKoordinaten: 46° 55′ 25″ N, 15° 13′ 27″ Of1
Höhe 567 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 440 (1. Jän. 2023)
Fläche d. KG 24,5 km²
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 14484
Katastralgemeinde-Nummer 61214
Bild
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; GIS-Stmk
f0
f0
440

Greisdorf ist eine Ortschaft und eine Katastralgemeinde in der Weststeiermark. Greisdorf war bis Ende 2014 auch eine Gemeinde mit 966 Einwohnern (Stand 2014) im Bezirk Deutschlandsberg (Gerichtsbezirk Deutschlandsberg) in der Steiermark. Mit 1. Jänner 2015 wurde sie im Rahmen der steiermärkischen Gemeindestrukturreform mit den Gemeinden St. Stefan ob Stainz und Gundersdorf zusammengeschlossen, die neue Gemeinde führt den Namen St. Stefan ob Stainz weiter.[1]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Greisdorf liegt im Weststeirischen Hügelland (Region Stainz-Reinischkogel) und besteht aus der gleichnamigen Katastralgemeinde. Bis 2014 bestand die ehemalige Gemeinde Greisdorf den Ortschaften Greisdorf, Steinreib, Sommereben und Wald in der Weststeiermark. Bekanntester Fluss der Gemeinde ist der Stainzbach.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Greisdorf besteht aus den Katastralgemeinden Greisdorf und Steinreib. Die Ortsteile Steinreib, Niedergrail, Hochgrail und Greisbach kamen erst im Rahmen der Gemeindezusammenlegung (als Teile der früheren Gemeinde Wald in Weststeiermark) mit 1. Jänner 1968 zur Gemeinde Greisdorf.[2] Der ursprüngliche Name dieser Gemeinde, Wald, war mit 1. Juni 1951 in Wald in Weststeiermark geändert worden.[3]

Greisdorf umfasst folgende vier Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 31. Oktober 2011[4]):

  • Greisdorf (462)
  • Sommereben (210)
  • Steinreib (313)
  • Wald in der Weststeiermark (34)

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ligist
Edelschrott Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Gundersdorf
Marhof St. Stefan

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Greisdorf wird (wie Grail, Gralla, Crailsheim) von einem althochdeutschen Rufnamen C(h)rowil oder von ahd. chrouwil 'Werkzeug zum Kratzen', 'Gabel mit umgebogenen Zinken' abgeleitet.[5]

In Sommereben, auf der Glaserwiese beim Gasthof Klugbauer, wurde ein fast 400 Jahre alter Glaserzeugungsbetrieb durch das Burgmuseum Archeo Norico Deutschlandsberg freigelegt. Der Betrieb, dessen Werkshalle etwa 240 m² groß war, gehörte dem Stift Stainz, er wurde um 1658 eingestellt. Erhalten sind zwei Schmelztiegel, Feuerungslüftungen, Aschenfall, Mischkoje und Kühlofen, auch ein Teil des ursprünglichen Lärchenholzbodens ist zu erkennen. Einer der Schmelztiegel ist ungefähr 35 × 35 cm groß.[6][7] Die Anlage wird als besterhaltene Glasofenanlage in Mitteleuropa geschildert.[8][9] Im 17. Jahrhundert sind im Gebiet von Greisdorf mehrere Glaserzeugungsbetriebe belegt, so erwarb der Bauer Leski 1693 eine Glashütte, für die er bis 1732 Zins entrichtete. Grundstücke namens Gloserwiese sind beim Bauernhof Klugbauer, wo 2011/12 Reste der Anlage freigelegt waren,[10] und beim Hof vlg. Klughiasl (Konradwiese, Klughansl[11]) dokumentiert,[12] wo Umrisse von Glasöfen und Betriebsgebäuden sichtbar sind.[10]

Die Messkapelle Mariä Heimsuchung in Sommereben wurde 1811 errichtet. Am ausgetrockneten Bachbett unterhalb von ihr wird eine Stelle als „versunkene Kapelle“ bezeichnet. Es wird vermutet, dass dort ein vorchristliches Wasserheiligtum lag. Das Kirchengebäude wurde 2019 renoviert und am 7. Juli 2019 feierlich eingeweiht.[13] Der Kohlweg erinnert an die Holzkohleproduktion im Gebiet, dessen Kohle für die Hammerwerke in Ligist verwendet wurde. Am Kohlweg befindet sich eine Grabstätte aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. Ein Weg zum Anwesen vlg. Klugbauer ist als Bürstenweg angelegt: Diese Art von Wegen hat eine Oberfläche aus senkrecht gestellten kleinen Steinplatten. Die Konstruktion bewirkt, dass Wasser (z. B. bei starken Gewitterregen) rasch ablaufen kann, ohne die Wegoberfläche zu zerstören.[10] Lagen aus senkrecht gestellten Steinplatten (Steinbürsten) wurden in Mitteleuropa bis in das 20. Jahrhundert als Unterbau für Straßen verwendet.[14]

Die Hahnhofhütte ist der Nachfolgebau des Hahnhofes aus 1820, der 1945 abbrannte. Er war nach dem im Gebiet lebenden Auerwild benannt.

