Heinz Fenner

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Heinrich 'Heinz' Conrad Fenner (* 23. Juni 1885 in Sankt Petersburg; † 31. August 1982 in Garmisch-Partenkirchen) war ein deutschbaltischer Schriftsteller und Gestapobeamter.

Leben und Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früher Werdegang und Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fenner war ein Sohn des Heinrich Gottlieb Fenner (1832–1900) und seiner Ehefrau Auguste Georgine Charlotte, geb. Michaelsen. Er wurde am 18. Juli 1885 in St. Catharina I. in Petersburg getauft.[1] Sein jüngerer Bruder war der Kryptologe Wilhelm Fenner.

In seinen frühen Jahren lebte Fenner im Russischen Kaiserreich. Er besuchte das humanistische St. Annen-Gymnasium in St. Petersburg. Danach studierte er ein Jahr Chemie und dann Rechtswissenschaften. Nach dem bestandenen juristischen Staatsexamen im Jahr 1912 wurde Fenner Redakteur an der Deutsch-Revalschen Zeitung und später Redakteur bei der deutschsprachigen Petersburger Zeitung.

Während des Ersten Weltkriegs war Fenner als deutscher Staatsangehöriger in Russland interniert. 1918 war er bei der deutschen Kommission zum Austausch von Kriegsgefangenen und Zivilinternierten tätig.

Tätigkeit als Schriftsteller in der Weimarer Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende November 1918 verließ Fenner Russland und siedelte ins Deutsche Reich über. Dort fand er Anschluss an den Kreis um Eduard Stadtler. Zum Jahreswechsel 1918/1919 beteiligte Fenner sich an der Gründung des unter Leitung von Stadtlers ins Leben gerufenen „Generalsekretariats zum Studium und zur Bekämpfung des Bolschewismus“ (auch als "Liga zum Schutz der deutschen Kultur" bezeichnet). Fenner übernahm bald die Leitung der Presseabteilung dieser Organisation. Diese war mit der Sammlung von internationalen Tagesnachrichten über die Sowjetunion und die deutschen Spartakisten befasst und gab außerdem eine sogenannte Antibolschewistische Correspondenz heraus, die an Presseredaktionen versandt wurde, um diese mit Nachrichten über die genannten Themen zu versorgen. Daneben veröffentlichte Fenner auch eine Reihe einschlägiger Bücher und Broschüren über Russland und die Sowjetunion. Politisch gehörte er während dieser Zeit ein Jahr lang der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) an.

Von 1923 bis zum 1. Januar 1930 arbeitete Fenner für eine Nachrichtenstelle des Reichswehrministeriums. Daneben veröffentlichte er Beiträge in der Zeitschrift Das Gewissen, als deren Russlandexperte er galt.[2]

Werdegang in NS-Nachrichtendiensten und Gestapo[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum 1. November 1930 trat Fenner in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 377.645).[3] Ebenfalls seit dem 1. November 1930 soll er im Nachrichtendienst der Partei, womit wahrscheinlich die damals von Arthur Schumann geleitete Organisation (und nicht der Nachrichtendienst der SS) gemeint ist, tätig gewesen sein.

Zum 1. Oktober 1933 wurde Fenner als Kriminalangestellter beim Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin eingestellt. Spätestens 1934 erhielt er dort die Funktion eines Referenten. Der SD-Agent Heinrich Pfeifer, der ihn damals dort kennen lernte, schrieb ihm die Funktion eines Sachbearbeiters für Russland und den Fernen Osten sowie den Rang eines Kriminalkommissars zu. Nach seinem, Pfeifers, Wissenstand sei Fenner zur Zarenzeit für die Ochrana tätig gewesen, weswegen er in der Gestapo-Zentrale als großer Experte für alle GPU-Fragen angesehen worden sei. Außerdem nannte er ihn einen „üblen Streber und Wichtigtuer“.[4] Diese Angabe findet Rückhalt im Geschäftsverteilungsplan des Geheimen Staatspolizeiamtes vom 1. Oktober 1935, in dem Fenner als Leiter des Dezernats III 1 C („Russland, östliche Randstaaten“) im Rang eines Kriminalkommissars auf Probe angeführt ist. In den Geschäftsverteilungsplänen des Geheimen Staatspolizeiamtes vom 1. Januar 1938 und vom 1. Juli 1939 figuriert Fenner mit dem Dienstrang eines "Kriminalkommissars" bzw. "Kriminalrats" als Leiter des Referates III D ("Abwehrfälle und sonstige Angelegenheiten von abwehrpolizeilicher Bedeutung mit Angriffsland: Sowjetunion, Litauen, Lettland, Estland, Finnland, Japan einschließlich Kolonien, China, übriges Asien, soweit nicht Kolonialbesitz außerasiatischer Staaten").[5]

