Henrik Sass Larsen

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Henrik Sass Larsen, 2011.

Henrik Sass Larsen (* 29. Mai 1966 in Virum, Dänemark) ist ein dänischer sozialdemokratischer Politiker und war Minister für Industrie und Wachstum in der Regierung Thorning-Schmidt II. Gegenwärtig ist er Fraktionsvorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion im Folketing.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sass Larsen stammt aus einfachen Verhältnissen und wuchs bei seiner Mutter, einer Kaufhaus-Kassiererin, in Høje Taastrup auf. Im Alter von zwölf Jahren wurde er in ein Kinderheim eingewiesen, da sein Stiefvater ihn misshandelt haben soll.[1] Nach drei Jahren nahmen ihn die Eltern eines Klassenkameraden zur Pflege auf. Als 16-Jähriger trat er aus Protest gegen konservative Klassenkameraden der dänischen sozialdemokratischen Jugendorganisation DSU bei.[2] 1992 wurde Sass Larsen Vorsitzender der DSU, 1996 löste ihn Morten Bødskov ab.[3]

In den späten 1990er Jahren war Sass Larsen beim Kommunikationsbüro Rostra A/S beschäftigt, das die Parteien des bürgerlichen Lagers beriet. Unter anderem wurden Kampagnen für die spätere konservative Außenministerin Lene Espersen ausgearbeitet.[4][5] 2001 verließ er das Unternehmen, das ein Jahr später Konkurs anmeldete. Untersuchungen zeigten, dass Sass Larsen grobe Fehler in der Buchführung unterlaufen waren.[6]

Am 20. November 2001 wurde Sass Larsen für die Sozialdemokraten ins Folketing gewählt. Die Partei musste sich dem bürgerlichen Lager geschlagen geben. Sass Larsen gehörte zu einem Kreis junger Parteimitglieder, die Helle Thorning-Schmidt unterstützten. Nachdem sie 2005 Parteichefin wurde, wurde Sass-Larsen zum Vize-Fraktionschef seiner Partei ernannt. Zudem übernahm er das Amt des finanzpolitischen Sprechers. 2006 wurde er nach dem Rücktritt von Lotte Bundsgaard Fraktionssprecher.[7] Während des Wahlkampfes 2007 wurde Sass Larsen vom rechtsliberalen Abgeordneten Jens Rohde beschuldigt, Interna aus der Führungsriege der Sozialdemokratie an seine, Rohdes, Partei Venstre weitergegeben zu haben.[8]

Nach der erneuten Wahlniederlage der Sozialdemokratie 2007 galt Sass Larsen als Mit-Architekt des neuen Bündnisses seiner Partei mit den Volkssozialisten.[9] Nach dem Wahlsieg des Bündnisses aus Sozialdemokraten, Volkssozialisten und Sozialliberalen 2011 war Sass Larsen als Finanzminister vorgesehen. Doch der Politiker scheiterte an einer Sicherheitsüberprüfung des dänischen polizeilichen Geheimdienstes, PET. Grund war sein Kontakt zu einem der führenden Mitglieder der Rockerbande Bandidos.[10] Auf Druck Sass Larsens veröffentlichte das dänische Justizministerium die Unterlagen des PET, die zu der Ablehnung geführt hatten. Führende Politiker beider Lager kritisierten daraufhin die Entscheidung des Geheimdienstes als nur vage begründet.[11]

Derart rehabilitiert wurde Sass Larsen am 9. Mai 2012 zum Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten gewählt. Am 9. August 2013 übernahm er im Zuge einer Ministerrochade den Posten des Industrie- und Wachstumsministers von Annette Vilhelmsen.[12] Er gehört damit der Regierung Helle Thorning-Schmidt II an.

Nach der Wahl im Juni 2019 gehörte er dem Kreis derjenigen Sozialdemokraten an, die über eine Regierungsvereinbarung mit anderen Parteien verhandelten. Von den Medien wurde er als potenzieller neuer Finanzminister gehandelt und auch er äußerte den Wunsch, Finanzminister zu werden. Am 10. Juni 2019 gab er jedoch bekannt, sich aufgrund von Depressionen auf unbestimmte Zeit krankgemeldet zu haben, weshalb er keinen Ministerposten übernehmen werde und aus den Verhandlungen ausstieg. Bereits im Februar des Jahres gab er bekannt, dass er an Depressionen litt.[13][14]

Privat lebt Henrik Sass Larsen in Scheidung. Er ist Vater einer 1999 geborenen Tochter.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2013: „Ting-Prisen“ für die besondere Fähigkeit, die eigene Politik zu vermitteln

Bibliographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • En europæisk utopi (Co-Autor, 1994)
  • Tilbage til Friheden (Co-Autor, 1996)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christina Pedersen, Lisbeth Kjær Larsen: Portræt: Fra børnehjem til toppolitiker, BT, 30. September 2011. Abgerufen am 23. März 2014 (dänisch). 
  2. ANDREAS KARKER: Fra børnehjem til top-post, BT, 29. Oktober 2005. Abgerufen am 23. März 2014 (dänisch). 
  3. Malin Schmid: Portræt: Mønsterbryder blev fældet af sin fortid, Dagbladet Information, 30. September 2011. Abgerufen am 23. März 2014 (dänisch). 
  4. ANDREAS KARKER: Fra børnehjem til top-postBT – 29. Oktober 2005 (dänisch)
  5. Jonas Schrøder: Sass Larsens gæld grundlagt under sagnomspunden spindoktor, Berlingske, 24. November 2006. Abgerufen am 23. März 2014 (dänisch). 
  6. Sass kunne ikke styre virksomhed. BT, 15. September 2011, abgerufen am 23. März 2014 (dänisch).
  7. Lotte Bundsgaard: Jeg er uenig i Helles ledelsesstil. Dagbladet Information, 26. April 2006, abgerufen am 23. März 2014 (dänisch).
  8. Kalika Bro-Jørgensen: Op til folketingsvalget 2005 var Socialdemokraternes politiske ordfører angiveligt spion for Venstre., Avisen.dk, 10. November 2007. Abgerufen am 23. März 2014 (dänisch). 
  9. KASPER IVERSEN: Portræt af Henrik Sass: En socialdemokratisk deroute (Memento des Originals vom 1. Januar 2012 im Internet Archive), Politiken, 29. September 2011. Abgerufen am 23. März 2014 (dänisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/politiken.dk 
  10. Silla Bakalus: Sass Larsen fældet af rocker-forbindelse, BT, 29. September 2011. Abgerufen am 23. März 2014 (dänisch). 
  11. Thomas Nørmark Krog: Topadvokat anlægger sag: PET gav Sass særbehandling, BT, 18. August 2013. Abgerufen am 23. März 2014 (dänisch). 
  12. Steffen Koldborg: Henrik Sass er nu ny gruppeformand, DR, 9. Mai 2012. Abgerufen am 23. März 2014 (dänisch). 
  13. Jens Ringberg, Rikke Gjøl Mansø: Henrik Sass Larsen bliver ikke minister i ny regering – melder sig syg. Abgerufen am 10. Juni 2019 (dänisch).
  14. Kristian Corfixen, Olav Hergel: Henrik Sass Larsen: Jeg blev ramt af en depression. 23. Februar 2019, abgerufen am 10. Juni 2019 (dänisch).