Lage der früheren Gemeinde Greisdorf im Bezirk Deutschlandsberg mit den Gemeindegrenzen bis Ende 2014

Am nationalsozialistischen Juliputsch 1934 waren auch etwa ein Dutzend Greisdorfer beteiligt. Sie hatten sich am 25. Juli bei der Kapelle in Sommereben gesammelt und waren anschließend unter Führung zweier Lehrer der Sommerebnerschule nach St. Stefan und von dort weiter nach Stainz marschiert. Einige von ihnen nahmen spätabends am zweiten von Stainz aus initiierten Versuch teil, den Gendarmerieposten in Gams zu stürmen. Als auch dieser misslungen war, entwaffnete der NS-Stosstrupp, dem die Sommerebner angehörten, am 26. Juli gegen 0:15 Uhr auf der Weiterfahrt nach Frauental nahe der Porzellanfabrik eine aus drei Mann bestehende Straßensicherung der Heimwehr und nahm die Männer als Geiseln. Um ihren Kameraden zu helfen, eilte eine in der Porzellanfabrik stationierte Heimwehrabteilung heran und wurde von den Nationalsozialisten beschossen, wobei ihr Kommandant den Tod fand. Die Nationalsozialisten fuhren nach diesem tragischen Zwischenfall unter Mitnahme ihrer Gefangenen wieder nach Stainz zurück.[15]

Pfarrlich gehört Greisdorf zur Pfarre St. Stefan ob Stainz.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet von Greisdorf hatte laut Volkszählung 2001 1.055 Einwohner. 99,2 % der Bevölkerung besaßen die österreichische Staatsbürgerschaft. Zur römisch-katholischen Kirche bekannten sich 90,6 % der Einwohner, 3,5 % waren evangelisch, 4,5 % ohne religiöses Bekenntnis.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Greisdorf verzeichnet seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einen Bevölkerungsrückgang. Mit Ausnahme kurzer Wachstums- oder Stabilisierungsphasen fiel die Bevölkerungszahl kontinuierlich von 1310 (1869) auf 1027 (2011) zurück.

Bevölkerungsverteilung 2001
Greisdorf 472
Steinreib 321
Sommereben 236
Wald i. d. Weststeiermark 026


Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Sankt Stefan ob Stainz

Bildstock bei der Dornermühle

In Greisdorf liegen eine Reihe von Wanderwegen, welche kulturelle Sehenswürdigkeiten verbinden, so die Reste der Glashüttenanlagen beim Klugbauer und bei der Dornermühle im Klughanslwald. Bei der Dornermühle liegt auf 1045 m Seehöhe ein Bildstock in einer selten vorkommenden fünfeckigen Form. Dieser Bildstock besteht vollständig aus Holz, er ist etwa 110 cm hoch und 100 cm breit.[16] Für die Gemeinde sind 79 Kreuze, Bildstöcke und kleinere Kapellen dokumentiert.[17]

Greisdorf gehört zum Tourismusverband „Schilcherland Stainz-Reinischkogel“, der die Gemeinden Stainz, Greisdorf, Marhof, Sankt Stefan ob Stainz, Gundersdorf, Georgsberg, St. Josef, Rassach und Stainztal. Besonderes Augenmerk wird auf den Anbau von Schilcher-Trauben gelegt.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Arbeitsstättenzählung 2001 gibt es 28 Arbeitsstätten mit 99 Beschäftigten in Greisdorf sowie 334 Auspendler und 43 Einpendler. Wichtigster Arbeitgeber in Greisdorf ist das Beherbergungs- und Gaststättenwesen. Es gibt 114 land- und forstwirtschaftliche Betriebe (davon 34 im Haupterwerb), die zusammen 1.660 ha bewirtschaften (1999).

Die Volksschule in Sommereben wurde im Sommer 2013 nach 202 Jahren geschlossen. Sie war 1811 mit sechs Kindern gegründet worden, der Unterricht erfolgte zunächst in der Gregerbauernkeusche. 1846 war ein erstes Schulhaus errichtet worden, 1872 erhielt die Schule das Öffentlichkeitsrecht. Zu Spitzenzeiten hatte sie 120 Schüler, 1999/2000 waren es noch 43, im letzten Schuljahr nur mehr neun (davon fünf in der vierten und letzten Klasse und vier in der zweiten Klasse). Die am längsten tätigen Schulleiter waren Gert Langusch 1965–1980 und Othmar Haiden 1981–2010.[18]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gemeinde Greisdof verfügte die ÖVP mit 76,50 % bei den Wahlen zum Gemeinderat über eine bequeme absolute Mehrheit. Gegenüber den Wahlen 2005 konnte sie 11,69 % und 2 Mandate zulegen. Der Rest entfiel auf die SPÖ.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Greisdorf erhielt das Recht zur Führung eines Gemeindewappens am 4. November 1985. Es zeigt auf blauem Grund eine goldene Pressspindel.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andreas Bernhard: Fundbericht. In: Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Fundberichte aus Österreich. (FÖ) Band 50, Jahrgang 2011. Wien 2012, ISSN 0429-8926, ZDB-ID 213982-0, S. 382–385 (Grabungsbericht mit Zeichnung des Glasofens der Glashütte Klugbauer).
  • Konrad Moser: Greisdorf. Eigenverlag der Gemeinde Greisdorf 1994, keine ISBN.
  • Monika Müller: Das Bauerntum im Gerichtsbezirk Stainz im historisch-ökonomischen Wandel des 19. und 20. Jahrhunderts. Diplomarbeit an der Universität Graz 1988, keine ISBN, S. 133–143.
  • Karl Dudek: Glasöfen vom Kloster Stainz. (Umschlagtitel) Die hochstiftischen Glasöfen vom Augustiner Chorherrenstift Stainz. (Innentitel). Eigenverlag Stainz 2011. Keine ISBN. (Broschüre mit CD-ROM, Kataster- und Landkartendarstellungen der Glashüttenruinen und ihrer Umgebung.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Greisdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Historische Landkarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kundmachung der Steiermärkischen Landesregierung vom 26. September 2013 über die Vereinigung der Gemeinden Greisdorf, Gundersdorf und Sankt Stefan ob Stainz, alle politischer Bezirk Deutschlandsberg. Steiermärkisches Landesgesetzblatt vom 14. Oktober 2013. Nr. 98, 28. Stück, S. 554–555.
  2. Gesetz vom 18. Dezember 1967 über Gebietsänderungen von Gemeinden, Landesgesetzblatt für die Steiermark vom 29. Dezember 1967, 26. Stück, Nr. 138. ZDB-ID 705127-x, S. 188.
  3. Kundmachung vom 16. Mai 1951, Landesgesetzblatt für die Steiermark vom 28. Dezember 1959, 13. Stück, Nr. 37, S. 114.
  4. Statistik Austria, Registerzählung vom 31. Oktober 2011
  5. Fritz Lochner von Hüttenbach: Die Namen Grail, Gralla, Greisdorf und Verwandtes. In: Historischer Verein für Steiermark (Hrsg.): Blätter für Heimatkunde. 68. Jahrgang, Heft 3, Graz 1994, ISSN 0006-4459, ZDB-ID 502237-x, S. 96–97 (historischerverein-stmk.at).
  6. Spektakulärer Fund auf dem Reinischkogel: Gut erhaltener Glasofen aus 1635. In: Wochenzeitung Weststeirische Rundschau. 26. August 2011, 84. Jahrgang Nr. 34, ZDB-ID 2303595-X, S. 14.
  7. Andreas Bernhard: Fundbericht, S. 382–385.
  8. Einzigartig in Mitteleuropa: Knapp 400 Jahre alter Glasofen in Sommereben. In: Wochenzeitung Weststeirische Rundschau. 7. Oktober 2011, 84. Jahrgang, Nr. 40, S. 10.
  9. Tageszeitung Kleine Zeitung. 16. September 2011. Teil Süd- und Weststeier. Mauerreste führten zu Waldglashütte (website).
  10. a b c Sechs Stunden Fußmarsch für 3500 Jahre Geschichte. In: Wochenzeitung Weststeirische Rundschau. 4. Mai 2012, 85. Jahrgang, Nr. 18, S. 14 (Bericht über eine Führung mit dem Regionalforscher Karl Dudek).
  11. Dudek: Glasöfen. S. 2.
  12. Moser, Greisdorf, S. 99 und 152.
  13. Renovierte Sommerebenkapelle bei Mariä Heimsuchungsfest neu gesegnet. In: Wochenzeitung Weststeirische Rundschau. 19. Juli 2019, 92. Jahrgang, Nr. 29, S. 12.
  14. Gerald Fuchs, Ingo Mirsch: Die Vorläufer der S 35 Brucker Schnellstraße. Verkehrswege zwischen Graz und Bruck an der Mur in der Steiermark. Fundberichte aus Österreich, Materialhefte. Reihe A (FÖMat A), Sonderheft 14. Hrsg. vom Bundesdenkmalamt, Abteilung für Bodendenkmale. ISSN lt. Angabe im Buch 1993-1271 (falsch, richtig ISSN 1993-1255), ZDB-ID 273065-0, Wien 2011, S. 65.
  15. Siehe dazu: Gerald M. Wolf: „Jetzt sind wir die Herren …“ Die NSDAP im Bezirk Deutschlandsberg und der Juli-Putsch 1934 (= Grazer zeitgeschichtliche Studien. Band 3). StudienVerlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2008, ISBN 978-3-7065-4006-3, ZDB-ID 2261424-2, S. 156 f. und 183 (Totenliste).
  16. Winfried Bräunlich, Dieter Weiss: Zeichen am Weg. Religiöse Kleindenkmäler in den Gemeinden Greisdorf, Marhof und Stainz. Simadruck, Stainz 2010, ISBN 978-3-9501165-6-4, S. 17.
  17. Bräunlich, Weiss: Zeichen. S. 15–63.
  18. Weststeirische Rundschau Nr. 27 und 28, Jahrgang 2013 (5. und 12. Juli 2013), 86. Jahrgang, ZDB-ID 2303595-X, S. 13 bzw. 16.