Gujarati (Volk)

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Der Garba-Tanz ist der Volkstanz der Gujarati

Die Gujarati (Gujarati: ગુજરાતી/گجراتی) sind eine indoarische Ethnie, die vor allem im indischen Bundesstaat Gujarat lebt. Weltweit gibt es etwa 60 Millionen Gujarati[1], außerhalb von Indien leben die meisten Gujarati in Pakistan, den Vereinigten Staaten, Ostafrika und im Vereinigten Königreich.

Geografische Verbreitung und Diaspora[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Gujarati leben in Indien im westindischen Bundesstaat Gujarat. Gujarati bilden auch einen bedeutenden Teil der Bevölkerung in Metropole Mumbai und im Gebiet der Distrikte Dadra und Nagar Haveli sowie Daman und Diu,[2] einer ehemaligen portugiesischen Kolonie. In anderen Teilen Indiens leben ebenfalls wegen der großen Binnenmigration zahlreiche Gujarati, neben Mumbai auch in Delhi, Kalkutta, Chennai, Bangalore und anderen Städten wie Kochi.[3][4] Im Laufe der Zeit haben Gujarati den Ruf als Indiens größte Kaufleute,[5][6] Industriebesitzer und Unternehmer zu sein und sind daher seit vielen Jahren als Kaufleute in anderen ehemaligen britischen Kolonien wie Fidschi, Hongkong, Malaysia,[7] einige ostafrikanische Staaten[8] und Südafrika vertreten. Diaspora und transnationale Netzwerke in vielen dieser Länder reichen mehr als ein Jahrhundert zurück. In den letzten Jahrzehnten ist eine größere Anzahl von Gujarati in englischsprachige Länder wie das Vereinigte Königreich, Australien, Neuseeland, Kanada und die Vereinigten Staaten ausgewandert. In jüngeren Zeiten sind durch die Migration von Indern in die Golfstaaten auch dort einige Gujarati (v. a. in Oman[3] und VAE), ebenso in Kontinentaleuropa.

Viele muslimische Gujarati sind nach der Teilung Britisch-Indiens nach Pakistan ausgewandert, dort leben heute bis zu 3,5 Millionen Gujarati.[9] Einige Gujarati sind zu der Zeit auch nach Sri Lanka oder in den Iran ausgewandert.[10]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der indische Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi gilt als bekanntester Gujarati

Frühe europäische Entdecker wie Ludovico di Varthema (15. Jahrhundert) reisten nach Gujarat und schrieben über die Menschen in Gujarat. Er bemerkte, dass der Jainismus in Gujarat eine starke Präsenz hatte und meinte, dass Gujaratis von Moguln wegen ihrer Herzensgüte ihres Königreichs beraubt wurden. Er beschrieb die Gujarati als gute Menschen, die niemanden etwas antaten, was sie selbst nicht möchten, und dass sie Vegetarier seien.[11]

In der Geschichte starben immer wieder Gujarati an Epidemien wie der Pestausbruch 1812, wo sich die dortige Bevölkerungszahl halbierte.[12]

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Gujarati sind heute Hindus, wobei es auch zahlreiche muslimische Gujarati (meist sunnitisch), vor allem in Pakistan, gibt. Es gibt auch einige Jainas, Sikhs, Parsen, Christen, Buddhisten und Baha'i sowie einige wenige jüdische Gujarati.[13] Vor allem in den Großstädten wie Surat, Ahmedabad oder in der Diaspora gibt es zahlreiche Atheisten und Agnostiker.

Sprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihre Sprache, das Gujarati, ist eine indoarische Sprache,[14] welches eine der 22 Amtssprachen Indiens ist. Gujarati ist auch eine anerkannte Minderheitssprache in Südafrika.[15] Viele Gujarati sprechen heute auch Hindi oder Urdu und Englisch.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christophe Jaffrelot: Narendra Modi between Hindutva and subnationalism: The Gujarati asmita of a Hindu Hriday Samrat. Abgerufen am 16. Dezember 2020 (englisch).
  2. Shankarlal C. Bhatt: Land and People of Indian States and Union Territories: In 36 Volumes. Daman & Diu. Gyan Publishing House, 2006, ISBN 978-81-7835-389-0 (google.de [abgerufen am 17. Dezember 2020]).
  3. a b Raymond Brady Williams: A New Face of Hinduism: The Swaminarayan Religion. CUP Archive, 1984, ISBN 978-0-521-27473-9 (google.de [abgerufen am 17. Dezember 2020]).
  4. ‘Gujarat should learn from Kerala'. Abgerufen am 17. Dezember 2020.
  5. Amelia Peck: Interwoven Globe: The Worldwide Textile Trade, 1500-1800. Metropolitan Museum of Art, 2013, ISBN 978-1-58839-496-5 (google.de [abgerufen am 17. Dezember 2020]).
  6. Farhat Hasan: State and Locality in Mughal India: Power Relations in Western India, C.1572-1730. Cambridge University Press, 2004, ISBN 978-0-521-84119-1 (google.de [abgerufen am 17. Dezember 2020]).
  7. Indian Family Businesses in Natal, 1870–1950. Abgerufen am 17. Dezember 2020 (englisch).
  8. Raymond Brady Williams: An Introduction to Swaminarayan Hinduism. Cambridge University Press, 2001, ISBN 978-0-521-65422-7 (google.de [abgerufen am 17. Dezember 2020]).
  9. Karachi’s Gujarati speaking youth strive to revive Jinnah’s language. 2. Oktober 2018, abgerufen am 17. Dezember 2020 (englisch).
  10. Aménagement linguistique dans le monde in Iran. Université Laval Québec, abgerufen am 17. Dezember 2020 (französisch).
  11. André Wink: Al-Hind the Making of the Indo-Islamic World: The Slave Kings and the Islamic Conquest : 11Th-13th Centuries. BRILL, 1991, ISBN 978-90-04-10236-1 (google.de [abgerufen am 17. Dezember 2020]).
  12. Eskild Petersen, Lin Hwei Chen, Patricia Schlagenhauf-Lawlor: Infectious Diseases: A Geographic Guide. John Wiley & Sons, 2017, ISBN 978-1-119-08573-7 (google.de [abgerufen am 17. Dezember 2020]).
  13. Gujarat Religion Hindu/Muslim Data - Census 2011. Abgerufen am 17. Dezember 2020.
  14. Gujarati. In: Ethnologue. Abgerufen am 17. Dezember 2020 (englisch).
  15. Constitution of the Republic of South Africa, 1996 - Chapter 1: Founding Provisions | South African Government. Abgerufen am 17. Dezember 2020.