Gunter Wolf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gunter Burkhard Wolf (* 27. August 1961 in Frankfurt a. M.) ist ein deutscher Nephrologe und Diabetologe.[1][2] Er ist Professor für Nephrologie und allgemeine innere Medizin und Direktor der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Jena.[3][4][5]

Akademische Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolf absolvierte von 1981 bis 1987 ein Studium der Humanmedizin und Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. 1987 erhielt er nach dem dritten Staatsexamen seine Approbation als Arzt. In diesem Jahr war er ebenfalls Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes.[6]

Von 1987 bis 1988 war er Assistenzarzt am Zentrum der Inneren Medizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. 1988 absolvierte er ein Medizinisches Staatsexamen für die USA (ECFMG) und promovierte mit der Arbeit: „Vergleichende biochemische und immunhistologische Charakterisierung von Antigenen der Humanniere, der Fetalniere, der Plazenta und des Nierenadenokarzinoms“ am Zentrum der Inneren Medizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt mit der Bewertung Summa cum laude. Von 1988 bis 1991 war er anschließend als Research Fellow an der Renal Electrolyte Section, Department of Medicine an der University of Pennsylvania in Philadelphia (USA) angestellt.[6][7][8] Hierfür wurde er vom Boehringer Ingelheim Fonds gefördert.[6]

Von 1991 bis 1993 war er wieder Assistenzarzt am Zentrum der Inneren Medizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt und anschließend bis 1998 Assistenzarzt an der Medizinischen Klinik IV mit den Schwerpunkten Allgemeine Innere Medizin, Nephrologie, Osteologie und Rheumatologie an der Universität Hamburg und im Universitätskrankenhaus Eppendorf. Im Jahr 1996 absolvierte er seine Facharztprüfung für Innere Medizin und habilitierte 1997 für Innere Medizin. Er bekam dafür die venia legendi für Innere Medizin verliehen. 1998 absolvierte er eine Teilgebietsprüfung für Nephrologie.[6][7][8]

Von 1998 bis 2001 hatte Wolf ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft.[9] Von 1998 bis 2004 war er Klinischer Oberarzt der Medizinischen Klinik IV am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. 2002 wurde er als Diabetologe anerkannt.[6][7][8] Von 2002 bis 2005 hatte er eine Professur für Innere Medizin an der Universität Hamburg inne.[10]

Im Jahr 2005 wurde er zum Professor und Direktor der Klinik für Innere Medizin III (Nephrologie, Rheumatologie und Osteologie, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen) des Universitätsklinikum Jena ernannt.[4] Im selben Jahr erhielt er seine Anerkennung als Hypertensiologe.[6] Von 2008 bis 2010 war er am Universitätsklinikum Jena ebenfalls Prodekan für Forschung und von 2007 bis 2011 gewähltes Mitglied der Kammerversammlung der Thüringer Landesärztekammer.[11] Von 2008 bis 2010 absolvierte er ein berufsbegleitendes Studium am Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und erlangte einen Master of Health Business Administration.[6][7][8]

Forschung und wissenschaftlicher Beitrag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wissenschaftlichen Schwerpunkte von Wolf sind das Renin-Angiotensin System, die Progression von Nierenerkrankungen[12], Mechanismen von entzündlichen Nierenerkrankungen, Diabetische Nephropathie, Renale Fibrose sowie die Beziehungen zwischen Medizin und Geisteswissenschaften.[1][13][14][15][16] In seinen Untersuchungen beschäftigte er sich mit der Rolle von Angiotensin II, einem Hormon, das normalerweise den Blutdruck reguliert. Er zeigte, dass Angiotensin II verschiedene Funktionen hat, wie etwa das Wachstum und die Produktion von Kollagen in Nierenzellen zu stimulieren[17][18] oder proinflammatorische profibrogene Wirkungen an der Niere zu induzieren[19] Ebenso zeigte er die Induktion von „Transforming growth factor Beta“ durch Angiotensin II[20] und die zentrale Rolle von p27Kip1 in der Nierenzellhypertrophie.[21] Des Weiteren fand Wolf heraus, dass das Gen MORG1 bei der diabetischen und hypoxischen Nierenschädigung eine zentrale Rolle spielt.[22] Außerdem fand er eine Abhängigkeit durch hohe Glucose induzierte Kollagensynthese in Mesangiumzellen von „Transforming growth factor Beta“[23] und er fand profibrotische Effekte von Leptin auf die Niere.[24]

Seine Arbeit wurde in verschiedenen Projekten kontinuierlich von 1991 bis 2017 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert.[25]

Wolf hat einen H-Index von 93.[26]

Weitere Aktivitäten und Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2005 bis 2009: Erster Vorsitzender der Thüringer Gesellschaft für Innere Medizin e.V.[6][7][8]
  • 2008 bis 2020: Vorsitzender der Kommission Niere und Diabetes der DGfN[6][8][7]
  • Seit 2010: Ehrenmitglied der Thüringer Gesellschaft für Innere Medizin e.V.[27]
  • 2010 bis 2012: Vorstandsmitglied im Center for Sepsis Control and Care (CSCC)[6][8]
  • 2010 bis 2016: Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Diabetes und Niere“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft[28]
  • 2023: Mitglied im Netzwerk Wissenschaftsfreiheit[29]

