Haferwurzel

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Haferwurzel

Haferwurzel (Tragopogon porrifolius)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Cichorioideae
Gattung: Bocksbärte (Tragopogon)
Art: Haferwurzel
Wissenschaftlicher Name
Tragopogon porrifolius
L.

Die Haferwurzel (Tragopogon porrifolius), auch Purpur-Bocksbart, Habermark oder Austernpflanze, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Bocksbärte (Tragopogon) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die Nutzpflanze Haferwurzel kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, wo sie seit der Antike als Gemüse verwendet wurde.

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterirdische Pflanzenteile

Die Haferwurzel ist eine ein- bis zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 60 bis 120 Zentimetern erreicht.[1] Die Stängel sind aufrecht und meist verzweigt.[1] Die Blätter sind aus breitem fast scheidig stängelumfassendem Grund lineal-lanzettlich, lang zugespitzt und steif aufrecht.[1] Auf diese Gestalt bezieht sich der zweite Teil des botanischen Namens. Porri ist die lateinische Bezeichnung für Lauch und folium steht für das Blatt einer Pflanze. Die Haferwurzel bildet bis zu 30 Zentimeter lange Pfahlwurzeln und enthält Milchsaft.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fruchtstand mit Pappus

Die Blütezeit der Haferwurzel ist im Juni und Juli. Die Stängel tragen meist mehrere Blütenkörbe. Die Korbstiele sind gegen den Korb zu stark keulig verdickt.[1] Die Hüllblätter überragen die Zungenblüten und sind 3 bis 5 Zentimeter lang.[1] Die Zungenblüten sind trüb-purpurfarben bis purpurlila gefärbt. Die Früchte sind Achänen und inklusive Schnabel 40 bis 55 Millimeter lang. Sie ist schwach zehnrippig und mit weißlichen Schuppen besetzt.[1] Der Pappus ist halb so lang wie die Achäne und bräunlich-weiß.[1]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12.[2]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie bei anderen Bocksbart-Arten unterliegt die Haferwurzel einer circadianen Rhythmik, tagesperiodischen Bewegungen, die Blüten öffnen sich morgens und schließen sich um die Mittagszeit.

Auswüchse auf Wurzeln werden durch Aulax pigeoti hervorgerufen.[1] Andere parasitäre Pilze auf der Haferwurzel sind Cystopus tragopoonis, Erysibe cichoriacearum, Perisporium tragopogoni, Puccinia tragopogonis und Ustilago tragopogonis-pratensis.[1]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wildform der Haferwurzel, Tragopogon porrifolius subsp. eriospermus ist im Mittelmeerraum heimisch. In Mitteleuropa wird die Kulturform Tragopogon porrifolius subsp. porrifolius angebaut und kommt sehr selten verwildert vor (Burgenland, Zürcher Unterland, Wien, Oberösterreich). Die Wildform ist urwüchsig in ostmediterranen Gesellschaften des Verbands Alopecurion utriculati aus der Ordnung Arrhenatheretalia.[2]

Tragopogon porrifolius subsp. eriospermus
Tragopogon porrifolius subsp. longirostris

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung von Tragopogon porrifolius erfolgte durch Carl von Linné.[3]

Man kann folgende Unterarten unterscheiden:[3]

  • Tragopogon porrifolius subsp. cupanii (DC.) I.Richardson: Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12.[4] Sie kommt in Italien, Sizilien und auf Malta vor.[3]
  • Tragopogon porrifolius subsp. eriospermus (Ten.) Greuter (Syn.: Tragopogon sinuatus auct. non Avé-Lall., Tragopogon porrifolius subsp. australis auct. non (Jord.) Nyman): Sie kommt ursprünglich in Korsika, Sizilien, Malta, Italien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Mazedonien, Griechenland, Kreta, in der Ägäis, in Bulgarien und in der europäischen und asiatischen Türkei vor.[3]
  • Tragopogon porrifolius subsp. macrocephalus Batt.: Sie kommt in Marokko und in Algerien vor.[3]
  • Tragopogon porrifolius subsp. longirostris (Sch. Bip.) Greuter (Syn.: Tragopogon longirostris Sch. Bip., Tragopogon krascheninnikovii S.A.Nikitin, Tragopogon coelesyriacus Boiss.): Sie kommt in Griechenland, in der Ägäis, auf Kreta, in Zypern und der Türkei und in Westasien vor.[3]
  • Tragopogon porrifolius L. subsp. porrifolius

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Haferwurzel wird vorwiegend als Wurzelgemüse verwendet, die Blätter lassen sich als Salat oder Spinat zubereiten. Die süßliche, milchsafthaltige „Wurzel“, deren Geschmack an Austern erinnern soll, ist sehr nahrhaft, weshalb ein alemannisches Sprichwort besagt: „Habermark macht d’ Bube stark“. Die Pfahlwurzeln werden im Herbst des ersten Jahres geerntet, geschält und gedünstet, gebraten oder frittiert. Sie können über den Winter eingemietet werden.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albertus Magnus, der die Haferwurzel im 13. Jahrhundert erstmals erwähnte,[6] identifizierte sie mit der biblischen Rose von Scharon.[7] Die Haferwurzel wurde seit dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa angebaut. Mit der Zeit wurde sie von der ähnlich schmeckenden Schwarzwurzel beinahe vollständig verdrängt.[5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i Gerhard Wagenitz et al.: Familie Compositae II. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage Band VI, Teil 3, Seite 1042–1043. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg 1987. ISBN 3-489-86020-9
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 981.
  3. a b c d e f Werner Greuter (2006+): Compositae (pro parte majore). In: Werner Greuter, E. von Raab-Straube (ed.): Compositae. Datenblatt Tragopogon porrifolius In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  4. Tragopogon porrifolius bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  5. a b Wolf-Dieter Storl, Paul Silas Pfyl: Bekannte und vergessene Gemüse. Piper, München 2006, S. 245f. ISBN 978-3-492-24727-6
  6. Die Haferwurzel auf Was-wir-essen.de (Memento des Originals vom 9. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.was-wir-essen.de
  7. Carl Jessen und Ernst Heinrich Meyer. Alberti Magni ex Ordine Praedicatorum. De vegetabilibus libri VII: historiae naturalis pars XVIII. Reimer, Berlin 1867. Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek. Buch VI/404 (S. 546f): (Tragopogon porrifolius Lin.) Oculus porci est flos, qui flos campi vocatur, crescens in altis locis siccis iuxta vias, habens radicem delectabilem, propter quod comeditur, et a porcis in pastum effoditur; et habet stipitem parum altum, in cuius supremo est flos rutilans ipse multum, et exsiccatus retinet eundem colorem. Folia autem habet parva et stricta, et profert florem in theca valde fusca. Est autem calidus et siccus temperate.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Haferwurzel (Tragopogon porrifolius) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Haferwurzel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen