Haus Heinze-Manke

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Das Haus Heinze-Manke ist ein von 1984 bis 1988 errichtetes Doppelhaus des Architekten Heinz Bienefeld in Köln-Rodenkirchen.

Haus Heinze-Manke, Gartenseite
Haus Heinze-Manke, Modell

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nahe zwei weiteren Bienefeld-Häusern, Haus Pahde (1972) und Haus Stupp (1978), grenzt das Haus auf der Gartenseite an die Aue des Weißer Rheinbogens. Am seitlich gelegenen Haupteingang zum Haus lässt sich das Gefälle ablesen. Rund 1000 m² Grundstücksfläche verteilen sich auf die Häuser des Ehepaars Heinze (692 m²) und Michael Manke (342 m²). Struktur und Materialien des Gebäudes zitieren den römischen Ursprung Kölns.

Baukörper[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haus Heinze-Manke, Straßenseite

Das Doppelhaus misst 15,4 × 19,4 Meter und hat rund 400 m² Wohnfläche. Es ist um ein rund 50 m² großes Atrium gebaut.

Haus Heinze. Hof, Obergeschoss

In Haus Heinze besteht die „ordnende Mitte“ aus den zweigeschossigen Längsdielen und dem Innenhof.[1] Das Haus Heinze ist eher introvertiert, das Haus Manke öffnet sich hingegen durch eine Glasfront an der Längsseite.

Haus Heinze. Atrium

„Links flankiert ein äußerst unruhig gehaltener Baukörper mit asymmetrischer Gliederung und einer offenen unfertig wirkenden metallenen Giebelkonstruktion, während rechts das genaue Gegenteil das Haus abschließt… Die Assoziation mit einem Tempel wird nicht nur durch das Giebelfeld (Tympanon) evoziert…“[2], so Gert Ressel.

Materialien / Oberflächen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlichte Materialien prägen das Haus. Die Ziegelsteine waren wegen der unregelmäßigen Formen und Farben nur für die Verwendung im Tiefbau empfohlen. Verzinkter Stahl, Glas, Kalkputz im Inneren, unbehandeltes Holz werden außen und innen verwendet. Im Haus Heinze kommen Messing-, Mosaik- und Marmorarbeiten hinzu.

Der dünne Kalkputz zeigt die Unebenheiten der Ziegelmauern. "Entwurf und Materialwahl enden bei Bienefeld nicht bei dem Offensichtlichen, sondern sie sind auch dann von Bedeutung, wenn das Bauteil (fast) unsichtbar ist. Die Gestaltung seiner Gebäude ist durchdringend - kein Teil ist weniger wichtig oder weniger beständig als ein anderes."[3]

Architekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinz Bienefeld bezeichneten Architekturkritiker schon zu Lebzeiten als „Großen Architekten“,[4] wenngleich der große Ruhm den Architekten mit seinem überschaubaren Werk erst nach seinem Tod 1995 erreichte. Seit dem erstmals posthum (1996) verliehenen Großen Preis des Bund Deutscher Architekten würdigten ihn Ausstellungen und Veröffentlichungen, bis zur japanischen Monographie in „a+u“ im September 2019 und einer Ausstellung im DAM (Deutsches Architekturmuseum) 2021.

Mit enormem Aufwand widmete er sich der Planung des Hauses Heinze-Manke, was mehr als tausend Zeichnungen belegen.[5]

Details[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haus Heinze. Einbindung Türschloss-Zylinder. Messing, verzinnt

