Hamsterratten

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Hamsterratten

Emin-Riesenhamsterratte
Crycetomys emini

Systematik
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Eumuroida
Familie: Nesomyidae
Unterfamilie: Hamsterratten
Wissenschaftlicher Name
Cricetomyinae
Roberts, 1951

Die Hamsterratten (Cricetomyinae) sind eine von insgesamt sechs Unterfamilien der Mäuseverwandten Nesomyidae, die Afrika südlich der Sahara bewohnen. Die Nagetiere erinnern vom Aussehen her an Hamster oder Ratten und sind durch große Backentaschen gekennzeichnet, von denen sich ihr Namen ableitet. Ihre nächsten Verwandten sind die ebenfalls in Afrika endemischen Baummäuse (Dendromurinae).

Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kap-Hamsterratte
Saccostomus campestris

Hamsterratten leben im Subsahara-Afrika und bewohnen dort alle möglichen Habitate von der Trockensavanne, über Kulturboden bis hin zum tropischen Regenwald. Sie treten in Höhenlagen von 0 bis 2100 Metern auf.[1][2]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kleine Hamsterratte Beamys hindei

Die Arten der Hamsterratten sind kleine (Saccostomus) bis sehr große (Cricetomys), kräftig gebaute Nagetiere mit kleinen Augen. Ihr Kopf ist groß, die Gliedmaßen relativ kurz und stämmig, der unbehaarte Schwanz ist sehr kurz (Saccostomus) oder sehr lang (Beamys, Cricetomys).[1]

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die überwiegend nachtaktiven Nager, ernähren sich entweder als Allesfresser oder als reine Pflanzenfresser. Auf Nahrungssuche füllen sie ihre Backentaschen mit Samen, Früchten, Nüssen und Knollen, um diese zu ihrem Bau zu transportieren. Ein Teil der Tiere frisst auch Schnecken und Insekten. In ihren relativ komplexen Bauen lagern sie Vorräte, die sie nicht sofort verzehren, ein.[1][2][3]

Die Tiere kommunizieren über eine Reihe unterschiedlicher Laute mit ihren Artgenossen. Sie haben einen ausgezeichneten Geruchs- und Gehörsinn, sind aber (insbesondere bei Tageslicht) fast blind. Hamsterratten bringen nach 22 bis 32 Tagen Tragzeit zwischen einem (Gambia-Riesenhamsterratte) und zehn (Kap-Hamsterratte) Jungtiere zur Welt, die nach etwa drei Wochen ihre Augen öffnen und nach sechs Wochen von der Mutter entwöhnt werden. Junge Hamsterratten sind im Alter von sieben bis neun Monaten ausgewachsen und geschlechtsreif.[2]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine als Minensuchtier eingesetzte Gambia-Riesenhamsterratte erhält ihre Belohnung

Die drei Gattungen wurden lange nicht als zusammengehörig erkannt und erst 1951 von Austin Roberts als Unterfamilie der Langschwanzmäuse aufgestellt. Andere Zoologen glaubten in ihnen einen Tribus der Wühlmäuse zu sehen oder gaben ihnen den Rang einer eigenen Familie.

Nach jüngsten molekulargenetischen Analysen werden Hamsterratten der Familie der Nesomyidae zugeordnet. Ihre nächsten Verwandten sind andere Gattungen afrikanischer Nagetiere wie die Baummäuse.[4]

Besondere Fähigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund ihres überaus empfindlichen Geruchssinnes, gelten die Tiere als Makrosmatiker und werden in der Medizin zur Erkennung von Krankheiten wie Krebs und Tuberkulose eingesetzt.[11] Sie können auch darauf trainiert werden Diabetiker als Assistenztier zu unterstützen. In diesem Fall reagieren sie auf die Geruchsveränderung bei Veränderungen des Blutzuckerspiegels und warnen ihre Besitzer.[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Jonathan Kingdon et al.: Mammals of Africa. Volume III: Rodents, Hares and Rabbits, 2013, Bloomsbury, ISBN 978-1-4081-2257-0, S. 153.
  2. a b c Cricetomyinae. pouched rats Animal Diversity Web, aufgerufen am 30. September 2022
  3. Lexikon der Biologie. Hamsterratten Spektrum der Wissenschaft, aufgerufen am 30. September 2022
  4. Nesomyidae. African and Malagasy endemic rats and mice Animal Diversity Web, aufgerufen am 30. September 2022
  5. Cricetomys Waterhouse, 1840 Global Biodiversity Information Facility, aufgerufen am 30. September 2022
  6. a b Vom Assistenzhund zur Diabetikerwarnratte – ein Forschungsprojekt einer Schülerin der ATN ATN, Akademie für angewandte Tierpsychologie und Tierverhaltensforschung, aufgerufen am 30. September 2022
  7. Cricetomys kivuensis Lönnberg, 1917 Global Biodiversity Information Facility, aufgerufen am 30. September 2022
  8. Beamys Thomas, 1909 Global Biodiversity Information Facility, aufgerufen am 30. September 2022
  9. Saccostomus Peters, 1846 Global Biodiversity Information Facility, aufgerufen am 30. September 2022
  10. Saccostomus mearnsi Heller, 1910 Global Biodiversity Information Facility, aufgerufen am 30. September 2022
  11. Tiere erschnüffeln Krankheiten. Manuskript: Mr. Keane lernt riechen Deutschlandfunk, aufgerufen am 30. September 2022

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cricetomyinae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien