Heinrich von Focke

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Heinrich von Focke, auch Fock (* 1. Dezember 1673 in Lübeck; † 5. Januar 1730) war ein deutscher Verwaltungsjurist und Domherr.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der Familie von Focke

Heinrich Focke war Sohn des Lübecker Kaufmanns und Ratsherrn Hermann Fock. Sein Bruder Hermann Fock († 24. Mai 1731) war schwedischer Resident in Lübeck.

Heinrich Focke wurde am 26. März 1681 mit der Possession der von dem resignierten Domherrn Erdmann Julius Berkenthin[1] übernommenen Präbende Domherr des Lübecker Kapitels. Focke studierte Rechtswissenschaften und promovierte zum Dr. beider Rechte. 1698 wurde er Lübecker Bürger. Er war dänischer Regierungsrat und holsteinischer Staatsrat.

Bei der Lübecker Bischofswahl nach dem Tod von Fürstbischof August Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf 1705, die von einer militärischen Auseinandersetzung und zu Weihnachten 1705 von der Belagerung und Besetzung von Schloss Eutin durch die Dänen begleitet war, gehörte Focke zur letztlich unterlegenen Partei im Kapitel, die den dänischen Koadjutor, Prinz Carl von Dänemark (* 26. Oktober 1680; † 8. August 1729), einen jüngeren Bruder des dänischen Königs Friedrich IV. unterstützte.[2] Durch diplomatisches Eingreifen der englischen Königin Anne sowie der Generalstaaten und nach Zusicherung einer Rente wurde dieser jedoch zur Aufgabe seines Anspruches gebracht, so dass der Kandidat der gottorfischen und mit Schweden verbündeten Partei, Christian August von Schleswig-Holstein-Gottorf, die Nachfolge antreten konnte.[3] Endgültig beigelegt wurde die Auseinandersetzung erst nach Abschluss der Altranstädter Konvention, als Christian August 1709 vom Kaiser mit dem Hochstift Lübeck belehnt wurde.[4]

Focke wurde am 25. Oktober 1729 in den deutschen Reichsadel erhoben und dabei sein altadeliges Wappen bestätigt.[5]

Heinrich von Focke war zweimal verheiratet; in erster Ehe mit einer Tochter des Lübecker Bürgermeisters Bernhard Frese. Er hatte einen Sohn, Carl Friedrich, der am 14. Februar 1740 im Alter von 14 Jahren verstarb.[6] Er wurde in der von ihm bereits 1723 erworbenen und heute nach ihm benannten von Focke-Kapelle im Lübecker Dom bestattet. Nach seinem Tod ging die Präbende an den Domherrn Detlev Christian von Reventlow.[7] Mit ihm erlosch das Adelsgeschlecht.[8]

Focke-Kapelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Focke-Kapelle

Eine der nördlichen Seitenkapellen ursprünglich erbaut von dem Domherrn Johann Bule († 1332).[9] Hier befand sich später auch das Beinhaus des Doms, welches erst mit dem Erwerb der Kapelle durch Benedikt von Ahlefeldt 1710 beseitigt wurde, der das Grabgewölbe einbauen ließ. 1723 ging die Kapelle an Heinrich von Focke über und erhielt in Zusammenhang mit seinem Tod um 1730 ihre heutige Gestaltung mit dem barocken Portal mit einer lateinischen Inschrift[10] des Lübecker Bildhauers Hieronymus Hassenberg.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johannes Baltzer, Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring, Lübeck 1920, S. 9–304. Unveränderter Nachdruck 2001, ISBN 3-89557-167-9
  • Antje Grewolls: Die Kapellen der norddeutschen Kirchen im Mittelalter: Architektur und Funktion. Ludwig, Kiel 1999, ISBN 3-9805480-3-1
  • Wolfgang Prange: Verzeichnis der Domherren. In: Ders.: Bischof und Domkapitel zu Lübeck: Hochstift, Fürstentum und Landesteil 1160-1937. Lübeck: Schmidt-Römhild 2014 ISBN 978-3-7950-5215-7, S. 400 Nr. 296

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heinrich von Focke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Prange, Domherren Nr. 287
  2. Peter von Kobbe: Schleswig-Holsteinische Geschichte vom Tode des Herzogs Christian Albrecht bis zum Tode Königs Christian VII. (1694 bis 1808). Altona: Hammerich 1834, S. 42
  3. Eduard Vehse: Geschichte der kleinen deutschen Höfe seit der Reformation. 14. Teil: Die geistlichen Höfe, Band 4, Hamburg: Hoffmann & Campe 1860, S. 85
  4. C. R. Rasmussen, E. Imberger, D. Lohmeier, I. Mommsen: Die Fürsten des Landes – Herzöge und Grafen von Schleswig-Holstein und Lauenburg. Wachholtz Verlag, Neumünster 2008., S. 195.
  5. De Nederlandsche leeuw: Maandblad van het Koninklijk Nederlandsch Genootschap voor Geslacht- en Wapenkunde, 1889, S. 75
  6. Er soll auch Domherr gewesen sein, was trotz des Alters möglich war - er findet sich aber nicht in der Aufstellung aller Domherren von Prange (Lit.)
  7. Prange, Domherren Nr. 348
  8. Die † v. Focke in Lübeck. In: Der deutsche Herold: Zeitschrift für Wappen-, Siegel- u. Familienkunde 4 (1873), S. 23f. (Digitalisat)
  9. a b BuK, S. 57
  10. Inschrift mit Übersetzung bei Adolf Clasen: Verkannte Schätze: Lübecks lateinische Inschriften im Original und auf Deutsch. Lübeck 2003, ISBN 3-7950-0475-6, S. 74