Heinrich Rettig (Maler)

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Im Atelier, Aquarell

Heinrich Rettig (* 30. Mai 1859 in Breslau, Provinz Schlesien; † 4. Dezember 1921 in München) war ein deutscher Landschafts-, Architektur-, Genre- und Porträtmaler sowie Illustrator.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorstadthof, Öl auf Leinwand, zwischen 1880 und 1885, Neue Pinakothek (Schwarz-Weiß-Wiedergabe des Originals)
Ranzengasse in Wildungen, Arbeit in Mischtechnik

Rettig wurde als Sohn des Kaufmanns Jakob Rettig und dessen Ehefrau Ida, geborene Steinlein, in Breslau geboren. Dort absolvierte er Ostern 1879 das Abitur am Maria-Magdalenen-Gymnasium.[1] In Berlin besuchte er danach zuerst die Bauakademie, wechselte bald aber an die Kunstakademie und studierte bei Paul Thumann, Otto Knille und Ernst Hildebrand fünf Jahre Malerei. Unter dem Spitznamen „Baron“ war er Mitglied der studentischen Vereinigung Tartarus in Düsseldorf, ohne dort an der Kunstakademie eingeschrieben zu sein.[2] Seit etwa 1885 lebte er in München, wo er 1890 die Landschafts- und Figurenmalerin Ida von Clesius[3][4] heiratete und regelmäßig auf Ausstellungen im Glaspalast vertreten war. Auf der Münchner Internationalen Kunstausstellung des Jahres 1897 errang er für das Aquarell Die Alte die „Kleine Goldene Medaille“. Rettig war Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft, der Vereinigung „Die 48“ und des Ausstellerverbands Münchener Künstler.[5] Rettig gab Aquarellkurse für Damen.[6] Eine Privatschülerin war Ida Paulin. Vor dem Ersten Weltkrieg unternahm er eine Studienreise nach Venedig.[7] 1920 malte er auf Hiddensee.[8]

In der ersten Hälfte der 1880er Jahre schuf er unter dem Titel Vorstadthof die naturalistische Darstellung eines tristen Berliner Vorstadt-Hinterhofs,[9] ein Ölgemälde, das 1916 aus Privatbesitz von den Bayerische Staatsgemäldesammlungen erworben wurde und sich in der Sammlung der Neuen Pinakothek befindet.[10] Hauptsächlich malte er jedoch Aquarelle. Durch Genremotive, oft mit Frauendarstellungen, erhielt er den Ruf, ein „Physiognomiker und Seelenmaler“ sowie ein „Meister in der Stoffbehandlung“ zu sein.[11] Auch betätigte er sich als Illustrator, etwa für die Zeitschrift Die Gartenlaube (1891) und für den Lyrik-Prachtband Liebe und Leben von Friedrich von Bodenstedt, der 1892 in Leipzig erschien.[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heinrich Rettig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Festschrift zur 250jährigen Jubelfeier des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena zu Breslau am 30. April 1893. Breslau 1893, S. 93 (Google Books)
  2. Roland Demme: Vom Pfarrhaus in die antisemitische Politik. Agitation durch Friedrich Bindewald und sein Vorbild Dr. Otto Böckel gegen die jüdische Bevölkerung in der Wilhelminischen Epoche und ihre Auswirkungen bis heute. Kassel University Press, Kassel 2015, ISBN 978-3-86219-932-7, S. 61 (Google Books)
  3. Als Kunstmalerin erwähnt von 1890 bis 1930, 1895 Betreiberin einer Damenmalschule – Vgl. „Malschulen: Clesius, Ida Edle v., Gabelsbergerstr. 74 (Damen-Malkurs)“. In: Münchner Handels- und Gewerbe-Taschen-Adreßbuch für 1895. Verlagsanstalt M. Poeßl, München 1895, S. 100 (Google Books)
  4. Tochter des k. k. Statthalterrats und Bezirkshauptmanns von Parenzo, Heinrich Edler von Clesius, und Maria, geborene Gräfin Pellegrini – Vgl. Rettig, Heinrich. In: Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Wer ist’s? IV. Ausgabe, Berlin 1909, S. 1132 (Google Books)
  5. Rettig, Heinrich, Maler. In: Wilhelm Zils: Geistiges und Künstlerisches München in Selbstbiographien. Max Kellerers Verlag, München 1913, S. 298 f. (Digitalisat)
  6. „Aquarell-Kursus für Damen. Heinrich Rettig, Theresienstrasse 86“. Anzeige in: Münchener Kunst- und Theater-Anzeiger, Ausgabe vom 18. Januar 1889, S. 3 (Google Books)
  7. Die Kunstwelt. Monatsschrift für die Bildende Kunst. Jahrgang 1913, S. 315
  8. Rettig, Heinrich, Eintrag im Portal insularugia.de, abgerufen am 24. Januar 2023
  9. Bayerische Staatsgemäldesammlungen (Hrsg.): Deutsche Künstler von Marées bis Slevogt. Band 2: Jank–Runze. Hirmer, München 2003, S. 311
  10. Vorstadthof, um 1880/85, Objektdatenblatt im Portal sammlung.pinakothek.de, abgerufen am 24. Januar 2023
  11. A. W.: Auf der Bärenhaut. Gemälde von Heinrich Rettig. In: Illustrirte Zeitung. Ausgabe vom 8. Januar 1887, S. 39 f. (Google Books)
  12. Friedrich von Bodenstedt: Liebe und Leben. Eine Sammlung deutscher Lyrik. Fock, Leipzig 1892