Hänichener Steinkohlenbauverein

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Beckerschacht, Beharrlichkeitsschacht und Berglustschacht von der Wilmsdorfer Höhe gesehen (Lithografie, um 1862)
Karte des Grubenfelds
Grenzstein des Hänichener Steinkohlenbauvereins im Poisenwald

Der Hänichener Steinkohlenbauverein war ein Montanunternehmen auf Steinkohle in Hänichen bei Dresden. Das Grubenfeld befand sich auf den Fluren der heutigen Gemeinde Bannewitz.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hänichener Steinkohlenbauverein konstituierte sich am 3. Oktober 1846.[1] Am 7. November 1846 wurde der Hänichener Steinkohlenbergbauverein zu Dresden mit einem Aktienkapital von 180.000 Mark gegründet. Dem folgten 2 Kapitalerhöhungen. Im Jahr 1850 um 240.000 Mark und im Jahr 1853 um 300.000 Mark. Der Nennwert der Aktien betrug jeweils 300 Mark.[2] Das Grubenfeld umfasste neben der Flur von Hänichen auch die von Wilmsdorf und Rippien. Als ersten Schacht teufte man 1846 den Beckerschacht in Hänichen. Dazu kamen 1850 der Beharrlichkeitsschacht in Rippien und 1852 der Berglustschacht in Wilmsdorf. Es handelte sich durchweg um moderne, tiefe Schachtanlagen mit massivem Treibehaus („Malakoffturm“) und Dampffördermaschine. Problematisch war die Lage des Grubenfeldes im Bereich der größten Verwerfungen im Döhlener Becken, dem „Roten Ochsen“ mit einer Sprunghöhe von mehr als hundert Metern und der vorgelagerten „Beckerschachtverwerfung“. Dazu kam noch eine geringe Mächtigkeit des Flözes von zwei bis drei Metern, die den Abbau vergleichsweise teuer machte.

Bedingt durch die abseitige, verkehrsungünstige Lage der Gruben gehörte der Hänichener Steinkohlenbauverein zu den wichtigsten Initiatoren einer Eisenbahnlinie zur Abfuhr der geförderten Kohlen, dem Bau der Albertsbahn genannten Bahnlinie von Dresden durch den Plauenschen Grund nach Tharandt. Am 7. Februar 1853 unterzeichneten die Direktoren des Hänichener Steinkohlenbauvereins, der Kaufmann Emil Becker und der Apotheker Otto Schneider, in ihrer Eigenschaft als Direktor (E. Becker) und stellvertretender Vorsitzender (O. Schneider) der Albertsbahn Gesellschaft[3] mit Guido Brescius den Vertrag zum Bau der Bahnlinie. Am 31. Mai 1855 wurde der Vertrag zum Anschluss der Schächte des Hänichener Steinkohlenvereins an die Albertbahn abgeschlossen. Die Inbetriebnahme erfolgte am 1. April 1857.[4] Bis 1869 übernahm der Hänichener Steinkohlenbauverein noch die Grubenfelder des Golberoder-Dippoldiswalder Aktienvereins (Dippoldschacht) und des Dresden-Possendorfer Aktienvereins (Hermannschacht), ohne dort die Förderung wieder aufzunehmen.

1875 geriet der Hänichener Steinkohlenbauverein durch die „Entweichung“ des Direktors Richard Beck in eine wirtschaftliche Schieflage. Der dadurch entstandene Verlust betrug insgesamt 298.408 Mark. Unter Leitung des 1874 angestellten Bergverwalters Richard Baldauf wurden die Vorgänge um Beck näher untersucht und die technische Weiterentwicklung der Gruben wieder gezielt vorangetrieben. Er wies nach, dass die Kohlevorräte bei gleichbleibender Förderung noch 30 Jahre reichen würden. Zu jener Zeit gewann man etwa eine Million Scheffel Steinkohle im Jahr.[5][6]

Nach einem letzten Höhepunkt der Kohleförderung mit 91.138 Tonnen im Jahr 1900 sank das Ausbringen bis zum letzten vollen Geschäftsjahr 1905 auf 41.112 Tonnen. Nach der Erschöpfung der wirtschaftlich gewinnbaren Kohlenvorräte begann am 2. Mai 1906 die Liquidation des Unternehmens. Der Betrieb wurde dann im Juli 1906 eingestellt.[7] Am 18. Mai 1906 strich das Amtsgericht Dresden den Hänichener Steinkohlenbauverein von der Gewerbeliste.[8] Die Liquidation wurde am 21. Mai 1913 beendet.[9]

Vorsitzender Direktor des Steinkohlenbauvereins
Name Zeitraum
Otto Schneider 1855–1866
Richard Beck 1867–1875
Ernst Eduard Conrad Rüger 1876–1877
Robert Paul Kanitz 1878–1884
Carl Hermann Koch 1885–1897
Carl Hermann Paul Dornblut 1898–1902
Julius Dannenberg 1903–1906
Alexander Schönfeld
Liquidator
1907–1911

Steinkohlengruben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eberhard Gürtler, Klaus Gürtler: Der Steinkohlenbergbau im Döhlener Becken Teil 1 – Schächte rechts der Weißeritz. Haus der Heimat Freital, 1983.
  • Adreß und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden 1855 bis 1896
  • Adreßbuch für Dresden und seine Vororte 1897 bis 1911

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie / Sächsisches Oberbergamt (Hrsg.): Das Döhlener Becken bei Dresden. Geologie und Bergbau (= Bergbau in Sachsen. Band 12). Freiberg 2007, ISBN 3-9811421-0-1, S. 205.
  2. Bestand 40122 Steinkohlenbauvereine des Dresden-Freitaler Reviers im Sächsischen Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden.
  3. Decret wegen Concessionierung der Albertsbahn Actiengesellschaft, 26. Januar 1854 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive). Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, Jg. 1854, S. 29–63.
  4. Jürgen Schubert: Die Windbergbahn. Verlag Kenning, Nordhorn 1993, ISBN 3-927587-18-4, S. 12.
  5. Mareen Czekalla: Wissenschaftshistorische und mineralogische Untersuchungen an der Mineraliensammlung Dr. Richard Baldauf (1848–1931). Dissertation, Technische Universität Dresden 2011.
  6. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie / Sächsisches Oberbergamt (Hrsg.): Das Döhlener Becken bei Dresden. Geologie und Bergbau (= Bergbau in Sachsen. Band 12). Freiberg 2007, ISBN 3-9811421-0-1, S. 210 (online verfügbar [PDF; 12,0 MB; abgerufen am 18. April 2019]).
  7. vgl. Jahrbuch für das sächsische Berg- und Hüttenwesen – Jahrgang 1907. Universitätsbibliothek TU Bergakademie Freiberg.
  8. Jürgen Schubert: Die Windbergbahn. Verlag Kenning, Nordhorn 1993, ISBN 3-927587-18-4, S. 35.
  9. vgl. Jahrbuch für das sächsische Berg- und Hüttenwesen – Jahrgang 1913. Universitätsbibliothek TU Bergakademie Freiberg.