Die Gestaltung vielfältiger Details ist wesentlicher Teil von Bienefelds Architektur.[6] Besonders deutlich wird es in Haus Heinze, für das Türen (innen wie außen), Fenster, Schränke, Regale, Schreibtisch, Bäder, Lampen, Mosaiken, Handtuchhalter, Türgriffe etc. entworfen wurden. Leichte Bücherregale aus weiß lackiertem Stahl folgen den Rundungen einer Wendeltreppe[7] und einer Dusche, um sie zu akzentuieren. Schattenfugen schaffen Konturen, auf Türschlösser wird durch verzinnte Messingblenden hingewiesen. Betondecken erreichen durch minimale Treppung eine Gewölbe-Anmutung.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paulhans Peters: „Doppelhaus in Köln-Rodenkirchen. Architekt: Heinz Bienefeld, Swisttal-Ollheim.“ In: „Baumeister. Zeitschrift für Architektur. Planung. Umwelt.“ 85. Jahrgang, Juni 1988, S. 15–21.
  • „Roof: Haus Heinze/Manke, 1988. Rodenkirchen-Köln, West Germany. Heinz Bienefeld.“ In: „Perspecta. The Yale Architectural Journal.“ 25, 1989, S. 218–225.
  • Ulrich Weisner: „Neue Architektur im Detail. Heinz Bienefeld. Gottfried Böhm. Karljosef Schattner.“ Karl Kerber, Bielefeld 1989, S. 40 f., 55-57, Umschlag.
  • Irace Fulvio: „Il cantiere della sperimentazione“ – In: „Area.“ 4, 1990, S. 4–9.
  • Gabriele Tolmein, Fotos Hajo Willig: „Nicht immer steckt der Teufel im Detail“ In: „Häuser. Magazin für internationales Wohnen.“ 3/90, 1990, S. 38–47, S. 94.
  • „Wendeltreppe in einem Wohnhaus in Köln-Rodenkirchen. Spiral Staircase in a Home in Köln-Rodenkirchen“. In: „Detail. Zeitschrift für Architektur + Baudetail. Review of Architecture.“ Heft 2, 1990, S. 150–151.
  • Manfred Speidel, Sebastian Legge: „Heinz Bienefeld. Bauten und Projekte.“ Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 1991, S. 160–171.
  • Wolfgang Amsoneit: „Contemporary European Architects.“ Benedikt Taschen, Köln 1991, S. 14, 17 (Fotos Achim Bednorz).
  • Architekten- und Ingenieurverein Köln e.V. von 1875 (Hrsg.): „Köln – seine Bauten 1928–1988.“ Bachem, Köln 1991, S. 386 f.
  • Wolfgang Pehnt: „Der Rhein fließt in das Mittelmeer. Zu den Häusern Heinz Bienefelds.“ In: „db (deutsche bauzeitung). Fachzeitschrift für Architekten und Bauingenieure.“ 126, September 1992, S. 14–19.
  • Gerhard Ullmann: „Reduktion auf Grundformen. Annäherungsversuche an die Wohnbauten Heinz Bienefelds“. In: „db (deutsche bauzeitung). Fachzeitschrift für Architekten und Bauingenieure.“ 126, September 1992, S. 32–61.
  • Arno Lederer/Jórunn Ragnarsdóttir: „Wohnen heute. Housing today.. Konstruktive Wahrheit / Constructive Truth.“ Karl Krämer, Stuttgart/Zürich 1992, S. 66–71.
  • Christine-Ruth Hansmann: „Treppen in der Architektur.“ Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1993, S. 79.
  • Manfred Speidel: „Heinz Bienefeld: Die Kunst der Räume.“ In: „Der Architekt.“ H. 12, 1995 S. 727–730.
  • Gerhard Ullmann: „Die Suche nach Alternativen. Anonyme Wohntypologie und solitäre Wohnhäuser.“ – In: „db (deutsche bauzeitung). Fachzeitschrift für Architekten und Bauingenieure.“ 129, Dezember 1995, S. 60–62, S. 170.
  • Wolfgang Voigt (Hrsg.): „Heinz Bienefeld 1926–1995.“ Wasmuth, Tübingen/Berlin 1999 („Katalogbuch Deutsches Architektur-Museum“), 3. Aufl., S. 122–134, 286–289.
  • Christian Thomas: „Rückkehr in die Räume, hinter der Zeit. Eine Ausstellung im Deutschen Architektur-Museum (DAM) erlaubt eine Exkursion in die Welt Heinz Bienefelds.“ In: „Frankfurter Rundschau.“ 24. März 1999.
  • Werner Strodthoff: „Die Architektur von Heinz Bienefeld (1926–1995).“ – In: „Bauwelt.“ 90/Heft 14, S. 736 f.
  • Ullrich Schwarz (Hrsg.): „Neue Deutsche Architektur. Eine Reflexive Moderne.“ Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit 2002, S. 227.