In dem 1940 in Großbritannien veröffentlichten Buch Inside the Gestapo das ebenfalls auf einem von Pfeifer verfassten Manuskript beruht, findet sich die folgende Beschreibung des Gestapokommissars Fenner:

"Russland und der Ferne Osten werden in dieser Unterabteilung [der Abteilung III der Gestapo] von Kriminalkommissar Fenner, einem Baltendeutschen, bearbeitet. Fenner ist von mittlerer Statur, schlank, sehr dunkel, stets tadellos gekleidet und sieht aus wie ein Südländer oder Mexikaner. Er hat sich auf der Karriereleiter von ganz unten hochgearbeitet. Er soll dem Vernehmen nach während seiner Studententage für die Ochrana in Russland gearbeitet haben und wird als GPU-Experte der Gestapo angesehen. Er hat graues, dickes Haar ist glattrasiert und etwa 45-50 Jahre alt."[6]

Zum 1. Mai 1934 wurde Fenner als Kriminalassistentenanwärter auf Probe im Polizeidienst einberufen. Vom 8. November 1934 bis 31. Mai 1935 nahm Fenner dann an einem Lehrgang für Kriminalkommissaranwärter beim Polizeiinstitut in Charlottenburg teil. Die Kriminalkommissarprüfung bestand er am 29. Mai 1935 mit der Note "sehr gut". Zum 30. Mai 1935 wurde er daraufhin als Hilfskriminalkommissar in die Preußische Geheime Staatspolizei übernommen. Seit dem 1. September 1935 wurde er als Kriminalkommissar auf Probe verwendet. Durch Bestallungsurkunde vom März 1936 wurde Fenner daraufhin zum regulären Kriminalkommissar im Preußischen Landesdienst ernannt. Später wurde er noch mindestens bis zum Kriminalrat befördert.

Soweit dies aus den SS-Dienstalterlisten ersichtlich ist, trat Fenner dieser Organisation, anders als die meisten hohen Gestapobeamten, nicht bei.

In den Berliner Adressbüchern ist Fenner bis 1937 mit Wohnsitz in der Admiral-Schröder Straße 39 mit der Berufsbezeichnung "Kriminalkommissar" nachweisbar.[7] Nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurde Fenner nach Wien versetzt. Dort ist er mindestens bis 1942 nachweisbar.[8]

Ehe und Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seinen Personalunterlagen bei der Gestapo zufolge war Fenner verheiratet, wobei seine Ehefrau am 1. Dezember 1933 verstarb.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Maxim Gorkis politische Gesinnung und seine Stellungnahme zu der Sowjetregierung, Berlin 1919.
  • Deutschland und Russland. Eine Antwort auf Professor Dr. P. Eltzbacher, (= Revolutionäre Streitfragen, Neue Folge, Heft 7) Berlin 1919.
  • Die Despoten der Sowjetrepublik. Ein Wort der Aufklärung über Bolschewistische Diplomaten und Staatsmänner, (= Revolutionäre Streitfragen, Heft 10), Berlin 1919.
  • Die Propaganda-Schulen der Bolschewisten, Berlin 1919.
  • Die rote Armee, 1920.
  • Politisch-statistisches Handbuch der Sowjetunion, 1926.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Taufregisterauszug zu Heinrich Fenner bei ancestry.de
  2. Claudia Kemper: Das "Gewissen" 1919–1925. Kommunikation und Vernetzung der Jungkonservativen. Oldenbourg, München 2011, ISBN 978-3-486-70496-9, passim.
  3. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/8551553
  4. Heinrich Orb: 13 Jahre Machtrausch, 1945 S. 148.
  5. Im Geschäftsverteilungsplan vom 1. Januar 1938 ist der Zuständigkeitsbereich von Fenners Referat noch um den Abschnitt "Abwehrfälle mit unbekannten Angriffsland und Angelegenheiten von abwehrpolizeilicher Bedeutung aus dem Anfallsgebiet Memelland" erweitert, der im Geschäftsverteilungsplan von 1939 nicht mehr Teil der Referatsbeschreibung ist.
  6. Hansjuergen Koehler: Inside the Gestapo, London 1940, S. . Im Original lautet die Passage: "„Russia and the Far East are covered in this Sub-Department by Criminal Commissioner Fenner, a Baltic German. Fenner, of middle stature, slim, very swarthy, always well-dressed, looking like a Southerner or Mexican, has worked his way up from the lowest rung of the ladder. He is alleged to have worked for the Ochrana during his student days in Russia and is considered to be the GPU expert of the Gestapo. He has graying, thick hair, is smooth-shaven and about 45-50.”
  7. S. 587: Berliner Adressbuch für 1937, S. 587 ("Fenner, Hen, Kriminalkommissar").
  8. Digitalisat des Adressbuchs für Wien für das Jahr 1942, S. 239: "Fenner Heinz, KrimRat, XIX, Geweyg[asse] 2".