Greyline

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Während der Dämmerung breitet sich die Raumwelle, anders als im Bild, nicht geradlinig aus, sondern aufgrund von Refraktion in der teilweise aufgelösten D-Schicht gebrochen, folglich flacher und weiter.

Greyline oder Grayline (deutsch wörtlich „graue Linie“; BE grey line, AE gray line) bezeichnet insbesondere im Amateurfunk die Tag-Nacht-Grenze auf der Erde. In der Astronomie und Meteorologie wird sie auch als Terminator (lat. ‚Abgrenzer‘) oder Separator (lat. ‚Trenner‘) bezeichnet. Die Greyline verbindet Punkte innerhalb der Zone der Dämmerung. Aufgrund der Erdrotation verschiebt sich diese Linie stetig über den Globus.

Beginn, Dauer und Verlauf dieses Ereignisses sind jahreszeitabhängig. Wie die Erfahrung zeigt, können sich elektromagnetische Wellen insbesondere im Mittelwellenbereich (Wellenlänge zwischen 1000 m und 100 m entsprechend einer Frequenz zwischen 300 kHz und 3 MHz) und Kurzwellenbereich (Wellenlänge zwischen 100 m und 10 m entsprechend einer Frequenz zwischen 3 MHz und 30 MHz) entlang dieser Dämmerungszone als Raumwelle besonders gut ausbreiten.[1]

Der physikalische Grund dafür ist, dass die in einer Höhe zwischen 70 und 90 km liegende unterste Ionosphärenschicht, die sogenannte D-Schicht, die tagsüber HF-Signale absorbiert, also dämpfend wirkt, bei Sonnenuntergang damit beginnt, sich aufzulösen. Im Gegensatz zu nachts, wenn sie vollkommen verschwunden ist, wird während dieser Übergangszeit die Raumwelle jedoch durch sie noch relativ stark gebrochen und anschließend an der in einer Höhe zwischen 200 und 400 km liegenden F-Schicht Richtung Erdboden reflektiert. Auf diese Weise ergeben sich relativ hohe „Sprungdistanzen“ (siehe auch Tote Zone) und die HF-Signale können in Entfernungen von einigen tausend Kilometern noch gut empfangen werden. Mit völligem Abbau der D-Schicht, etwas später in der Nacht, entfällt die beschriebene Refraktion (Beugung) und die Sprungdistanzen werden folglich deutlich geringer.

Die für den Fernempfang günstigen Ausbreitungsbedingungen innerhalb der Dämmerungszone werden von Funkamateuren gerne dazu genutzt, um weit entfernte Sender zu empfangen oder mit einer weit entfernten Funkstation in Verbindung zu treten. Als ein Spezialgebiet des „DXens(distant exchange), also der Technik, sich mit weit entfernten Stationen auszutauschen, wird diese besondere Amateurfunkbetriebstechnik auch als Greyline-DX bezeichnet.

Zur Erleichterung dieser Betriebstechnik werden (teilweise kostenlos) Simulationsprogramme als Hilfsmittel angeboten, um den Verlauf der Greyline vorherzusagen. Diese zeigen tagesaktuell auf einer Karte die Dämmerungszone entsprechend der Jahreszeit an.[2] Ein Beispiel ist der PSK reporter, der aktuelle Empfangsberichte von Amateurfunk-Sendungen auf einer Weltkarte darstellt.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sam Lo, Nikola Rankov, Cathryn Mitchell, Benjamin Axel Witvliet, Talini Pinto Jayawardena, Gary Bust, William Liles und Gwyn Griffiths: A systematic study of 7 MHz greyline propagation using amateur radio beacon signals. Atmosphere, Nr. 1340, 2022. https://doi.org/10.3390/atmos13081340

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Greyline – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Greyline-Empfang, abgerufen am 18. Juni 2021.
  2. Grey Line Map (englisch), abgerufen am 18. Juni 2021.
  3. Website von PSK reporter (englisch), dazu YouTube-Video mit Erläuterungen (10′59″).