  • „Zwei deutsche Architekturen 1949–1989. Eine Ausstellung des Instituts für Auslandsbeziehungen.“ Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart 2004, S. 112.
  • Gert Ressel: „War Heinz Bienefeld ein Grieche?“ In: „INSITU. Zeitschrift für Architekturgeschichte.“ 2, Nr. 2, 2010, S. 259–266.
  • Wolfram Hagspiel/Hans-Georg Esch (Fotografien): „Villen im Kölner Süden. Rodenkirchen, Sürth, Weiss und Hahnwald.“ J.P. Bachem, Köln 2012, S. 112–119; Umschlagseite IV.
  • Peter Meijer: „Heinz Bienefeld.“ 05-2015. [1]
  • Johannes Fellmann: „Stiller Architekt sprechender Formen.“ Berlin: Kulturstiftung der Länder 2016. [2]
  • Wilfried Wang (guest editor): „Heinz Bienefeld. Drawing Collection.“ Architecture + Urbanism. a+u. 588. September 2019, p. 131-174.[8]
  • Philipp Sturm / Peter Cachola Schmal (Hrsg.): "Antike radikal. Häuser und Kirchen von Heinz Bienefeld." Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main 2021, S. 40-42, 56-59, 62-63.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Architektur von Heinz Bienefeld. Deutsches Architektur-Museum, Frankfurt/M. 1999 und weitere Städte
  • Neue Deutsche Architektur. Eine Reflexive Moderne. Berlin 2002, Martin-Gropius-Bau und internationale Städte. Schirmherrschaft Bundeskanzler Gerhard Schröder.
  • Zwei deutsche Architekturen 1949–1989. Kunsthaus Hamburg 2004 und internationale Städte. Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart
  • Heinz Bienefeld. Zeichnungen aus dem Nachlass. Schätze aus dem Archiv 6. Deutsches Architektur-Museum DAM, Frankfurt am Main 2016.[9]
  • Antike radikal: Häuser und Kirchen von Heinz Bienefeld. Deutsches Architektur-Museum DAM, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3939114093.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Haus Heinze-Manke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Manfred Speidel: „Ein Haus wie eine Stadt. Wohnhaus Heinze-Manke.“ In: Wolfgang Voigt (Hrsg.): „Heinz Bienefeld 1926-1995“, S. 125.
  2. Gert Ressel: „War Heinz Bienefeld ein Grieche?“ „INSITU. Zeitschrift für Architekturgeschichte.“ 2, Nr. 2, 2010, S. 259–266.
  3. Katleen Nagel: "Alterung und Patina." - In: Philipp Sturm / Peter Cachola Schmal (Hrsg.): "Antike radikal: Häuser und Kirchen von Heinz Bienefeld." Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main 2021, S. 59, ISBN 978-3939114093.
  4. Gabriele Tolmein: „Heinz Bienefeld“. – In: „Große Architekten. Menschen, die Baugeschichte machten“. Gruner + Jahr, Hamburg 1990, 3. Aufl. S. 21–33
  5. Norbert Heinze: „Sketches – Notes on the Four-Year-Long Project for the Heinze-Manke House.“ In: Wilfried Wang (guest editor): „Heinz Bienefeld. Drawing Collection.“ Architecture + Urbanism. a+u. 588. September 2019. S. 168
  6. Vgl. Christian Thomas: „Rückkehr in die Räume, hinter der Zeit.“ In: „Frankfurter Rundschau.“ 24. März 1999. Werner Strodthoff: „Die Architektur von Heinz Bienefeld (1926–1995).“ – In: „Bauwelt“ 90, H. 14, 1999, S. 736 f. Frederik Jaspert in „Wo Modernes nicht neu und Köln wirklich ein Dorf ist“ – In: „Kölner Stadt-Anzeiger.“ 29. Dezember 2021, S. 19. http://www.baukunst-nrw.de/objekte/Haus-Heinze-Manke--1205.htm
  7. „Wendeltreppe in einem Wohnhaus in Köln-Rodenkirchen. Spiral Staircase in a Home in Köln-Rodenkirchen.“ In: „Detail. Zeitschrift für Architektur + Baudetail. Review of Architecture.“ Heft 2, 1990, S. 150–151.
  8. a+u 2019:09 - Heinz Bienefeld – Drawing Collection | Architecture and Urbanism (a+u). Abgerufen am 30. September 2019 (amerikanisches Englisch).
  9. SCHÄTZE AUS DEM ARCHIV.6: Heinz Bienefeld: Zeichnungen und Skizzen aus dem Nachlass Bienefeld. Archiviert vom Original am 21. Januar 2018; abgerufen am 7. Februar 2020.

Koordinaten: 50° 52′ 53″ N, 7° 1′ 16,2″ O