Haybach (Selz)

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Haybach
Haibach, Heilbach
Der Haybach wurde an dieser Stelle (Gemarkung Klein-Winternheim) im Jahr 2006 von seinen Betonhalbschalen befreit.

Der Haybach wurde an dieser Stelle (Gemarkung Klein-Winternheim) im Jahr 2006 von seinen Betonhalbschalen befreit.

Daten
Gewässerkennzahl DE: 25272
Lage Rheinhessisches Tafel- und Hügelland

Rheinland-Pfalz


Rheinhessen

Flusssystem Rhein
Abfluss über Selz → Rhein → Nordsee
Quelle an der Feldweg-Fortsetzung der Stielgasse in Klein-Winternheim
49° 56′ 13″ N, 8° 13′ 0″ O
Quellhöhe ca. 149 m[1]
Mündung nach Nieder-Olm gegenüber der Wiesenmühle von rechts in die SelzKoordinaten: 49° 55′ 0″ N, 8° 11′ 52″ O
49° 55′ 0″ N, 8° 11′ 52″ O
Mündungshöhe ca. 111 m ü. NHN[1]
Höhenunterschied ca. 38 m
Sohlgefälle ca. 12 ‰
Länge 3,2 km[2]
Einzugsgebiet 8,332 km²[2]

Der Haybach ist ein gut 3 Kilometer langer, nordöstlicher und rechter Zufluss der Selz, der im rheinland-pfälzischen Landkreis Mainz-Bingen verläuft.

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Bach sind verschiedene Namen und Schreibweisen im Gebrauch, er wird auch als Haibach oder Haarbach bezeichnet. Zum ersten Mal wurde er 1576 in einer Dorfbeschreibung erwähnt und Harbach genannt; auf einer Karte ebenfalls aus dieser Zeit wurde er Klein-Winternheimer Bach genannt.[3]

Nach seinem in der Region am häufigsten benutzten Namen Haybach sind in Klein-Winternheim etwa die Haybach-Halle, ein jährlich stattfindender Haybach-Basar und der jährlich stattfindende Haybachlauf des lokalen Turnvereins benannt. In einigen der heutigen Karten wird er allerdings als Haibach geführt oder in anderen als Heilbach, diesen Namen verwenden die zuständigen Landesämter.[4]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Haybach entspringt in der rheinhessischen Ortsgemeinde Klein-Winternheim und fließt von dort durch die Gemarkung von Ober-Olm, bis er in der Nähe von Nieder-Olm in die Selz einmündet.

Der Haybach wurde Anfang der 1970er Jahre in Klein-Winternheim verrohrt und tritt heute am Südrand des Ortes ans Tageslicht. Er wird zunächst in ein Regenrückhaltebecken geführt und fließt dann durch das landwirtschaftlich geprägte Tal. An seinen Ufern liegen Äcker, gelegentlich Gehölze und Gärten. In der Nähe von Nieder-Olm wurde ein Fischteich angelegt. Kurz vor seiner Mündung in die Selz wird er unter der L 401 und unter einer Eisenbahnlinie sowie unter zwei Landwirtschaftswegen durchgeführt.

Einzugsgebiet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 8,33 km² große Einzugsgebiet des Haybachs liegt im Unteren Selztal und wird durch ihn über die Selz und den Rhein zur Nordsee entwässert.

Renaturierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ankündigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang 2019 kündigten die Ortsbürgermeister von Klein-Winternheim und Ober-Olm, Ute Granold und Matthias Becker, ein „kommunales Gemeinschaftsprojekt zur Renaturierung des Baches“ an.[5] Anfang 2022 stellte Doris Leininger-Rill, erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Nieder-Olm und verantwortlich für eine Renaturierung des Haybachs, die Planungen einer beauftragten Fachfirma für das Projekt vor.[6] Am 8. Mai 2023 wurde bekannt gegeben, dass drei Äcker von 1,7 Hektar Fläche von den Gemeinden am Haybach für die beginnende Renaturierung erworben worden sind.[7]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Haybach ist während der Flurbereinigungen ab der 1950er Jahre in einen Graben umgewandelt worden, um das anfallende Wasser schneller abfließen zu lassen. Das sei ein Konzept gewesen, das sich nicht bewährt habe, so die SGD Süd (Struktur- und Genehmigungsbehörde) in einer Anhörung im Gemeinderat von Klein-Winternheim im Jahr 2016.[8]

Bereits 2002 hatte der Arbeitskreis Umwelt und Natur der Lokalen Agenda Klein-Winternheim auf die wesentlichen Probleme des Haybachs aufmerksam gemacht:[9]

  • der Bach wurde unnatürlicherweise tiefer gelegt, begradigt und mit Betonhalbschalen in einen „lebensfeindlichen“ Kanal verwandelt; im Laufe der Jahre ist überdies ein erheblicher Teil der Betoneinfassung zerborsten.
  • originäres Quellwasser wird im Dorfbereich in die Kanalisation abgeführt, weshalb der Bach manchmal trockenfällt.
  • bei Starkregenereignissen wird das Abwasser mit allen Rückstanden wie z. B. „gebrauchten Damenbinden“ etc. in den Haybach „abgeschlagen“, d. h. das Abwasser wird ungeklärt in den Bach abgelassen.[10]