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolf veröffentlichte mehr als 470 Originalpublikationen, 220 Übersichtspublikationen, mehr als 60 Buchbeiträge und ist Herausgeber von neun Bücher.[26][30][31]

  • Gunter Wolf: The Renin-angiotensin System and Progression of Renal Diseases. Karger Verlag, 2001.
  • Gunter Wolf: Obesity and the Kindney. Karger Verlag, 2006. ISBN 978-3-8055-8164-6.[32]
  • Gunter Wolf: Diabetes and Kidney Disease. Wiley Verlag, 2012. ISBN 978-0-470-67502-1.[1]
  • Gunter Wolf, Frieder Keller, Markus Ketteler, Ralf Schindler, Manuale nephrologicum. 2. Auflage. Dustri-Verlag 2009. ISBN 978-3-87185-380-7
  • Gunter Wolf, Frieder Keller, Markus Ketteler, Ralf Schindler, Uwe Heemann, Martin Zeier: Manuale nephrologicum. 3. Auflage. Dustri-Verlag, 2017. ISBN 978-3-87185-380-7.
  • Gunter Wolf, Alexander Pfeil, Christian Jung, Joachim Böttcher, Peter Oelzner: Rheumatologie. Das Wichtigste für Ärzte aller Fachrichtungen. Elsevier Health Sciences, 2018. ISBN 978-3-437-17309-7.
  • Gunter Wolf, Alexander Pfeil, Martin Busch: Nephrologie. Das Wichtigste für Ärzte aller Fachrichtungen. Elsevier Verlag, 2020. ISBN 978-3-437-21691-6.
  • Gunter Wolf, Andreas Klinge, Günther Egidi, Ulrich Alfons Müller: Diabetes. Das Wichtigste für Ärzte aller Fachrichtungen. Elsevier Health Sciences, 2022. ISBN 978-3-437-17311-0.
  • Gunter Wolf, Peter Oelzner, Joachim Böttcher, Uwe Lange, Alexander Pfeil : Rheumatologie kompakt. Elsevier Health Science 2023, ISBN 978-3-437-21209-3

