Heinrich Schaffer (Schriftsteller)

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Heinrich Schaffer (* 25. Oktober 1895 in Gurahumora, Bukowina, heute Rumänien; † 30. Dezember 1962 in Wien) war ein österreichisch-französischer Rechtsanwalt, Erzähler und Lyriker. Seine heute nahezu vergessenen literarischen Werke gehören zur bukowinadeutschen jüdischen Lyrik der Zwischenkriegszeit (1918–1944).[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Wien studierte Schaffer an der Universität Jus und promovierte 1920 zum Dr. iur., 1935 wurde er in die Liste der Rechtsanwälte aufgenommen.[2] Während des Ersten Weltkriegs war er als Soldat eingezogen. Schaffer flüchtete im Jänner 1939 über Frankreich nach Algerien, wo er als Sekretär des „Comité Autrichien d’Alger“ tätig war.[3][4] Er lebte bis in die späten 1950er Jahre in Paris und kehrte im November 1961 nach Wien zurück.

Neben seiner Berufstätigkeit verfasste er vor allem in den 1920er und 1930er Jahren Erzählungen und Gedichte.[5] In der Anthologie »Beständig ist das leicht Verletzliche« ist er mit zwei Gedichten vertreten:

  • Gedicht für die kommenden Brüder (1932)[6]
  • Psalm eines endenden Tages (1933)[7]

Werke von Heinrich Schaffer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vier Zeilen von Heinrich Schaffer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus: Gedicht für die kommenden Brüder

Aber unser ist die schlimmste Stunde,
allzu dunkel liegen Land und Zeit.
Herr, im tobenden Gebell der Hunde
wurden wir zu scheiden herz-bereit.

Roman[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Schlechter Wandel. Tal, Wien/Leipzig/Zürich 1923.

Lyrik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dunkle Strophen. Lanyi, Wien 1932.
  • Wulf Kirsten (Hrsg.): »Beständig ist das leicht Verletzliche« Gedichte in deutscher Sprache von Nietzsche bis Celan Ammann Verlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-250-10535-0. Seite 876 f. und 1037

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ilse Reiter-Zatloukal, Barbara Sauer: Advokaten 1938. The fate of the lawyers and trainees registered with the Austrian Regional Bar Associations who were barred from practicing in the legal profession from 1938 to 1945. 2. Auflage. Manz, Wien 2022, ISBN 978-3-214-04198-4, S. 487.
  • Klaus Werner: Czernowitz. Zur bukowinischen Dichtung im 20. Jahrhundert. Zeitschrift für Germanistik, 3. Jg. 1993, Nr. 1, S. 61–79. (Online bei Jstor)
  • Hartmut Merkt: Poesie in der Isolation: Deutschsprachige jüdische Dichter in Enklave und Exil am Beispiel von Bukowiner Autoren seit dem 19. Jahrhundert. (Studien der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund, Band 26). Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04174-9. 278 Seiten. Leseprobe: S. 76 ff.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hartmut Merkt: Poesie in der Isolation: Deutschsprachige jüdische Dichter in Enklave und Exil am Beispiel von Bukowiner Autoren seit dem 19. Jahrhundert. (Studien der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund, Band 26). Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04174-9. S. 76 ff. Online
  2. Ilse Reiter-Zatloukal, Barbara Sauer: Advokaten 1938. The fate of the lawyers and trainees registered with the Austrian Regional Bar Associations who were barred from practicing in the legal profession from 1938 to 1945. 2. Auflage. Manz, Wien 2022, ISBN 978-3-214-04198-4, S. 487.
  3. Ö. Köll, J. Wenger: Die freie Österreichische Bewegung im Ausland. In: Berichte und Informationen des Österreichischen Forschungsinstituts für Wirtschaft und Politik, 18. Oktober 1946, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bif
  4. Alfred Palisek, Christoph Hatschek: Landesverräter oder Patrioten? Das Österreichische Bataillon 1943 bis 1945. Verl. Styria, Graz / Wien / Köln 2001, ISBN 978-3-222-12846-2, S. 96.
  5. Wulf Kirsten (Hrsg.): »Beständig ist das leicht Verletzliche« Gedichte in deutscher Sprache von Nietzsche bis Celan Ammann Verlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-250-10535-0. Seite 1037
  6. Neue Literatur. Bukarest, Heft 11/1971.
  7. Ernst Wichner, Herbert Wiesner (Hrsg.): In der Sprache der Mörder. Eine Literatur aus Czernowitz, Bukowina. Ausstellungsbuch, Berlin 1993