Im Jahr 2006 legte der Abwasserzweckverband Untere Selz in Dorfnähe ein Regenrückhaltebecken an, das er in Kooperation mit der Gemeinde und der Lokalen Agenda naturnäher gestaltete. Der Bach wurde in diesem Bereich aus den Betonhalbschalen geholt, wieder höher gelegt, durfte ein Stück weit mäandern. Der weitere problematische Verlauf des Baches, die fehlende Quellwasserzuführung und die Ableitung von ungeklärtem Abwasser in den Bach bei Starkregen blieben von der Maßnahme unberührt.[11]

Im Jahr 2010 entstand eine Diplomarbeit an der FH-Bingen im Fachbereich Umwelt zu Renaturierungsmöglichkeiten des Baches. Die Vorsitzende der Lokalen Agenda, Irene Wellershoff, führte dazu aus: „Ein renaturierter Haybach wäre eine Aufwertung der Landschaft – für die Natur und die Tiere, für die Bürger und letztlich auch für den Tourismus“. Sie skizzierte das wünschenswerte „Langzeitprojekt“ einer Renaturierung des Baches als „einer grünen Lebensader durch das landwirtschaftlich genutzte Tal.“[12]

Im Mai 2019 sprachen sich die Gemeinderäte von Ober-Olm und Klein-Winternheim für die Renaturierung des Baches aus.[13] In einer gemeinsamen Pressemeldung erklärten die Ortsbürgermeister Granold und Becker das Abwasserproblem angehen zu wollen und eine „Bachaue“ in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden, Landwirten, Naturschützern und interessierten Bürgern schaffen zu wollen. Anfang 2022 stellte Doris Leininger-Rill, als 1. Beigeordnete der VG Nieder-Olm zuständig für den Bach, die aktuellen Planungen der Öffentlichkeit vor. Unter dem Titel „Der HAYBACH und sein POTENTIAL“ zeigte die Lokale Agenda Klein-Winternheim 2020 in einer „virtuellen Ausstellung“, welche Renaturierungsmöglichkeiten der Bach bietet.[14] Unter dem Titel „Lasst den Haybach wieder fließen! Oder: Was Renaturierung mit ‚langem Atem‘ zu tun hat“ dokumentierte sie 2022 in einer weiteren virtuellen Ausstellung 40 Jahre Renaturierungsgeschichte.[15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Haybach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Hanke: Haybach-Renaturierung: Gemeinsames Ziel. In: Günter F. Hattemer (Redaktion): Heimatjahrbuch 2020 des Landkreises Mainz-Bingen, Bingen 2019, S. 77 ff. ISSN 0171-8304
  • Bodo Witzke, Lokale Agenda Klein-Winternheim: Der Haybach und sein Potential. Ein Fotobuch mit Anmerkungen von Ute Granold, Matthias Becker, Doris Leininger-Rill, Dr. Irene Wellershoff. Norderstedt 2021. ISBN 978-3-7543-4505-4.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise)
  2. a b GeoExplorer der Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise)
  3. Petschkuhn, Anke: Gewässerpflege und Renaturierung des Haibaches. Diplomarbeit im Fachbereich Life Science and Engineering/ Umweltschutz der FH Bingen, 2010, Seite 2
  4. Petschkuhn, Anke: Gewässerpflege und Renaturierung des Haibaches. Diplomarbeit im Fachbereich Life Science and Engineering/ Umweltschutz der FH Bingen, 2010, Seite 3
  5. Lokale Agenda Klein-Winternheim: Kommunales Gemeinschaftsprojekt: Der HAYBACH soll REVITALISIERT werden, Mai 2019 abgerufen am 31. Mai 2019
  6. Lokale Agenda Klein-Winternheim: Haybach-Renaturierung: Der aktuelle Plan, abgerufen am 21. März 2022
  7. Lokale Agenda Klein-Winternheim: 8. Mai 2023. "Schön, dass das geklappt hat". Drei Äcker für den Haybach – Sachstandbericht zur Renaturierung, abgerufen am 9. März 2024
  8. Heike Rohleder, SGD Süd. Zitiert nach: Lokale Agenda Klein-Winternheim: Renaturierung des Haybaches - Anhörung im Gemeinderat, 2016 abgerufen am 31. März 2019
  9. Arbeitskreis Umwelt und Natur der Lokalen Agenda 21: Der Haybach in der Gemarkung Klein-Winternheim, 2002 abgerufen am 31. Mai 2019
  10. Nachrichtenblatt der VG Nieder-Olm: Wieder Müll im Regenrückhaltebecken vom 27. Juni 2013 abgerufen am 31. Mai 2019
  11. Lokale Agenda Klein-Winternheim: Bau des Regenrückhaltebeckens (2003–2008) abgerufen am 31. Mai 2019
  12. Gisela Zurmühlen: Öko-Bett für den Haybach. AZ Mainz vom 10. März 2011
  13. Margit Dörr: Bezahlbar und barrierefrei. AZ Mainz vom 23. Mai 2019
  14. Nachrichtenblatt der VG Nieder-Olm: "Der Haybach und sein Potential". Eine virtuelle Ausstellung der Lokalen Agenda Klein-Winternheim vom 4. Juni 2020 abgerufen am 5. Juni 2020
  15. AZ Allgemeine Zeitung Mainz: Abend zur Renaturierung des Haybachs in Klein-Winternheim. vom 9. November 2022