Herbert Kühl

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Herbert Kühl, 1954

Herbert Kühl (* 3. Juni 1932 in Hamburg; † 18. Mai 2020 ebenda[1]) war ein deutscher Fußballspieler, der in der damals erstklassigen Oberliga Nord aktiv und anschließend zunächst 23 Jahre Fußballtrainer und später Sportfunktionär war.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberliga Nord 1951–1962[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgewachsen in Hamburg-Eppendorf spielte er seit 1943 erfolgreich in der Jugend des SC Victoria Hamburg von 1895 e. V., aber auch in der sogenannten Frickestrassen-Mannschaft – ein Team, das damals mit Uwe Seeler, seinem Bruder Dieter sowie Jochen Meinke die stärkste Hamburger Jugendmannschaft gewesen sein soll.[2] 1950 wurde Kühl in die Herrenmannschaft des SC Victoria hochgezogen, sein erster Trainer war dort Erwin Seeler (allerdings nur für rund drei Monate).[3] 1951 stieg er mit dem SC Victoria in die Oberliga Nord auf und nach einer Serie wieder ab. Er wechselte zum FC St. Pauli von 1910 e. V. und war dort 10 Jahre Ligaspieler. Von 1951 bis 1962 bestritt er insgesamt 214 Spiele und schoss dabei 11 Tore (für Victoria 13 Spiele, für FC St. Pauli 201).[4] Als Kapitän beim FC St. Pauli von 1959 bis 1962 eröffnete er am 29. Juli 1961 das damals neu erbaute heutige Millerntorstadion. Ein Höhepunkt seiner Laufbahn war der 7:0-Sieg mit der Hamburger Auswahl (u. a. mit Uwe Seeler) gegen Berlin am 21. November 1956.[5]

Fußballtrainer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1962 bis 1985 war Kühl in neun Vereinen in Hamburg und Umgebung als Trainer tätig. In der Rangliste der Trainer in der damaligen drittklassigen Oberliga Nord 1974–1994 steht er mit 273 Spielen an fünfter Stelle.[6] Mit dem SC Victoria Hamburg wurde er 1975 Vizemeister, mit dem SC Concordia von 1907 e. V. (Amtszeit 1975 bis 1982)[7] im Jahr 1976 Dritter der Deutschen Amateurmeisterschaft. Den Aufstieg in die Oberliga Nord erreichte er 1974 mit dem SC Victoria und 1983 mit dem SV Lurup.[8] Im Anschluss an den Oberliga-Aufstieg mit Lurup verließ er den Verein und übernahm das Traineramt beim 1. SC Norderstedt,[9] den er in der Verbandsliga betreute.[10]

Sportfunktionär[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1987 bis 1995 war Kühl Vorstandsmitglied des SC Concordia, dabei von 1992 bis 1995 1. Vorsitzender. 2006 wurde er Ehrenpräsident, erst der dritte in der hundertjährigen Geschichte des Traditionsvereins.[11] Von 1991 bis 1999 war er im Präsidium des Hamburger Fußball-Verbandes (bis 1998 als Verbandsgerichts-Vorsitzender, danach als Vizepräsident). Dem Präsidium des Norddeutschen Fußballverbandes gehörte er von 1991 bis 2000 als Vorsitzender des Sportgerichts an.[12] Von 2003 bis 2006 war er Präsident des Verbandes Hamburger Ski-Vereine.[13] 2005 verlieh ihm der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg für seine Verdienste um die Sportselbstverwaltung die „Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes“.[14]

Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kühl war während seiner gesamten Sportlaufbahn als Beamter in der Verwaltung der Freien und Hansestadt Hamburg tätig. 1994 ging er als Oberregierungsrat in der damaligen Umweltbehörde in den Ruhestand.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ronny Galczynski, Bernd Carstensen: FC St. Pauli – Vereinsenzyklopädie. Verlag die Werkstatt, ISBN 978-3-89533-613-3
  • Claus Strunz (Hrsg.): Forza St. Pauli. ISBN 978-3-939716-33-4
  • Jens Reimer Prüß (Hrsg.): Spundflasche mit Flachpaßkorken: Die Geschichte der Oberliga Nord 1947–1963. 1. Auflage. Klartext Verlag, Essen 1991, ISBN 3-88474-463-1.
  • Deutscher Sportclub für Fußball-Statistiken e. V. (Hrsg.):Amateur-Oberliga Nord 1974–1979. DSFS 2010.
  • SC Concordia von 1907 e. V. (Hrsg.): 100 Jahre SC Concordia – Festschrift mit Chronik 9. Mai 1907 – 9. Mai 2007. Media Service Axel Juckenack
  • Hardy Grüne: Norddeutschland – Zwischen TSV Achim, Hamburger SV und TuS Zeven. In: Legendäre Fußballvereine. AGON, Kassel 2004, ISBN 3-89784-223-8.
  • Bernd Jankowski, Harald Pistorius, Jens Reimer Prüß: Fußball im Norden. 100 Jahre Norddeutscher Fußball-Verband. Geschichte, Chronik, Namen, Daten, Fakten, Zahlen. AGON Sportverlag, Kassel 2005, ISBN 3-89784-270-X.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ex-Kapitän Der FC St. Pauli trauert um einen seiner größten Spieler. In: mopo.de. 18. Mai 2020, abgerufen am 24. Mai 2020.
  2. Galczynski/Carstensen S. 179 und Strunz S. 9
  3. Dritte Halbzeit im Hofbräuhaus. In: Hamburger Abendblatt. 5. Oktober 1987, abgerufen am 15. März 2021.
  4. Prüß, S. 231, 238, 239
  5. Historisches Archiv Hamburger Abendblatt Nr. 274 vom 22. November 1956
  6. DSDF S. 223/224
  7. HFV: Hamburgs Fußball trauert um Herbert Kühl. Abgerufen am 15. März 2021.
  8. Grüne, S. 105, 124, 132
  9. Die Luruper feierten, aber… In: Hamburger Abendblatt. 18. Juni 1983, abgerufen am 29. November 2021.
  10. Die Schuld mal wieder dem Schiedsrichter zugeschoben. In: Hamburger Abendblatt. 1. Oktober 1984, abgerufen am 28. November 2021.
  11. Concordia S. 21
  12. Jankowski/Pistorius/Prüß, S. 391
  13. Website https://vhsv.de unter VHSV/Chronik/1. Vorsitzende-Präsident
  14. Newsarchiv Hamburger Sport Bund (HSB), Website Archivlink (Memento des Originals vom 3. Juni 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hamburger-sportbund.de, Meldung vom 18. November 2005