Heinrich Schäfer (Zuhälter)

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Heinrich Schäfer (* 16. Mai 1937[1]; † 15. November 1997[1] in Köln) war ein deutscher Zuhälter. Wegen seiner großen Nase hatte er den Spitznamen „Schäfers Nas“.[2] Bekannt wurde er Anfang der 1960er Jahre durch seine Aktivitäten in der Kölner Nachtgastronomie und im Rotlichtmilieu.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schäfer rivalisierte mit Anton Dumm, genannt „Dummse Tünn“, der später Leibwächter von Romy Schneider war.[3] Im September 1975 gerieten beide in Streit, wobei Schäfer seinen Konkurrenten niederschlug.[2] Im November 1984 wurde Schäfer nach dreijährigen Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung, Vergewaltigung, Zuhälterei und Freiheitsberaubung zu einer achtjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.[4]

1996 stahlen unbekannte Täter das wertvolle Vortragekreuz aus der Domschatzkammer, das traditionell beim Einzug der Metropoliten (Erzbischöfe) in den Dom vorangetragen wird. Auf Bitten des damaligen Dompropstes Bernard Henrichs gelang es Heinrich Schäfer aufgrund seiner Kontakte in die Halbwelt, das Kreuz wiederzubeschaffen. Auf den dafür versprochenen Finderlohn von 3000 DM verzichtete er. Der Dompropst entschädigte ihn daraufhin mit Einschluss in seine Fürbitten.[5] Das Kölner Millowitsch-Theater griff die Geschichte von der Wiederbeschaffung des Kreuzes durch Heinrich Schäfer auf und schuf das Theaterstück Der König vom Friesenplatz.[6] In den 90ern hatte er einen 20-minütigen Auftritt bei Schreinemakers Live mit Margarethe Schreinemakers.[7]

Schäfer machte ebenfalls Schlagzeilen durch den Erwerb eines ehemaligen Torpedofangboots aus dem Zweiten Weltkrieg, der Colorado, das er zu einer Luxusyacht umbaute.[8] Nach seinem Tod wurde das Schiff 2004 an einen ehemaligen Binnenschiffer zwangsversteigert, um damit die aufgelaufenen Liegekosten im Kölner Rheinauhafen zu begleichen.[9] Die Yacht wird als privates Bootshaus genutzt und liegt im Hafen von Duisburg (Stand Mai 2023).[10]

Heinrich Schäfer starb 1997 in Köln im Alter von 60 Jahren an Herzversagen. Die Trauerfeier fand an seinem letzten Wohnort in Koblenz statt, seine Asche wurde später in einer Seebestattung in Büsum vor Helgoland verstreut.[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Traueranzeige (Jahresgedächtnis). In: Kölner Stadt-Anzeiger. Band 269, 18. November 1998, S. 22.
  2. a b Linus Geschke: Kölns gefallene Rotlichtgrößen: „Dumm’se Tünn“ und „Schäfers Nas“. einestages auf Spiegel Online, 10. August 2012, abgerufen am 16. Dezember 2017.
  3. Die Vorgänger: Dummse Tünn und Schäfers Nas. Express, 2. September 2009, abgerufen am 16. Dezember 2017.
  4. Kölnische Rundschau, 23. November 1984
  5. Diebe stehlen Bischofsstab des „Löwen von Münster“: Schäfers Nas, bitte kommen! domradio.de, 1. Juli 2009, archiviert vom Original am 6. Juli 2012; abgerufen am 16. Dezember 2017.
    Dompropst Feldhoff erinnert im domradio an Vorgänger – Requiem am 4. April: Alt-Dompropst Bernard Henrichs verstorben. Domradio, 27. März 2007, abgerufen am 16. Dezember 2017.
    Linus Geschke: Köln kriminell: Im Schatten des Doms. Spiegel Online, 26. September 2009, abgerufen am 16. Dezember 2017.
  6. Millowitsch-Theater: Der König vom Friesenplatz. Cover der Videokassette auf Amazon.de, abgerufen am 16. Dezember 2017.
  7. Schreinemaker - YouTube. Abgerufen am 8. Januar 2021.
  8. Helmut Frangenberg: Wirbel um Yacht von Schäfers Nas. Kölner Stadtanzeiger, 17. September 2005, abgerufen am 16. Dezember 2017.
  9. Clemens Schminke: Die Yacht von Schäfers Nas versteigert. Kölner Stadt-Anzeiger, 30. Juni 2004, abgerufen am 16. Dezember 2017.
  10. Marika Liebsch und Yves Schurzmann: Kleines Haus, großes Familien-Glück: Tiny Living im Tiny House. WDR, 25. April 2023, abgerufen am 21. Mai 2023.
  11. Markus Krücken: Wir waren kölsche Miljönäre. In: Express. Köln 5. November 2015 (express.de).