Hammelburger Markbeschreibung

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Die Hammelburger Markbeschreibung ist eine frühmittelalterliche Urkunde in lateinischer Sprache mit althochdeutschen Elementen. Als ein Vertreter der Gruppe der lateinischen Grenzbeschreibungen mit volkssprachigen Bestandteilen gehört die Hammelburger Markbeschreibung zu den ältesten Denkmälern der althochdeutschen Sprache und der althochdeutschen Literatur. Die Hammelburger Markbeschreibung protokolliert den Grenzverlauf der historischen Mark Hammelburg.[1][2]

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Text der Urkunde, die allerdings nur in einer Kopie aus der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts überliefert ist, ist zwar überwiegend im Latein des 8. Jahrhunderts verfasst, doch finden sich neben reinen althochdeutschen Ortsnamen in dieser Sprache auch Begriffe, die sich auf Landschaftsformen und ihre relative Lage zueinander beziehen, die für die Kenntnis des Althochdeutschen von Bedeutung sind.

Die Hammelburger Markbeschreibung von 777 ist eines der ältesten erhaltenen Dokumente einer Reihe vergleichbarer Schriftstücke. Zu diesen zählen insbesondere die Würzburger Markbeschreibungen und die Grenzbeschreibung des Klosters Neustadt am Main von 772.[3][4] Anders als die Hammelburger, die Neustadter und die erste Würzburger Markbeschreibung ist die zweite Würzburger Markbeschreibung vollständig auf Althochdeutsch verfasst.[5]

Eine sprachwissenschaftliche Analyse von Wolfgang Beck belegte 2013, dass die Zweite Würzburger Markbeschreibung nicht kurz nach 779, sondern erst um 1000 entstanden ist.[6]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl der Große hatte am 7. Januar 777 in Herstal dem Kloster Fulda unter Abt Sturmi den fiscus Hammelburg im Saalgau geschenkt.[7] Die Markbeschreibung ist das Zeugnis der Besitzeinweisung durch die Grafen Nithard und Heimo und die königlichen Vasallen Finnold und Guntramn mit einer Beschreibung der Grenzen, die durch Befragung der Notablen des Territoriums ermittelt worden waren.

Datierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da die Datierung der Urkunde das dritte Jahr des Königtums Karls (anno tertio regni piissimi regis Caroli) nennt, vertrat Engelbert Mühlbacher, der Herausgeber der Karolingerdiplome, die Datierung der Besitzeinweisung auf den 8. Oktober 776.[8] In den Nachträgen zur Edition der Karolingerdiplome trat Michael Tangl für die Datierung auf den 8. Oktober 777 ein, die auch die spätere Forschung akzeptierte.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Arndt, Michael Tangl: Schrifttafeln zur Erlernung der Lateinischen Paläographie. Berlin 1903, Tafel 73: Abbildung der Urkunde (Digitalisat der ULB Düsseldorf), Kommentar S. 36–38 (Digitalisat).
  • Rolf Bergmann: Grenzbeschreibungen. In: Rolf Bergmann (Hrsg.): Althochdeutsche und altsächsische Literatur. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2013, S. 144.
  • Rolf Bergmann: Hammelburger Markbeschreibung. In: Rolf Bergmann (Hrsg.): Althochdeutsche und altsächsische Literatur. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2013, S. 146–147.
  • Günther H. Wich: Brückenau-Hammelburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Reihe I. Heft 23, 1973, S. 15–20.
  • Klaus Weyer: Vom Keltenheiligtum zum karolingischen Missionskloster – Neustadt am Main. Königshausen & Neumann, Würzburg 2019, S. 127–142, ISBN 978-3-8260-6740-2.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rolf Bergmann: Hammelburger Markbeschreibung. In: Rolf Bergmann (Hrsg.): Althochdeutsche und altsächsische Literatur. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2013, S. 146.
  2. Rolf Bergmann: Grenzbeschreibungen. In: Rolf Bergmann (Hrsg.): Althochdeutsche und altsächsische Literatur. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2013, S. 144.
  3. Zur Neustadter Privilegienfrage, von Heinrich Wagner, erschienen im Jahr 2000 im Archiv für Diplomatik im Böhlau Verlag, Band 46
  4. Die Neustädter Klostermark, von Klaus Weyer, in Vom Keltenheiligtum zum karolingischen Missionskloster - Neustadt am Main, Königshausen & Neumann, Würzburg 2019, S. 127–142.
  5. Würzburger Markbeschreibungen (Memento des Originals vom 15. Juli 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/franconica.uni-wuerzburg.de auf Franconica online; Eintrag im Handschriftencensus
  6. Wolfgang Beck, Die Würzburger Markbeschreibungen. Aspekte einer Neubewertung, in Sprachwissenschaft, Jahrgang 38 (2013), Ausgabe 2, Seite 211–226.
  7. RI I n. 205, in: Regesta Imperii Online, URI: [1] (Abgerufen am 27. November 2012).
  8. Engelbert Mühlbacher unter Mitwirkung von Alfons Dopsch, Johann Lechner und Michael Tangl (Hrsg.): Diplomata 4: Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Großen (Pippini, Carlomanni, Caroli Magni Diplomata). Hannover 1906, S. 162 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
  9. Engelbert Mühlbacher unter Mitwirkung von Alfons Dopsch, Johann Lechner und Michael Tangl (Hrsg.): Diplomata 4: Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Großen (Pippini, Carlomanni, Caroli Magni Diplomata). Hannover 1906, S. 564 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]