Heinz E. Hirscher

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Heinz E. Hirscher (* 6. Juli 1927 in Stuttgart; † 23. Juli 2011 ebenda) war ein deutscher Künstler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hirscher wurde am 6. Juli 1927 in Stuttgart geboren und am 18. September 1927 evangelisch getauft. 1937 wurde er ins Jungvolk eingezogen und 1943 als Luftwaffenhelfer abgestellt. Im Jahr 1944 überlebte er einen Luftangriff im Stuttgarter Westen als einziger seiner Truppe nahezu unversehrt und bekam im selben Jahr, wie zuvor schon sein Vater und sein großer Bruder das Verwundetenabzeichen verliehen. Am 18. April 1945 geriet Hirscher in Bayern in Gefangenschaft der Amerikaner, am 24. Juli wurde er wieder nach Stuttgart entlassen. Im Juli 1946 holte er seine Reifeprüfung nach. 1949 war er Keramiker und Werkstudent an der Freien Akademie des Werkhauses Merz. Anfang der 1950er Jahre arbeitete Hirscher als Hilfsdekorateur in einem Geschäft für Damenmode und passte dort die Schaufenstermode den Jahreszeiten an. Die Arbeit beschrieb der Künstler später als essenziell für seine spätere Kunst. 1954 begann Hirscher ein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, welches er 1958 beendete. 1955 arbeitete er zudem als Werk- und Zeichenlehrer am Stuttgarter Jugendhaus. Auch während der folgenden Jahre arbeitete Hischer immer wieder als Lehrer und Dozent an verschiedenen Institutionen. Außerdem trat er zahlreichen Kunstvereinen bei, bei einigen übernahm er auch Vorstandspositionen. 1968 erhielt Hirscher ein Stipendium des Landes Baden-Württemberg in der Cité Internationale. 1970 wurde er Mitglied des Deutschen und des Baden-Württembergischen Künstlerbundes. Von 1970 bis 1974 war er zudem Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler Baden-Württemberg und 1975–1984 Präsident des Stuttgarter Künstlerbundes. 1984 gründete Hirscher die Akademie Materio im Künstlerhaus Stuttgart. Bis zu seinem Tod am 23. Juli 2011 lebte und arbeitete Hirscher in Stuttgart.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinz Hirscher ist vor allem bekannt für seine Poesie und die Materialbilder. Bei diesen handelt es sich um Kompositionen aus Alltagsmüll. Hirscher verwendete hierbei Weggeworfenen, Vergessenes und Ausgedientes. Der Künstler selbst sprach hierbei von „auswählendem Finden“ oder auch „selektivem Sammeln“. Mit seinen Materialbildern wollte Hirscher aus dem Äußeren das Innere der Welt erklären.

Die Materiathek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Hauptwerk des Künstlers gilt seine „Materiathek“, welche sich heute im Erdgeschoss und Foyer des Klosters Wiblingen befindet. Es handelt sich hierbei um ein schrankartiges, weißes Möbelstück, welches an einen geöffneten Flügelaltar erinnert. Vor dem Altar findet sich eine Art Auslagentisch mit Fundstücken aus verschiedenen Zeiten und Materialien. Zwei Schubladen im unteren Teil des Schranks enthalten ungeordnete und einheitlich weiß bemalte Gegenstände. Das Innere des Schrankes enthält 1636 mit verschiedenen Materialien gefüllte, verkorkte und versiegelte Fläschchen, welche nach den Farben des Inhalts auf Tribünen angeordnet sind.

Nach 8 Jahren Schaffenszeit wurde die Materiathek ab dem 4. September 1988 in der 36. Jahresausstellung des Württembergischen Kunstvereins in Stuttgart gezeigt und anschließend ins Kloster Wiblingen gebracht.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinz E. Hirscher: Die Poesie allein verbindet meine Materialien. Städtische Galerie Wendlingen 1990.
  • Heinz E. Hirscher: Ein Textblock. Künstlerhaus Stuttgart, 1984.
  • Anon: Objekt Frühlingslied – Ein Präludium zu Heinz E. Hirschers Katalog „Die Poesie allein verbindet meine Materialien“. Wendlingen, 1990.
  • Heinz E. Hirscher: Der Tschianti-Stil und seine Folgen. WortBerg, Dettenhausen 1994.
  • Prophet im Glaskasten. In: Stuttgarter Zeitung. 15. November 1974.
  • Poetische Ansichten von einem verlorenen Paradies. In: Stuttgarter Nachrichten. 7. November 1990.
  • Lotse der Materialbildner. In: Stuttgarter Zeitung 6. Juli 1992.
  • Gabriele Kleiber: Materiathek. In: Kunst an Staatlichen Bauten in Baden-Württemberg 1980–1995. Hatje Cantz Verlag, 1995, S. 258.
  • Heinz E. Hirscher: Ein Protagonist der bildnerischen Poesie. Galerie Schlichtenmeier, 2014.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]