Heinrich-Heine-Denkmal (Berlin)

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Heinrich-Heine-Denkmal am Kastanienwäldchen in Berlin-Mitte.

Das Heinrich-Heine-Denkmal in Berlin ist eine Bronzefigur des Dichters Heinrich Heine (1797–1856), die der Bildhauer Waldemar Grzimek geschaffen hat. Eine Besonderheit besteht darin, dass genau das gleiche Denkmal als Folge kulturpolitischer Auseinandersetzungen an zwei verschiedenen Standorten im Stadtbild zu sehen ist, nur wenige Kilometer voneinander entfernt.

Daten
1954
Höhe: 2,1 m
Material
Plastik: Bronze, gegossen
Sockel: Kalkstein, behauen und geglättet
Inschriften
Tafel (gegossen, eingelassen), linke Seite
WALDEMAR GRZIMEK / DENKMAL HEINRICH HEINE / (13.12.1797 - 17.02.1858) / Die 1955 für das Kastanienwäldchen geschaffene / Plastik missfiel dem Auftraggeber, sie wurde / 1958 im Volkspark am Weinberg aufgestellt. / Dort erfreut sie noch immer die Menschen. / Dank dem von Peter Dussmann gestifteten Neuguss / nun auch am ursprünglich geplanten Standort. / 13. DEZEMBER 2002
auf dem Sockelrelief, vorne
Wir ergreifen keine Idee, sondern die / Idee ergreift uns und knechtet uns und peitscht uns in die Arena hinein, dass / Wir wie gezwungene Gladiatoren für sie kämpfen. / Heinrich Heine / geb. 13.12.1797 in Düsseldorf / gest. 17. 2.1856 in Paris

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grzimek hatte den Auftrag 1954 vom Kulturfonds Groß-Berlin bekommen, einer Institution der DDR. Die Skulptur sollte an einem repräsentativen Ort in Berlin aufgestellt werden, am Kastanienwäldchen neben der Straße Unter den Linden, in Nachbarschaft zur Humboldt-Universität (wo Heine 1821 an der juristischen Fakultät eingeschrieben war), zum ehemaligen Zeughaus und zur Neuen Wache. Es war geplant, das Denkmal am 100. Todestag des Dichters einzuweihen.

Dazu kam es nicht. Grzimeks Entwurf fand nicht die Zustimmung der Funktionäre, die das letzte Wort hatten. Auch nachdem der Bildhauer einige Einwände berücksichtigt und die Plastik überarbeitet hatte, verweigerten die Auftraggeber ihre Erlaubnis, die Figur wie geplant aufzustellen. In einer staatsnahen Berliner Tageszeitung begann eine Kampagne gegen Grzimeks Arbeit. Die Kritik beschäftigte sich weniger mit künstlerischen, als mit ideologischen Fragen. Heine war in der DDR als kulturhistorische Leitfigur vereinnahmt worden, seine öffentliche Darstellung sollte den Vorstellungen der Funktionäre von dieser Rolle entsprechen. Grzimek hatte diese Erwartungen nicht bedient. Man fand die Skulptur „zu wenig heroisch“, „zu introvertiert“, „zu wenig repräsentativ, ohne jede Feierlichkeit“, „ohne Pathos und Monumentalität“ usw. Obwohl sich eine Reihe von Künstlern für das Denkmal einsetzten, verschwand es zunächst auf einer öffentlich nicht zugänglichen Baustelle auf der Berliner Museumsinsel, dann dort am Kupfergraben gegenüber dem Pergamon-Museum. 1958, zwei Jahre später, erhielt es einen Platz im vergleichsweise entlegenen Park am Weinbergsweg (Brunnenstraße, Ecke Veteranenstraße) .

1997 begann ein neues Kapitel dieser Geschichte. Die Berliner Mauer war längst gefallen, die DDR existierte nicht mehr, und der damalige Kultursenator von Berlin, Peter Radunski, schlug vor, die verbannte Figur zum 200. Geburtstag Heines an dem Platz aufzustellen, für den sie geschaffen worden war. Nun protestierten allerdings die Anwohner jenes Parks, in dem die Plastik seit fast 40 Jahren stand. Und hinhaltender Widerstand kam von dem zuständigen Bezirksstadtrat Thomas Flierl, der ungefähr so argumentierte: das Nichtvorhandensein dieses Denkmals am Kastanienwäldchen, einem Gelände im Zentrum des ehemaligen preußischen Militarismus, sei die eigentliche Denkwürdigkeit und daher vorzuziehen. Eine Entscheidung fiel erst Jahre später. Inzwischen hatte sich in Peter Dussmann ein Mäzen gefunden, der 125.000 Euro für einen neuen Abguss spendete – und am 13. Dezember 2002, dem 205. Geburtstag des Dichters, wurde eine genaue Kopie des Denkmals am ursprünglich beabsichtigten Standort enthüllt.

Mit Hilfe der Gipsform wurde am 1. Oktober 2010 eine weitere Kopie der Skulptur angefertigt, das Heinrich-Heine-Denkmal in Bremen, welches neben der Kunsthalle Bremen aufgestellt wurde.

Rezeption in der Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dramatiker und Lyriker Peter Hacks widmete dem Denkmal sein Gedicht Der Heine auf dem Weinbergsweg (1974).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erich Wulf: Das Berliner Heine-Denkmal von Waldemar Grzimek. In: Heine-Jahrbuch. 1999. S. 215–224.
  • Dietrich Schubert: „Jetzt wohin?“ Heinrich Heine in seinen verhinderten und errichteten Denkmälern. Köln: Böhlau 1999. (Beiträge zur Geschichtskultur. 17.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heinrich-Heine-Denkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 31′ 57″ N, 13° 24′ 0″ O