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1996: Dr. Martini-Preis der Universität Hamburg[33]
  • 1996: Dupont Travel Award für den besten wissenschaftlichen Beitrag in der Anwendung von Losartan[7]
  • 1999: Franz-Volhard Preis der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie[17][34][35]
  • 2001: The Pharos (Zeitschrift der Alpha-Omega-Alpha, Honor Medical Society) Editor Preis für den Beitrag: „Thomas Mann´s The Transposed Heads: an accidential allogenic transplantation with unfavorable outcome“[36]
  • 2006: Bernd Teerstegen Preis des Verbandes Deutsche Nierenzentren der DDnÄ e.V.[37][38][39]
  • 2010: Wissenschaftlicher Preis der Heinz Bürger-Büsing Stiftung[40]
  • 2024: Gewähltes Mitglied der Academia Europaea[41]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Aktuelles Wissen zu Diabetes und Niere. In: Ostthüringer Zeitung, S. 28. 19. Januar 2013.
  2. Diabetische Nephropathie: Was die Nieren schützt. In: Ärzte Zeitung, Nr. 245, S. 38. 19. Dezember 2016.
  3. Die neue Niere als letzte Chance. In: Thüringische Landeszeitung, S. 14. 19. April 2023.
  4. a b 30 Jahre Nierentransplantationszentrum am Uniklinikum. In: Thüringische Landeszeitung, S. 14. 18. November 2020.
  5. Jenaer Kliniken und Experten auf Toplisten. In: Ostthüringer Zeitung, S. 14. 22. Juli 2020.
  6. a b c d e f g h i j Direktor. In: Uniklinikum Jena. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  7. a b c d e f g Department of Nephrology, Rheumatology, Osteology and Endocrinology. In: Booking Health. Abgerufen am 15. Mai 2023 (englisch).
  8. a b c d e f g Prof. Dr. med. Gunter Wolf, MHBA. In: AiroMedical. Abgerufen am 15. Mai 2023 (englisch).
  9. Deutsche Forschungsgemeinschaft - Geförderte Projekte der DFG. Abgerufen am 26. Mai 2023.
  10. Wolf, Gunter Burkhard @ HPK. In: Universität Hamburg. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  11. Tätigkeitsbericht des Landesärztekammer Thüringen. In: Läk Thüringen. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  12. Gunter Wolf, Ulrich O. Wenzel: „Hemmung der Progression von chronischen Nierenerkrankungen: Schlusswort.“ In: Deutsches Ärzteblatt. 2004; 101(1-2): A-53 (online; abgerufen am 15. Mai 2023)
  13. Daniela Löffler: Forscher wollen Nieren retten. In: Meininger Tageblatt, S. 24. 4. Juli 2012.
  14. Stephan Sahm: Wenn die Niere Alarm schlägt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 103, S. 2. 4. Mai 2011.
  15. Stephan Goerisch: Nierendefekt bei Diabetes. In: Darmstädter Echo. 24. Juni 2009.
  16. Prof. Dr. Gunter Wolf - Vorsorge durch jährlichen Urintest - Interview mit Prof. Dr. Gunter Wolf. In: Ostthüringer Zeitung, S. 97. 10. März 2007.
  17. a b Verleihungen. In: Deutsches Ärzteblatt. 19. November 1999, abgerufen am 15. Mai 2023.
  18. Gunter Wolf, Rolf A. K. Stahl: Angiotensin-II-Wirkungen an der Niere: mehr als ein Vasokonstriktor. In: Deutsches Ärzteblatt. 5. August 1996, abgerufen am 19. Mai 2023.
  19. Gunter Wolf: Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System - komplexer als bisher gedacht. In: Springer. 2005, abgerufen am 19. Mai 2023.
  20. Gunter Wolf, Elfriede Mueller, Rolf A. K. Stahl, Fuad N. Ziyadeh: „Angiotensin II-induced hypertrophy of cultured murine proximal tubular cells is mediated by endogenous transforming growth factor-beta.“ In: JCI - The Journal of Clinical Investigation. 1993; 92(3): 1366-1372. (online; abgerufen am 22. Mai 2023)
  21. Gunter Wolf, Regine Schroeder, Gunther Zahner, Rolf A. K. Stahl, Stuart J. Shankland: High glucose-induced hypertrophy of mesangial cells requires p27Kip1, an inhibitor of cyclin-dependent kinases. In: Science direct. 2001. (online; abgerufen am 22. Mai 2023)
  22. Die Rolle von MORG1 bei diabetischer Nephropathie. In: Dfg Gepris. Abgerufen am 19. Mai 2023.
  23. Fuad N. Ziyadeh, Kumar Sharma, Mark Ericksen, Gunter Wolf: „Stimulation of collagen gene expression and protein synthesis in murine mesangial cells by high glucose is mediated by autocrine activation of transforming growth factor-beta.“ In: JCI - The Journal of Clinical Investigation. 1994; 93(2): 536-542. (online; abgerufen am 22. Mai 2023)
  24. Gunter Wolf, Andreas Hamann, Dong Cheol Han, Udo Helmchen, Friedrich Thaiss, Fuad N. Ziyadeh, Rolf A. K. Stahl: Leptin stimulates proliferation and TGF-β expression in renal glomerular endothelial cells: potential role in glomerulosclerosis. In: Science direct. 1999. (online; abgerufen am 22. Mai 2023)
  25. Professor Dr. Gunter Burkhard Wolf. In: Deutsche Forschungsgesellschaft. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  26. a b Prof. Dr. Gunter Wolf, MHBA. In: Google Scholar. Abgerufen am 24. April 2024.
  27. Ehrenmitglieder der Gesellschaft für Innere Medizin Thüringens e.V. In: Gesellschaft für Innere Medizin Thüringens e.V. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  28. Uta von der Gönna: Professor Gunter Wolf spricht für AG Diabetes und Niere. In: Informationsdienst Wissenschaft. 26. Mai 2010, abgerufen am 15. Mai 2023.
  29. Mitglieder. In: Netzwerk Wissenschaftsfreiheit. Abgerufen am 19. Mai 2023 (deutsch).
  30. Publikationen. In: Uniklinikum Jena. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  31. Gunter Burkhard Wolf. In: Research Gate. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  32. Fettleibigkeit führt zu Nierenschäden - Jenaer Spezialist mit ersten Übersichtswerk. In: Thüringische Landeszeitung. 26. September 2006.
  33. Die Tageszeitung: taz (Hrsg.): Lokalkoloratur. 20. Februar 1996, ISSN 0931-9085, S. 24 (taz.de [abgerufen am 15. Mai 2023]).
  34. Programm - Kongress für Nephrologie. In: Deutsche Gesellschaft für Nephrologie. 9. Oktober 2012, abgerufen am 15. Mai 2023.
  35. Verleihungen. In: Deutsches Ärzteblatt, Nr. 46/96, S. 2999. 19. November 1999.
  36. The Pharos - Spring 2004. In: Alpha Omega Alpha. Abgerufen am 26. Mai 2023 (amerikanisches Englisch).
  37. Auszeichnung für Jenaer Arzt. In: Thüringer Allgemeine, S. 6. 13. November 2006.
  38. Helena Reinhardt: UKJ-Nierenexperte Prof. Dr. Gunter Wolf ausgezeichnet. In: Informationsdienst Wissenschaft. 10. November 2006, abgerufen am 15. Mai 2023.
  39. Verleihungen. In: Deutsches Ärzteblatt, Nr. 3/104, S. 135. 19. Januar 2007.
  40. Uta von der Gönna: Wie schädigt erhöhter Blutzucker die Nieren? In: Informationsdienst Wissenschaft. 8. Februar 2010, abgerufen am 15. Mai 2023.
  41. Academy of Europe: List of Members. Abgerufen am 24. April 2024.