Hermann Lindenschmit

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Lesende Bäuerin in der Stube

Hermann Lindenschmit (Karl Heinrich Hermann Lindenschmit, * 13. September 1857 in Frankfurt am Main; † 8. Oktober 1939 in München) war ein deutscher Maler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lindenschmit entstammte einer Mainzer Künstlerfamilie: Sein Urgroßvater war der Mainzer Zeichner, Stecher und Münzgraveur Johann Lindenschmit (1771–1845), sein Großvater der Maler Wilhelm Lindenschmit d. Ä. und sein Vater Wilhelm Lindenschmit d. J., verheiratet mit Maria, geborene Jost, Hermanns Mutter.

Seit 1863 in München wohnhaft, besuchte Lindenschmit nach der Elementarschule zunächst das Wilhelmsgymnasium, wechselte zum Schuljahr 1872/73 an das ebenfalls humanistische Münchner Maximiliansgymnasium, das er 1874 wieder verließ.[1] Mit dem Klassenkameraden Fritz Freund blieb er zeitlebens befreundet. Mit dem 15. Oktober 1875 ist sein Eintritt in die Antikenklasse der Akademie der Bildenden Künste München dokumentiert.[2] Anschließend war er hier 1877/78 Schüler bei Alexander Strähuber, 1878/81 bei Ludwig Löfftz und bis 1883 in der Komponierklasse seines Vaters. In der Folge hielt er sich zu Studien in Italien und wiederholt in Tirol, Südtirol und im bayerischen Gebirge auf.

Hermann Lindenschmit schuf vor allem Figurenszenen und Darstellungen von Einzelcharakteren aus dem bäuerlichen Leben, die Anregungen aus dem Künstlerkreis um Franz von Defregger aufnahmen. Er war Mitglied der >Münchner Künstler-Genossenschaft< (MKG) und der >Künstlergruppe 48<. 1883 beteiligte er sich mit dem Gemälde Die Rückkehr des verlorenen Sohnes erstmals an der Münchner Jahresausstellung im Glaspalast. Bis 1930 nahm er mit Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen an den Glaspalast-Ausstellungen regelmäßig teil, zeigte seine Arbeiten aber auch andernorts, beispielsweise im Münchner Kunstverein, in der Galerie Heinemann in München, in Bremen (1890) und in den Ausstellungen der Berliner Akademie (1888, 1890, 1892), der „Großen Berliner Kunstausstellung“ (1902, 1911) beziehungsweise des „Vereins Berliner Künstler“ (1891). Bekannt wurden seine Kompositionen vor allem auch durch ihre Umsetzung in der Technik des Holzstichs, die in den populären Zeitschriften erschienen.

1913 wurde er mit der Goldenen Medaille der Internationalen Kunstausstellung in München, in der er die Gemälde Gotische Stube und Der Antiquar zeigte, ausgezeichnet. Seine Kohlezeichnung Die Erzählung, ausgestellt in der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ 1937 im Münchner Haus der Kunst, wurde von Joseph Goebbels erworben.[3]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Lindenschmit: Wilhelm von Lindenschmit, Studien und Skizzen. München 1917.

Werkauswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Raucher, 62,5 × 51 cm: Dresden, Galerie Neuer Meister; Inv.nr. 2798.
  • Trumpf! (kartenspielender Bauer), um 1904, 61,6 × 71,8 cm: München, Neue Pinakothek (Bayerische Staatsgemäldesammlungen), Inv.nr. 8392; Abb.: Bruckmann, Münchner Maler; Reproduktion (Holzstich): Trumpfas!.
  • Die Spieler, 1900; 58,5 × 85,8 cm: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Inv.nr. 8241 (lt. Thieme-Becker: Würzburg, Kunstgeschichtliches Museum der Universität).
  • Studienkopf, 1880; 44,5 × 36,3 cm: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Inv.nr. 11139.
  • Alte Frau mit weißer Haube, 47 × 39 cm: München, Städtische Galerie, Inv.nr. K 1124.[4]
  • Hilaribergl, 31,5 × 22 cm: München, Städtische Galerie, Inv.nr. G 1236.
  • Hof beim Stern in Schwaz, Österreich, 22,3 × 31,8 cm: München, Städtische Galerie, Inv.nr. G 1235.
  • Küche beim Kramer in Egern, 33,2 × 44,5 cm: München, Städtische Galerie, Inv.nr. G 1234.
  • Ein Sonnenblick, 41 × 32 cm: München, Städtische Galerie, Inv.nr. K 3835.
  • Tiroler Küche, 58 × 73 cm: München, Städtische Galerie, Inv.nr. G 8941; vormals Görlitz, Kaiser-Friedrich-Museum.[5]
  • Waldandacht: Linz, Oberösterreichisches Landesmuseum, Inv.nr. G1847.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich von Boetticher (Kunsthistoriker): Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte I.2, Dresden 1895.
  • Albert Dessow (Bearb.): Kunst und Künstler in Frankfurt am Main im neunzehnten Jahrhundert. Herausgegeben auf Veranlassung des Frankfurter Kunstvereins (= Biographisches Lexikon der Frankfurter Künstler im neunzehnten Jahrhundert. Band 2). Frankfurt a. M. 1909.
  • Dresslers Kunsthandbuch 1921.
  • Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler, vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Literarische Anstalt Rütten & Loening, Band 3, Frankfurt / Main 1921.
  • Lindenschmit, Hermann. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 23: Leitenstorfer–Mander. E. A. Seemann, Leipzig 1929, S. 242 (biblos.pk.edu.pl).
  • Lindenschmit, Hermann. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 3: K–P. E. A. Seemann, Leipzig 1956, S. 235 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst. Münchner Maler im 19. Jahrhundert. Band 3, München 1982.
  • Emanuel Bénézit (Hrsg.): Dictionnaire Critique et Documentaire des Peintres, Sculpteurs, Dessinateurs et Graveurs de tous les temps et de tous les pays. Band VIII 1999, S. 678.
  • Siegfried Weiß: Berufswunsch Kunst. Maler, Grafiker, Bildhauer. Ehemalige Schüler des Münchner Maximiliansgymnasiums der Jahre 1849 bis 1918. Allitera Verlag, München 2012, ISBN 978-3-86906-475-8, S. 289–292 (Abb.).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hermann Lindenschmit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jahresbericht über das K. Maximilians-Gymnasium in München für das Schuljahr 1872/73 bis 1873/74.
  2. 03195 Hermann Lindenschmit. In: Matrikelbuch 1841–1884. matrikel.adbk.de Abgerufen am 27. November 2015.
  3. Völkischer Beobachter. Nr. 256, 13. September 1937.
  4. Völkischer Beobachter. Nr. 257, 14. September 1937.
  5. Das bei Thieme-Becker (1929) in der Sammlung des Kaiser-Friedrich-Museums in Görlitz erwähnte Gemälde Tiroler Küche (Öl/Lwd., 58 × 73 cm, Inv.nr. BK 333), wurde in den 1930er Jahren im Tausch gegen ein anderes Gemälde abgegeben (Auskunft Kai Wenzel, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Abt. Kunst und Wissenschaftsgeschichte, 14. Mai 2013)
  6. Brigitte Heinzl: Die Gemäldesammlung der kunsthistorischen Abteilung des OÖ. Landesmuseums in Linz. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 124, I. Abhandlungen, Linz 1979, S. 130 (zobodat.at [PDF]).